Die Großen Vier der digitalen Welt: Apple, Facebook, Microsoft und Google. Wer führt diese Unternehmen. Klicken Sie sich durch Kurzporträts der Firmenchefs. Foto: dapd/dpa

Internetkonzerne ringen um 'Verbraucher und kommen sich immer häufiger ins Gehege.

Stuttgart - Es geht um die Vormachtstellung im weltweiten Netz und bei den mobilen Diensten. Google, Apple, Microsoft und Facebook begnügen sich nicht mehr mit ihrem Kerngeschäft wie Internetsuche oder Textverarbeitung. Jeder will jetzt alles haben.

Mark Zuckerberg, Timothy Cook, Steve Ballmer, Larry Page: Die Namen der Software- und Internetunternehmer haben heute den Klang von Popstars. Ihre IT-Firmen Facebook, Apple, Microsoft und Google stehen für Innovation und Erfolgsgeschichten, wie man sie sonst kaum noch kannte, sie sind die Tycoons des 21. Jahrhunderts. Apple-Gründer Steve Jobs wurde bis vor kurzem wie ein Messias gefeiert, wenn er das neue iPhone oder den flachen Bildschirmcomputer iPad präsentierte. Apple hat mit dem iPod die Musikindustrie, mit dem iPhone den Mobilfunk und jüngst mit dem iPad die Computerindustrie revolutioniert. Apple gilt vielleicht als der innovativste der vier Konzerne und vielleicht auch deshalb als die wertvollste Marke der Welt - obwohl der Konzern beim Umsatz mit 65 Milliarden Dollar (46 Milliarden Euro) nur auf Platz 100 rangiert. Doch im Internet- und IT-Bereich wettet man auch immer auf die Zukunft, die Marke ist das Versprechen, dass es immer besser wird. Das Internet ist ein Geschwindigkeitstreiber: Die Konsumenten sind auf einen Klick Abwechslung gewohnt, auf einen Klick können sie schon wieder weg sein. Firmen wie My Space, AOL, Yahoo oder Netscape haben das schmerzlich erfahren. Einst Stars der Branche, spielen sie keine große Rolle mehr.

Google hat den besten Zugang

Das wissen auch die großen vier. Deshalb verfolgen sie jede Aktion der Konkurrenz mit Argusaugen. Denn sie kämpfen um das gleiche Ziel: die maximale Zeit der Verbraucher zu gewinnen und dazu möglichst viele Daten. Denn diese sind neben dem Verkauf von Software und Geräten die eigentliche Währung des Internets. Um dieses Ziel zu erreichen, wildern die Technik-Giganten in ihren Kerngeschäften: Jeder versucht, alles zu machen.

Der Softwarespezialist Microsoft macht Google mit seiner Suchmaschine Bing Konkurrenz. Der Suchmaschinenspezialist Google greift mit seiner Handy-Software Apple an. Der Mobilgerätehersteller versucht seinen Internet-Zugang Safari gegen Microsofts Internet Explorer besser zu positionieren. Und alle schauen genau hin, welche Dienste das soziale Netzwerk Facebook plant, das in den vergangenen Jahren die größte Dynamik entfaltet hat und weltweit mittlerweile 750 Millionen Nutzer hat.

Doch was will der Nutzer überhaupt? Und was macht er tatsächlich? Googelt er zum Beispiel den neuesten Film oder das italienische Restaurant, oder fragt er eher seine Freunde auf Facebook um Rat? Die Antwort auf simple Fragen wie diese entscheiden darüber, wer der Türöffner für das Internet ist. Derzeit hat Google den besten Zugang - 91 Prozent der Internetgänger in Europa sind bei Google, bei Facebook schauen bereits 65 Prozent vorbei - und oft als erste Anlaufstation. Und wer einmal auf der Seite ist, soll auch dort gehalten werden. Neben Facebook und Google bauen auch Microsoft und Apple ein eigenes Universum, das der Nutzer nicht mehr verlassen soll. Denn dort hinterlassen sie ihre persönlichen Spuren, geben Empfehlungen ab, schreiben Nachrichten, schlagen Begriffe nach. Je länger der Verbraucher bleibt, desto detaillierter ist sein Profil. Und das ist bares Geld wert. Hier wird er beworben, werden seine Daten weiterverkauft.

