Am Ground Zero in New York jubelt ein Amerikaner über den Tod von Osama bin Laden. Foto: EPA

Bundesregierung warnt vor Racheakten von Islamisten – 130 "Gefährder" in Deutschland.

Washington/Berlin/ Stuttgart - Eine US-Spezialeinheit hat den lange gesuchten Topterroristen Osama bin Laden getötet. Deutschland atmet auf - und fürchtet zugleich die Rache seiner Anhänger. Der Bundesinnenminister sieht aber derzeit keinen Anlass für verschärfte Sicherheitsmaßnahmen.

Der meistgesuchte Terrorist der Welt ist tot. US-Elitesoldaten erschossen El-Kaida-Chef Osama bin Laden bei einer gezielten Kommandoaktion in Pakistan - knapp zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Angeblich starb der 54-Jährige durch einen Kopfschuss. Es habe sich um eine "Kill Mission" gehandelt - eine gezielte Liquidation, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf offizielle Quellen. Eine Festnahme sei nicht das Ziel gewesen. Bin Ladens Leiche sei umgehend im Meer bestattet worden. Noch während US-Präsident Barack Obama den Tod bin Ladens verkündete, feierten jubelnde Massen vor allem in Washington und New York.

Bin Laden wurde kurz vor seiner Tötung durch US-Spezialkräfte in Pakistan von seiner Ehefrau namentlich identifiziert. Das teilte das Pentagon am Montag in Washington mit. Eine Erbgut-Analyse bestätigte laut CNN eindeutig, dass er tot ist. Eine DNA-Probe bin Ladens war mit Erbgut von Verwandten abgeglichen worden.

"Der Tod von Osama bin Laden bedeutet keinesfalls Entwarnung"

Weltweit wächst nun die Angst vor Vergeltungsschlägen. Bundesregierung und Sicherheitsexperten riefen die Bürger am Montag dazu auf, wachsam zu sein, aber nicht in Panik zu verfallen. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) gab sich in München kurz vor seiner USA-Reise betont gelassen. Anlass, die erst im Februar verringerten Sicherheitsvorkehrungen wieder hochzufahren, sah er zunächst nicht.

"Der Tod von Osama bin Laden bedeutet keinesfalls Entwarnung", so Landesinnenminister Heribert Rech (CDU). Besonders US-Einrichtungen im Südwesten würden verstärkt überwacht. Laut Verfassungsschutz besteht auch im Land ein unverändert hoher Grad an abstrakter Gefährdung: "Da ist was, da brodelt was, und wir können nie ausschließen, dass jemand tätig wird", sagte Herbert Müller, Leiter der Islamismus-Abteilung beim Landesamt, unserer Zeitung.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) kritisierte in unserer Zeitung: "Unsere Sicherheitsgesetze haben den Nachrichtendiensten derart umfassende Befugnisse eingeräumt, dass die Wahrscheinlichkeit gestiegen ist, dass immer mehr unbescholtene Bürger ins Visier der Dienste geraten. Es darf nicht sein, dass sich immer mehr Bürger pauschal dem Verdacht ausgesetzt sehen, potenziell gefährlich zu sein."

Erst am vergangenen Wochenende erinnerte der Chef des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, nach der Festnahme von drei mutmaßlichen El-Kaida-Mitgliedern in Nordrhein-Westfalen daran, dass es in Deutschland etwa 130 "Gefährder" gibt.