In Stuttgart fehlen Kita-Plätze. Foto: dpa

Für Kinderrechte und das Kindeswohl setzt sich OB Kuhn oft und gern ein. Beim Thema Platzmangel in Kitas und unterausgestatteten Schulen wartet man vergeblich auf den Tempomacher, meint unsere Redakteurin Barbara Czimmer.

Stuttgart - Kinderfreundlichkeit ist für jede Stadt der Humus, der Familien gedeihen lässt und hält. Alt-OB Wolfgang Schuster zog diese Karte, um der Stadtflucht und der Überalterung entgegenzuwirken. Sein Nachfolger Fritz Kuhn folgt ihm in der Wertschätzung des Themas, er steht aber vor einer anderen Situation: Nie war die Zahl der Geburten in den vergangenen 20 Jahren so hoch wie heute, nie war der kulturelle Hintergrund der Kinder bunter, selten das soziale Niveau so unterschiedlich. Darauf muss Kuhn reagieren.

Siegel als Beweis

Er lenkt den Blick auf das Kindeswohl, das besonders in prekären Verhältnissen bedroht ist. Er unterstützt Beteiligungsprozesse, um zu integrieren. Und es gehört zu seinem Selbstverständnis, sich um die Einhaltung der Menschenrechte zu sorgen.

Erfolg auf diesen Feldern stellt sich oft nur langsam ein, meist unbemerkt von der Öffentlichkeit. Um ihn bildhaft zu machen, braucht Kuhn einen wertenden Blick von außen, ein Siegel als Beweis, auch als Prozess-Auslöser.

Er verfolgt die Idee mit Verve, er hat den Rückhalt im Gemeinderat und im Dezember ordentliche Summen und zusätzliches Personal bekommen, um die gesteckten Ziele aus der Konzeption Kinderfreundliches Stuttgart zu erreichen. Das ist gut so. Gelegentlich vermisst man im politischen Alltag jedoch, dass Kuhn Lösungen fordert oder vorschlägt. Etwa, wenn es um fehlende Kita-Plätze, um Schulausstattung oder um Sicherheit geht. An der Stelle drückt viele Familien der Schuh. Sie warten auf Beschleunigung durch einen, der es ernst meint mit der Kinderfreundlichkeit.