An das ipad kommt keiner heran

Deshalb hält Facebook die meisten Informationen aus seinen Webseiten von den Suchmaschinen wie Google fern. Andererseits versucht Google, mit seinem neuen sozialen Netzwerk Google Plus Mitglieder von Facebook abzuziehen - momentan eines der spannendsten Experimente im Netz. Andere Konzerne versuchen durch Einkäufe ihre Basis zu vergrößern, manchmal in einem Gewaltakt: So schluckte Microsoft mit der größten Akquisition in der Firmengeschichte den Internet-Telefondienst Skype. Zwar hat Skype derzeit weltweit 660 Millionen Nutzer, aber zuletzt lediglich einen Umsatz von 860 Millionen Dollar (610 Millionen Euro) und dabei einen Verlust von sieben Millionen Dollar (5 Millionen Euro). Auf politische Befindlichkeiten wird da wenig Wert gelegt. Während Google wegen der Zensur auf dem chinesischen Suchmaschinenmarkt auf Sparflamme fährt, kooperiert Microsoft künftig mit Baidu, Chinas Nummer eins unter den Suchmaschinen.

Derzeit überziehen sich Google, Apple und Microsoft mit Klagen in Milliarden-Höhe, meistens geht es um angebliche Patentverletzungen. Am stärksten steht Google unter Druck. Mit dem Kauf von Motorolas Handysparte versucht der Konzern, seine eigene Patentpalette zu erweitern, um bei Niederlagen vor Gericht mit neuen Entwicklungen gegensteuern zu können. Auf diese Weise wird Google immer mehr zur Telefongesellschaft. Dann könnte es auch sein, dass Google künftig sein Betriebssystem Android nach außen abschottet und nur noch für seinen eigenen Mobilfunk verwendet. So wie bereits Apple: Die Kultmarke hat Hard- und Software genau aufeinander abgestimmt und erzielt damit die höchsten Renditen der Branche.

Aber kann Apple nach dem Rückzug von Steve Jobs auch künftig nachlegen? An das iPad kommt bisher keiner der Konkurrenten heran. Doch die Anleger erwarten, dass Apple weiterhin die Techniktrends der Zukunft setzt. Den Wettkampf könnten die Kreativen entscheiden, die IT-Elite kommt vor allem aus den kalifornischen Unis von Harvard und Stanford. Früher gingen die Jungen vor allem zu Microsoft, dann zu Apple und Google, heute ist vor allem Facebook angesagt. Der Kampf um das Internet geht weiter. Wer sich auf den eigenen Erfolgen ausruht, könnte schon bald Geschichte sein.

Auf den nächsten Seiten finden Sie die größten Software- und Internetkonzerne im Profil.

Apple

Apple

  •  Vorstandschef: Timothy Cook
  • Marktwert (Stand 6.9. 2011): 246 Milliarden Euro.
  • Nutzer in Europa/Monat (Quelle: Comscore): 69,72 Millionen (19 Prozent Reichweite).
  • Ursprüngliches Geschäftsmodell: Schön designte, leistungsfähige Computer, die iMacs.
  • Entwicklung Geschäftsmodell: Mobiles Internet macht fast ein Drittel des Umsatzes aus. Musikspieler iPod, Musik-Shop iTunes, Telefon iPhone und Tablet-Computer iPad als Bestseller. Größter Anbieter von mobilen Mini-Programmen, den Apps.
  • Geschäftsmodell Zukunft: Weitere Bestseller für mobile Geräte und Internetanwendungen, Soft- und Hardware perfekt aufeinander abgestimmt.
  • Vorteil: Gilt noch immer als hip und innovativ, schönes Design, einfache Nutzung, große Fangemeinde. Geräte wie iPod, iPhone und iPad gelten als das Original. Hoch profitabel.
  • Nachteil: Keine eigene Suchmaschine. Kaum in sozialen Netzwerken aktiv. Kaum Firmensoftware. Geräte sind teuer. Meist nicht mit der Technik anderer Anbieter kompatibel.
  • System: Geschlossen. Eigenes Betriebssystem iOS, eigener Musik-Shop iTunes, viele Apps.
  • Größter Rivaler: Google (Betriebssysteme für Smartphones und Tablet-PCs).

