Im April wurde der Schaden entdeckt. Seitdem warten die Eltern auf eine Lösung. Foto: Friedel

Seit fünf Monaten ist in der Einrichtung Linzer Straße aufgrund eines Wasserschadens kein regulärer Kindergartenbetrieb mehr möglich. Das wollen einige Eltern nicht länger hinnehmen und haben angekündigt, nicht mehr den vollen Betreuungsbetrag zu zahlen.

Feuerbach - Die Kinder mussten bis vor kurzem in dicke Jacken gehüllt in einem provisorischen Zelt-Pavillon essen. Die Eltern reagieren zunehmend genervt und die Erzieherinnen der städtischen Kindertagesstätte Linzer Straße 96 sind am Rande ihrer Kräfte angelangt.

Seit Mai dieses Jahres befinden sich die 36 Kinder und Mitarbeiter auf einer permanenten Baustelle. „Dieser Kita-Notbetrieb und die Verzögerungen der zuständigen Ämter zur Beschaffung eines Ersatzquartiers hat bei den Kindern schon deutlich negative Auswirkungen“, sagt ein Vater, dessen fünfjährige Tochter die Einrichtung besucht.

Eltern kündigen an, nicht mehr den vollen Betrag zu zahlen

Seit Monaten wartet er auf eine akzeptable Lösung. Nun geht er auf die Barrikaden: „Offensichtlich gibt es zwischen den Behörden, beziehungsweise den zuständigen Ämtern erhebliche Kompetenz- und Abstimmungsschwierigkeiten in diesem Fall. Das führt zu einer Verschleppung auf Kosten unserer Kinder“, wendet er sich in einem schriftlichen Beschwerdebrief an Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer und Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle.

Er kündigt an, dass er nicht länger gewillt ist, den unhaltbaren Zustand zu ertragen. „Bis zu einer Normalisierung des Kindergartenbetriebs werde ich meinen regulären monatlichen Betreuungsbetrag von etwa 200 Euro an die Stadtkasse um eine bestimmte Summe reduzieren.“ Denn aus seiner Sicht sei der mit der Kommune nach dem Einsteinkonzept vertraglich festgelegte Kindergartenbetrieb seit längerem nicht mehr gewährleistet.

Auch andere Eltern kündigen an, rückwirkend für September und im Oktober nicht mehr den vollen Kita-Betrag zu überweisen: „Ein regulärer Kindergartenbetrieb wie wir ihn mit dem Jugendamt der Stadt Stuttgart für unseren Sohn vereinbart haben, findet derzeit nicht statt“, schreiben Anke und Ralf Eschenbacher an den OB. Wobei sie bei aller Kritik an den zuständigen Ämtern auch hervorheben, dass das Personal der Kindertagesstätte außerordentlich bemüht ist, die Zustände erträglich zu gestalten und zum üblichen Arbeitsumfang auch noch organisatorische Zusatzaufgaben im Zusammenhang mit dem Schadensfall zu bewältigen hat.

Die Ursache für den Schaden war ein defektes Abwasserrohr

Zur Vorgeschichte: Am 16. April 2012 entdeckten Handwerker einen Wasserschaden im Gebäude der Kindertageseinrichtung. Die Ursache war ein offenbar schon längere Zeit defektes Abwasserrohr (wir berichteten). Das Wasser war ins Fundament des Bauwerks eingedrungen. Die Feuchtigkeit hatte auch das Dämmmaterial angegriffen. Schimmelbefall wurde entdeckt. Der gesamte Sockel und Fußboden der erst 1999 erbauten Kita wird derzeit entfernt und erneuert, die Kosten der Maßnahme belaufen sich voraussichtlich auf 170 000 Euro. Die Stadt rechnet damit, dass die Reparaturen an dem Kita-Gebäude im Mai 2013 abgeschlossen sein werden.

Vom 19. November an sollen Container auf einem benachbarten Parkplatz als Übergangsquartier aufgestellt werden. Es sei geplant, dass das 108 Quadratmeter große Container-Gebäude mit vier Gruppenräumen, Küche und Sanitärbereich am 23. November bezugsfertig sei, sagten Toni Bohlmann und Katja Kaphun vom Amt für Liegenschaften und Wohnen im Bezirksbeirat. Man sei bei der Planung auf die Wünsche des Jugendamts eingegangen. Die Kosten betragen rund 100 000 Euro.

Am großen Ratstisch im Zimmer 211 des Bezirksamtes herrschte am vergangenen Dienstag Fassungslosigkeit, als dieser Sachverhalt behandelt wurde. Es sei sehr enttäuschend, dass die Aufstellung der Container erst Ende November erfolgen soll. „Der Schaden ist ja relativ lang bekannt“, drückte sich Marcus Lorenz (Freie Wähler) diplomatisch aus.

Der Bezirksbeirat kritisiert

Sein Fraktionskollege Jochen Heidenwag fand deutlichere Worte: „Ich finde es einen Riesenskandal.“ Es sei unzumutbar, dass die Behörden so lange brauchen, um ein „paar Container zu bestellen“. Robert Thurner (SPD) fragte angesichts der Abstimmungsprobleme: „Wer von den Ämtern hat hier eigentlich den Hut auf?“ Reiner Götz (Grüne) war erstaunt: „Mich wundert, dass jetzt erst Maßnahmen ergriffen werden.“ In so einem Fall müsse doch einer die Vollmacht bekommen, um sich der Sache anzunehmen.

Die Eltern wundern sich schon lange nicht mehr über das Wirrwarr der Zuständigkeiten und den laxen Umgang der Ämter mit dem Problem. „Wir haben bis heute keine verbindliche Zusage, wann die Container aufgestellt werden“, sagt der betroffene Vater. Er fordert eine verbindliche Terminauskunft und verlangt jetzt zudem vom Gesundheitsamt eine „schriftliche Bestätigung, dass die Interimslösung im beschädigten Linzerhaus gesundheitlich für die Kinder unbedenklich ist“.