Besucher fotografieren auf dem Platz vor dem Petersdom in Rom die Weihnachtskrippe. Foto: imago/Matteo Nardone

Vor 800 Jahren wurde in einem kleinen Städtchen in den Sabiner Bergen der Legende nach die erste Krippe gezeigt – vom heiligen Franz von Assisi. Auch der aktuelle Pontifex ist ein großer Fan der volkstümlichen Tradition.

Der armselige Stall von Bethlehem, das Jesuskind auf Stroh in der Futterkrippe, Maria und Josef, der Ochs und der Esel, die Hirten, eventuell auch noch die drei Könige: Jahrhundertelang war die figürliche Darstellung der Krippe das Symbol für die Weihnachtszeit schlechthin gewesen. Viel mehr als der – heidnische – Weihnachtsbaum, und in katholischen Ländern wie Italien ist sie es bis heute geblieben.

Die wenigsten Menschen freilich wissen, von wem die Tradition ins Leben gerufen wurde: Es war Franz von Assisi gewesen, der vor 800 Jahren in einer Grotte in der Nähe des kleinen Städtchen Greccio in den Sabiner Bergen 80 Kilometer nordöstlich von Rom die erste Krippe aufgebaut haben soll, um die Geburt Jesu nachzustellen. An der Stelle wurde später ein Kloster gebaut.

Die erste Krippe vor 800 Jahren war eine Lebenkrippe

Die erste Krippe von Greccio war eine Lebendkrippe: Laut dem Biografen von Franz von Assisi, Tommaso da Celano, waren der Adlige Giovanni Velita, seine Frau Alticama sowie drei Ordensbrüder des Heiligen und einige Hirten die Darsteller. Auch Ochs und Esel seien schon präsent gewesen. Der örtliche Priester habe vor der Krippe die Eucharistie gefeiert, um an den inneren Zusammenhang mit der Menschwerdung Gottes zu erinnern. Die Bevölkerung Greccios habe angesichts der Darstellung der Weihnachtsszene eine „zuvor nie gekannte Freude“ empfunden, berichtet der Chronist.

Auch Papst Franziskus, der mit der Wahl seines Papstnamens bewusst seine Bewunderung für Franz von Assisi ausdrücken wollte, ist ein großer Anhänger der von seinem Namenspatron gegründeten Tradition. „Im Hause meiner Eltern in Buenos Aires hat dieses weihnachtliche Zeichen nie gefehlt, die Krippe kam vor dem Weihnachtsbaum“, schreibt der katholische Oberhirte im Vorwort seines kürzlich erschienenen Buchs „Il mio presepe. Vi racconto i personaggi di Natale“ („Meine Krippe. Ich beschreibe euch die Persönlichkeiten der Weihnachtsgeschichte“). In der Krippe hätten die Hirten das Antlitz Gottes „in seiner Kleinheit“ erkannt, so der Papst. Es seien gerade die kleinen Dinge, die den Weg zu Gott wiesen.

Der Papst ist ein großer Fan von Weihnachtskrippen

Die Engel hätten die Hirten auf ein Kind hingewiesen, das im Stall geboren wurde. „Das ist kein Zeichen von Macht, Selbstgenügsamkeit oder Stolz. Nein. Der ewige Gott erniedrigt sich in einem wehrlosen, sanftmütigen, demütigen Menschen. Gott hat sich herabgelassen, damit wir mit ihm gehen können und damit er sich an unsere Seite stellt, nicht über und weg von uns“, betont Franziskus.

Die Krippe sei nichts anderes als „ein lebendiges Evangelium, das von den Seiten der Heiligen Schrift nur so überquelle“, schreibt der Papst. Das Erstaunen und das Sichwundern seien die Gefühle, die alle Menschen, die kleinen und die großen, beim Betrachten einer Krippe erfüllten.

Franziskus preist Momente der Stille und des Gebets

In seinem neuen Buch hat Franziskus einige seiner zahlreichen Texte über die Weihnachtskrippe und ihre Bedeutung zusammengefasst. Einmal, im Jahr 2019, hat er den Krippen sogar ein eigenes apostolisches Schreiben gewidmet: „Admirabile Signum“ – wunderbares Zeichen. Auch mit diesem Schreiben unterstütze er „die schöne Tradition in unseren Familien“, vor Weihnachten eine Krippe aufzubauen, aber auch „den guten Brauch, sie am Arbeitsplatz, in Schulen, Krankenhäusern, Gefängnissen, auf öffentlichen Plätzen usw. aufzustellen“, schrieb der Papst damals. „Vor der Weihnachtskrippe entdecken wir, wie wichtig es für unser so oft hektisches Leben ist, Momente der Stille und des Gebets zu finden“, so Franziskus.

Natürlich wird auch die diesjährige Krippe auf dem Petersplatz in Rom an ihre Erfindung vor 800 Jahren durch den Heiligen Franz erinnern: Sie wurde gebaut von Handwerkern der Provinz Rieti, zu dem Greccio gehört, und ist dem Original im Wallfahrtsort nachempfunden. Der 25 Meter hohe Weihnachtsbaum dagegen stammt in diesem Jahr aus der piemontesischen Provinz Cuneo. Eingeweiht werden Krippe und Baum am 9. Dezember durch den Leiter der Vatikanstaatsverwaltung, Kardinal Fernando Vergez Alzaga. Das Ensemble bleibt bis zum liturgischen Ende der Weihnachtszeit am 7. Januar stehen.