Beim Retten der Kitze gehen die Helfer sehr vorsichtig vor. Foto: Flugmodus BK

Der Verein Flugmodus BK hat in dieser Saison rund 1900 Wiesen abgeflogen – die Einsätze forderten Piloten und Helfer. Eine Rettungsaktion stach in diesem Jahr besonders heraus.

Eine Herde von 544 Rehen auf einem Fleck – das ist ziemlich unvorstellbar. Nicht nur, weil die Tiere meist als Einzelgänger leben, sondern auch, weil die Zahl so hoch ist. Doch so viele Rehkitze hat der Verein Flugmodus BK in dieser Saison vor dem Mähtod gerettet. Einzeln natürlich, und möglicherweise hatten einige der Tiere das Glück, nicht nur einmal in einem Wäschekorb der Rehkitzretter zu landen. Trotzdem: Die Zahl der geretteten Kitze ist riesig, möglicherweise sogar noch höher, denn fast 300 weitere Kitze haben das Weite gesucht. Bleibt zu hoffen, dass sie sich danach nicht wieder in der zu mähenden Wiese niedergelassen haben.

Die Kitzretter rund um Andreas Metz, Stefanie Schlotterbeck und Stefanie Stärk sind seit dem Jahr 2020 als Verein aktiv. Flugmodus BK bietet Landwirten an, deren Wiesen vor dem Mähen mit Wärmebild-Drohnen nach versteckten Rehkitzen abzusuchen. Die Tiere haben in den ersten Tagen nach ihrer Geburt keinen Fluchtinstinkt. Ihr Überlebenstrick ist das Stillliegen und ihre fast perfekte Tarnung. Beides hilft gegen ein herannahendes Mähwerk allerdings nichts. Die Drohnenpiloten lotsen ihre Helfer zu den Kitzen, damit diese die Tiere einfangen und mit Handschuhen in grasgepolsterte Wäschekörbe packen können. Dort bleiben die Kitze, bis die Wiese gemäht ist. Dann werden sie wieder freigelassen.

Für die Wäschekörbe war es in diesem Jahr voraussichtlich die letzte Saison: Dank einer Spendenaktion stellen die Rehkitzretter im Rems-Murr-Kreis nun auf faltbare Hundetransportboxen um. Diese sind erstens besser zu transportieren, zweitens bergen sie weniger Verletzungsrisiko. Und drittens ist die Chance mit den neuen Körben kleiner, dass Kitze entkommen oder von wohlmeinenden, aber ahnungslosen Passanten befreit und so dem Mähtod ausgeliefert werden.

Der Verein braucht weitere Drohnenpiloten und Helfer

Die diesjährige Saison startete wegen des Regenwetters Anfang Mai relativ spät – dafür kamen die Einsätze für die Helfer aber geballt: 33 Tage am Stück – für die Piloten und Helfer waren die Einsätze äußerst kräftezehrend. In den sehr frühen Morgenstunden ging es los, für jedes der ehrenamtlichen Teams, deren Mitglieder oft berufstätig sind, standen meist mehrere Wiesen auf dem Programm. Obwohl insgesamt 15 Drohnenteams im Einsatz waren – neben acht vom Verein selbst beteiligten sich auch die Rettungshundestaffel, die Kreisjägervereinigungen Backnang und Waiblingen sowie ein weiterer Jäger – hat der Verein weitere Ausbaupläne. „Wir benötigen für die nächste Saison auf jeden Fall noch mehr Drohnen“, sagt Metz. Dazu brauche es dann auch noch einige verlässliche Piloten und Helfer. „Jede Drohne sollte möglichst doppelt besetzt sein, um die Piloten zu entlasten.“

Dramatische Rettungsaktion im Feld

Bislang hat sich die Zahl von Freiwilligen jedes Jahr deutlich gesteigert – was sich natürlich auch auf die Zahl der geretteten Rehkitze und der abgesuchten Wiesen auswirkt. Rund 1900 Wiesen kontrollierte Flugmodus BK in diesem Jahr auf Rehkitze – eine Fläche von insgesamt 3073 Hektar.

Nicht alle der Einsätze verliefen nach Schema F. So starteten Flugmodus-Aktive etwa Mitte Juni eine aufwendige Rettungsaktion für die drei Kitze einer Geiß, die nach einem Verkehrsunfall gestorben war. Mehr als 25 Freiwillige kamen zusammen, um die Wiese abzusperren und die Kitze, die nach ihrer toten Mutter fiepend im Gras lagen, einzufangen. Der Aufwand hatte Erfolg: Alle drei Kitze kamen in eine Wildauffangstation in Bad Wurzach, die sie später wieder auswildern wird.

Auch seinen Aktionsradius wird der Verein Flugmodus BK im kommenden Jahr wohl erweitern: Die Gegend um Kaisersbach und Welzheim etwa konnten die Kitzretter in diesem Jahr noch nicht abdecken. Möglicherweise wird sich dies in der Saison 2024 allerdings ändern.