Im November vergangenen Jahres hat Bischof Gebhard Fürst per Dekret die Taufe durch Laien ermöglicht. Jetzt wird es umgesetzt. In Bad Cannstatt darf Silke Jourdan künftig taufen.
Sie ist eine von vier Pastoralreferentinnen aus Stuttgart, die am 8. November von Bischof Gebhard Fürst im Dom in Rottenburg bei einem Gottesdienst eingesetzt werden. Am 18. November ist es soweit, dann hat Silke Jourdan ihre erste Taufe in Liebfrauen. „Ich bin in großer Vorfreude“, sagt die 46-jährige gebürtige Ruiterin, die aus Wernau stammt. Seit 2012 ist sie als Pastoralreferentin für die Gesamtkirchengemeinde Bad Cannstatt mit Münster tätig, die etwa 12 500 Gläubige zählt.
Jourdan ist für zwölf Kitas zuständig
Ihr Arbeitsfeld hat viel mit Kindern und Familien zu tun: Sie ist Ansprechpartnerin für zwölf katholisch geführte Kitas und Kindergärten in Bad Cannstatt. Auch ist sie Seelsorgerin für Familien. „Wenn ich um 16 Uhr durch Bad Cannstatt laufe, muss ich viel Zeit einplanen.“ Da trifft Jourdan viele Familien. Schließlich ist sie bereits zehn Jahre hier: Die ersten Kommunionskinder, die ich vorbereitet habe, waren damals neun Jahre alt und haben jetzt ihr Abitur gemacht, stellt sie fest. Neben dem Beerdigungsdienst, den sie bereits übernahm, kommt jetzt noch das besonders Schöne hinzu: Taufen zu erteilen, eines von sieben Sakramenten, das sonst nur Geweihte spenden dürfen. Schon früher hat sich die Pastoralreferentin über die kleinen Menschen gefreut und jetzt darf sie auch noch die besonderen Feiern ausrichten. Denn der Kirchengemeinderat hat sie dafür vorgeschlagen.
Kurs zur Erteilung der Taufe
Für die Erteilung der Taufe hat sie einen Kurs besucht, der zweimal online stattgefunden hat und zwei Tage in Untermachtal. Dort wurde die Taufe auch geübt. Jourdan hat allerdings bereits praktische Erfahrungen, sagt sie. Sie durfte bei Pfarrer Andreas Krause bei der Ausarbeitung der Taufvorbereitung in Liebfrauen mitarbeiten und auch der Vorbereitung mit den Familien und Ansprachen halten. „Ich konnte einzelne Elemente übernehmen“, sagt sie. Im Kurs half ihr das viel, weil sie schon einiges wusste. Auch bei Krauses Vorgänger, Pfarrer Martin Kneer, hat sie ihm einmal bei einer Taufe die Stimme geliehen als er heiser war.
Pastoralteam erlebt sie als sehr gleichberechtigt
Jourdan erlebt sich in ihrem Team als sehr gleichberechtigt. „Wir im Pastoralteam sind da absolut auf Augenhöhe.“ Die Öffentlichkeit nehme aber wahr, dass alle Sakramente bislang nur dem Priester vorbehalten sind, Ausnahme sind Nottaufen. Die Pastoralreferentin wünscht sich, „dass sich die Kirche weniger mit sich selbst beschäftigt, sondern schaut, wo sie gut und heilsam sein kann“. Es gehe viel Nähe verloren. Zum Beispiel, da nur Priester die Krankensalbung machen dürfen.
Jourdan hat Theologie studiert
Silke Jourdan hat Theologie in Tübingen und Paris studiert, „um Pastoralreferentin zu werden und auch mit dem Gedanken, wer weiß, was alles wird“. Sie kann hinter den Forderungen der Bewegung Maria 2.0 stehen, ist aber bei der Initiative nicht aktiv. Bei dem Taufkurs waren Frauen dabei, die sich dort auch engagieren, berichtet sie.
Dass sie nun auch taufen darf, sieht Jourdan „als Ermutigung, in der Kirche zu bleiben“. Denen, die ausgetreten sind, schreibt sie. Und sie freut sich, dass sie nun diesen nun tatsächlich erklären kann, dass sich etwas getan hat. Zu ihren Wünschen zählt, „eine glaubwürdige Gleichberechtigung, dass es glaubwürdig ist und man glaubwürdig davon erzählen kann.“
Die Taufe und die sieben Sakramente
Die Taufe
beginnt bei den Katholiken vor der Kirchentür. Die Familie trifft sich dort, wird begrüßt und vom Priester oder dem Taufe erteilenden gefragt, was die Eltern denn möchten. Der Täufling wird vorgestellt. Dann gibt es eine Fürbitte und der Täufling erhält ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet, bevor es in die Kirche geht. In der Kirche wird am Taufstein der eigentliche Taufakt, die Aufnahme des Kindes in die Kirche mit Wasser und Segen vollzogen. „Damit wird auch der Anfang des Christwesens symbolisiert“, erklärt Jourdan. Sie trägt eine Albe, ein weißes liturgisches Gewand bei der Taufe, bei Beerdigungen oder anderen kirchlichen Feiern, an denen sie mitwirkt. Während sie das schlichte Gewand hat, tragen die Pfarrer zusätzlich eine Stola.
Die sieben Sakramente
Die sieben Sakramente der katholischen Kirche sind Taufe, Kommunion, Firmung, Ehe, Versöhnung, Krankensalbung und Priesterweihe.