Ausgewählte Szenerien des Stalls von Bethlehem zeigt das Württemberg-Haus in Beutelsbach von diesem Sonntag, 26. November, an. Zu sehen sind faltbare Krippen aus Papier, filigrane Kunstwerke – und Szenerien eines Spielzeugherstellers.
Die Adventszeit steht bald an. „Zur Krippe her kommet“ heißt es dann wieder, wenn der Weihnachtsliedklassiker vielerorts gesungen wird. In Weinstadt-Beutelsbach dagegen müsste es eher lauten: Zum Württemberg-Haus her kommet. Denn pünktlich zum Start der Vorweihnachtszeit eröffnet dort an diesem Sonntag eine Sonderausstellung.
Unter dem Titel des bekannten Kirchenliedes, dessen Text der Pfarrer Christoph von Schmid Anfang des 19. Jahrhunderts dichtete, zeigt die Schau Krippen aller Couleur. Kuratiert hat sie Roland Birkle. Dabei präsentiert der 74-Jährige aus Althütte zahlreiche Stücke aus seiner eigenen Sammlung sowie aus den Beständen eines verstorbenen Freundes aus Thüringen. Dazu sind Leihgaben aus Weinstadt zu sehen.
Die Idee: Weg von der klassischen Figurenkrippe
Für Birkle ist es bei Weitem nicht die erste Ausstellung. Mehr als 100 zu „allen möglichen Themen“ habe er in den vergangenen 25 Jahren gehabt, erzählt der Sammler aus Leidenschaft, der seit seiner Kindheit vielerlei Dinge zusammengetragen hat, etwa von Baukästen aller Art bis hin zu Märchen. Zu Letzterem zeigt Roland Birkle nahezu zeitgleich mit der Schau im Württemberg-Haus eine Themenausstellung im Museum Remshalden. Mit seinen Krippen erstmals nach Weinstadt geholt hat ihn Bernd Breyvogel „auf der Suche nach schönen Sammlerausstellungen“, wie der Stadtarchivar aus Weinstadt erklärt: „Die Idee war, weg von der klassischen Figurenkrippe, wie man sie vor allem aus Oberammergau her kennt, die ganze Vielfalt von Krippen in Material, Stil und Herkunft zu zeigen.“
Das ist gelungen. So faszinieren zum Beispiel Klappkrippen aus Papier mit ihren detailreichen, dreidimensionalen Szenerien, die sie aufgeschlagen entfalten. Diese Krippenvariante, die sich nach den Festtagen zusammengefaltet platzsparend in jedem Bücherregal verstauen lässt, kennt der pensionierte Religionslehrer noch aus eigenen Kindertagen. Auch Breyvogel zeigt sich beeindruckt von dem großen Effekt, den die Pop-up-Krippen mit einfachen Mitteln erzielen. Eine weitere Gut-und-günstig-Variante des Stalls von Bethlehem sind aus Bastelbögen gefertigte Papierkrippen. Dabei stellt Birkle den ausgeschnittenen und auf Karton oder Holz gezogenen Figuren in Vitrinen immer wieder in Rahmen aufgehängte, noch unbearbeitete Rohformen gegenüber.
Die gesamte Heilige Familie ist dunkelhäutig
Besonders interessant sind auch die verschiedenen Krippenspielfiguren, von Exemplaren aus den 1920er Jahren bis hin zu Playmobil-Figuren aus heutiger Zeit. Ihnen gegenüber stehen in einem andern Glasschrank Krippenfiguren aus Nigeria. Das Außergewöhnliche hier: Die gesamte Heilige Familie ist dunkelhäutig dargestellt und nicht wie sonst häufig lediglich nur einer der drei Weisen, die aus dem Morgenland gekommen sind, um vor dem neugeborenen Heiland niederzuknien.
Niederknien, das sollten auch Betrachter der neuen Ausstellung dann und wann vor den Schaukästen. Denn nur so lassen sich die Krippen auf den unteren Glasböden in ihrer Gesamtheit wirklich erfassen. Insbesondere gilt dies für die gezeigten Margarinefiguren der 1950er Jahre. Doch machen nicht nur figürliche Darstellungen unterschiedlichster Art die Krippen-Ausstellung aus, sondern auch ergänzende Bilderbücher, Zeitschriften, Schallplattencover, Briefmarken und Ansichtskarten zum Thema.
Termine zur Krippen-Ausstellung
Eröffnung
Ab Sonntag, 26. November, kann die Sonderausstellung „Zur Krippe her kommet“ im Württemberg-Haus, Stiftstraße 11 in Weinstadt, besichtigt werden. Eröffnet wird sie um 11.15 Uhr. Roland Birkle führt in die von ihm gestaltete Schau ein.
Führungen
An den Donnerstagen 7. und 14. Dezember erläutert der Kurator und Sammler jeweils von 19 Uhr an die Exponate.
Workshops
Für Kinder bietet die Kunstschule Workshops für Kunst und Keramik an: Am Freitag, 1. Dezember, von 15 bis 17 Uhr für Sechs- bis Neunjährige und am Tag darauf von 10 bis 12 Uhr für Zehn- bis 13-Jährige. Dabei dürfen die Kinder und Jugendliche Tonfiguren fertigen und bemalen, die später gebrannt werden. Die Teilnahme kostet inklusive Material 22 Euro. Der Treffpunkt ist das Württemberg-Haus. Wer mitmachen will, muss sich anmelden per Mail an kunstundkeramik@gmx.de oder telefonisch unter 0 71 51/36 05 15.
Zeiten
Bis zum 4. Februar ist die Schau kostenfrei zu sehen, immer samstags jeweils von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 13 bis 17 Uhr, dazu auf Anfrage per Mail an wuerttemberg-haus@weinstadt.de oder unter der Nummer 0 71 51/9 85 47 98.