Facebook

Facebook

  • Chef: Mark Zuckerberg
  • Marktwert: Auf 60 bis 70 Milliarden Euro geschätzt. Börsengang 2012 geplant.
  • Nutzer in Europa/Monat: 240 Millionen Besucher (65,4 Prozent Reichweite).
  • Ursprüngliches Geschäftsmodell: Soziales Netzwerk. Werbung auf eigenen Internetseiten. Vermutlich Weiterverkauf von Nutzerdaten.
  • Entwicklung Geschäftsmodell: Will stärker am Geschäft mit Werbeeinnahmen im Internet partizipieren und Dienste auf der Seite stark ausbauen, zum Beispiel Lokalisierungsdienst Places.
  • Geschäftsmodell Zukunft: Weiterer Ausbau von Diensten, künftig zum Beispiel Videokonferenzen via Skype möglich. Soll Einstiegstor Nummer eins für das Internet werden.
  • Vorteil: Größte Dynamik, enormer Nutzerzuwachs. Wird auch für Firmen immer wichtiger. Nutzer verbringen viel Zeit auf Plattform, Interaktion sehr groß.
  • Nachteil: Werbung auf Facebook wird wenig angeklickt, derzeit geringer Umsatz pro Nutzer (geschätzt 3 Euro pro Jahr).
  • System: Offen. Schirmt Suchanfragen von Google ab.
  • Größter Rivale: Google (Internet-Werbeeinnahmen). 

Microsoft

Microsoft

  •  Vorstandschef: Steve Ballmer
  • Marktwert (Stand 6.9. 2011): 154 Milliarden Euro.
  • Nutzer in Europa/Monat: 270,9 Millionen (73,8 Prozent Reichweite).
  • Ursprüngliches Geschäftsmodell: Verdient einen großen Teil seines Geldes mit Betriebssystem Windows und Bürosoftware Office (z.B. Word, Excel, Outlook). Diese machen rund die Hälfte des Umsatzes, aber rund 80 Prozent des operativen Gewinns aus.
  • Entwicklung Geschäftsmodell: Handy-Betriebssystem Windows Phone 7. Hat den Internet-Telefondienst Skype für 8,5 Milliarden Dollar übernommen. Handy-Allianz mit Nokia. Suchmaschine Bing. Hält 1,6 Prozent an Facebook.
  • Geschäftsmodell Zukunft: Neues Betriebssystem Windows 8 soll auch auf Berührungsbildschirmen laufen. Künftig Zusammenarbeit mit chinesischer Suchmaschine Baidu.
  • Vorteil: Konnte sich schon lange auf dem Markt behaupten.
  • Nachteil: Hinkt im Internet- und Smartphonemarkt weit hinterher. Microsoft-Software spielt bei Smartphones und Tablets kaum eine Rolle. Sehr abhängig von Einnahmen aus Betriebssystem und Office-Programmen. Überteuerter Kauf des Internet-Telefonanbieters Skype für rund 8,5 Milliarden Dollar.
  • System: Weitgehend geschlossen. Computer werden oft nur mit dem Betriebssystem Windows und Office-Programm verkauft.
  • Größte Rivalen: Google und Apple (Handymarkt).

Google

Google

  • Chef: Larry Page
  • Marktwert (Stand 6.9. 2011): 95 Milliarden Euro.
  • Nutzer in Europa/Monat: 333,4 Millionen Besucher (90,9 Prozent Reichweite).
  • Geschäftsmodell ursprünglich: Suchmaschinenbetreiber (mit rund 80 Prozent Anteil Marktführer). Werbung passend zu Suchanfragen der Nutzer.
  • Entwicklung Geschäftsmodell: Ausbau von anderen Webdiensten wie Bildersuche, E-Mail, Karten, Übersetzung, Büroprogramme. Kaufte die Videoplattform You Tube. Hat mit dem Nexus ein eigenes Smartphone. Mit Android Marktführer bei den Handy-Betriebssystemen und Nummer 2 bei Tablet-Betriebssystemen.
  • Künftig: Erneuter Anlauf, ein eigenes soziales Netzwerk zu schaffen, dieses Mal mit Google Plus. Ergebnis bisher vielversprechend. Mehr grafische Werbung mit Bannern, Videos, auf Displays, mehr Werbung auf mobilen Geräten. Laptop-Betriebssystem Chrome. Entwickelt sich mit dem Kauf des Mobilfunkers Motorola zunehmend auch zur Telefongesellschaft.
  • Vorteil: Herausragende Suchtechnik und Verarbeitung von Daten. Bisher noch Anlaufstelle Nummer eins für das Internet.
  • Nachteil: Hat Entwicklung sozialer Netzwerke verschlafen. Stark abhängig von Werbe-Geschäftsmodell.
  • System: Offen. Entwickler und andere Geräteanbieter können mitwirken.
  • Größte Rivalen: Facebook (Konkurrent um Online-Werbung), Apple (mobiles Internet, Handy-Markt).