Wataru Endo (Nummer 6) hatte mit Japan bei der WM in Katar viel Grund zum Jubeln Foto: imago

Wie sich der Kapitän des VfB Stuttgart nach wunderbaren Wochen in Katar wieder dem Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga stellt.

Für Wataru Endo war es der Höhepunkt seiner Karriere. Zwei wunderbare Wochen erlebte der Kapitän des VfB Stuttgart bei der WM in Katar. Mit dem dramatischen Sieg gegen Deutschland und dem ebenso dramatischen Weiterkommen. Erst im Achtelfinale war für die Japaner Schluss. Elfmeterschießen war nicht ihre Stärke.

Doch das ist Wüstensand von gestern. Endo ist zurück im Alltag, und der heißt: Abstiegskampf mit dem VfB. In den vergangenen Tagen hat der Kapitän Bekanntschaft mit dem neuen Trainer Bruno Labbadia gemacht. Und nebenbei für ein Interview ein paar seltene Einblicke in sein Privatleben gegeben. Der 29-Jährige lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Stuttgart-Möhringen. „In unserer Straße fahren mehr Kinder mit Fahrrädern als Autos“, erzählte er dem Magazin der Deutschen Fußball Liga (DFL). Eine Garage gibt es vor dem Haus der Endos trotzdem – umgebaut ist sie zu einem Fitnessstudio.

Endo und sein „verrückter Athletiktrainer“

Endo hat „einen verrückten Athletiktrainer“ gefunden, einen „really crazy Trainer“. Gemeint ist das als Kompliment. Ryuichi Kobayashi entwickelte seine Trainingsmethodik selbst, zunächst für sich, denn er startete als Bobfahrer für Japan bei Olympischen Spielen. Nun hilft er Endo. „Kobayashi ist online in Japan und ich in meiner Garage, so arbeiten wir zusammen.“

Auf Kobayashis Anweisung musste Endo sein Becken stärken. Er fragte sich: Warum das Becken? Der Rumpfbereich sei nicht nur für die Stabilität im Zweikampf wichtig, erklärte ihm der ehemalige Bobfahrer, sondern auch um die Beine beim Sprint zu entlasten. Seit drei Jahren arbeiten sie zusammen.

Endo sieht sich als Spätentwickler

Mit Erfolg. Der Mittelfeldspieler zählt zu den lauf- und zweikampfstärksten Spielern der Bundesliga. Dank harter Arbeit. Endo bezeichnet sich selbst als „Spätentwickler.“ Als Schüler bestand er den Eignungstest in der Jugendakademie des viermaligen Japanischen Meisters Yokohama Marinos nicht. „Mein Vater hatte mir schon vorher gesagt: ,Das schaffst du nicht.‘“ Aber Endo Junior wollte nicht hören. Tatsächlich war er körperlich noch nicht sehr entwickelt.

„Früher war ich einer dieser Spieler, die den Ball eher erlaufen als erkämpfen, indem sie dem Gegner geschickt den Spielraum verstellen und auf den Pass lauern“, erzählte er nun. „Als ich dann aber nach Stuttgart wechselte, hatte ich dieses Bild von der Bundesliga im Kopf: In Deutschland musst du in die Zweikämpfe gehen. Deshalb habe ich das bewusst forciert.“ Mit einem Bobfahrer aus Japan – in einer Garage in Möhringen.