Felix Kemmling (2. v. re.) sieht viel Arbeit auf den Jugendrat zukommen. Foto: Kratz

Der verdreckte Rohrer See und der Mangel an Bolzplätzen im Ortskern treibt nicht nur die Mitglieder des Jugendrats um. Die Vaihinger Betreuungsstadträte haben sich der Probleme des Nachwuchses angenommen.

Vahingen - Felix Kemmling und seine Mitstreiter im Jugendrat waren nach gut einer Stunde geplättet. „Da liegt viel Arbeit vor uns“, sagte der Sprecher der Vaihinger Nachwuchspolitiker. Es war eine besondere Sitzung, die am Freitagabend im Jugendhaus stattfand. Denn am Tisch saßen nicht nur die Jugendräte sowie Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt und Jugendhausleiter Klaus Hausch, sondern auch die Vaihinger Betreuungsstadträte. Die Nachwuchspolitiker wollten die Projekte vorstellen, die sie in den vergangenen Monaten in Angriff genommen hatten. Und sie wollten von den gestandenen Kommunalpolitikern ein paar Tipps haben, wie sie als Jugendräte ihre Ideen am besten umsetzen können. Und die bekamen sie.

Großes Interesse zeigten die Betreuungsstadträte an dem Wunsch der Jugendräte, dass im Vaihinger Ortskern – beispielsweise im Stadtpark – ein weiterer Bolzplatz gebaut wird. Beim zuständigen Garten-, Friedhofs- und Forstamt haben die Nachwuchspolitiker bereits nachgefragt, ob das möglich wäre. Die Antwort war ernüchternd. Wolfgang Ziegler, Mitarbeiter des Gartenamts, lehnte ab. Der Stadtpark sei für einen Bolzplatz zu klein und der zu erwartende Lärm würde mit Sicherheit zu Konflikten mit den Anwohnern führen, so seine Begründung. Die Jugendräte machten keinen Hehl daraus, dass sie das Argument mit dem Lärm nicht ganz nachvollziehen können. Schließlich befinde sich der Stadtpark in der Nähe von viel befahrenen Straßen.

Roswitha Blind (SPD) gab zu bedenken, dass Ziegler sicher befürchte, dass der Platz zum abendlichen Treffpunkt von Alkohol trinkenden Jugendlichen werde und dieser Lärm gemeint sei. Auch Dorit Loos (CDU) brach eine Lanze für den Mitarbeiter des Gartenamts. „Ich kenne Herrn Ziegler als einen Menschen, der sich gern für die Bürger einsetzt. Wenn er sagt, dass es nicht geht, dann hat er sicher gute Gründe dafür.“

Stadträte ermutigen den Nachwuchs

Dennoch ermutigten die Stadträte die Jugendräte, nicht so schnell die Flinte ins Korn zu werfen. „Auch wir haben immer wieder Ideen und müssen dann erst einmal feststellen, dass sie sich nicht realisieren lassen“, sagte Günter Stübel (FDP). Man müsse in solchen Fällen „zäh an der Sache dran bleiben“. Anna Deparnay-Grunenberg (Grüne) riet dazu, sich Verbündete zu suchen, beispielsweise im Bezirksbeirat und im Gemeinderat. So könne man seiner Idee mehr Gewicht verleihen.

Blind schlug den Jugendräten vor, noch einmal auf Wolfgang Ziegler zuzugehen und mit ihm gemeinsam zu überlegen, was machbar wäre. Das wollen die Jugendräte nun in Angriff nehmen. Loos plädierte dafür, den Fokus auf die Schulen zu legen. „Es muss doch möglich sein, dass die Pausenhöfe zumindest am Wochenende zugänglich sind“, sagte sie. Einen ähnlichen Vorschlag hatte Ziegler den Jugendräten bereits in seiner Antwort vom Oktober 2012 gemacht.

Auch für den Rohrer Park hatten die Jugendräte einige Ideen. Er soll schöner werden. „Wir hatten an das Anlegen einer kleinen Ruheoase auf der großen Wiese gedacht“, sagte Felix Kemmling. Doch auch bei diesem Thema sei man bei der Verwaltung schnell auf Widerstand gestoßen, weshalb man von der Idee wieder abgekommen sei. Für die 15-jährige Friederike Schleid ist die Angelegenheit aber noch nicht erledigt. „Das Wasser ist schmutzig. Der See müsste mal ordentlich gereinigt werden“, sagte sie.

Der Rohrer See soll sauberer werden

Das sahen die Stadträte genauso. „Nicht nur Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen ist es ein Anliegen, dass der See sauberer wird“, sagte Stübel. Roswitha Blind schlug vor, einen fraktionsübergreifenden Antrag zu verfassen. Von der Verwaltung wollen die Kommunalpolitiker unter anderem wissen, wie die Wasserqualität verbessert werden könnte, und was eine grundlegende Reinigung des kleinen Gewässers kosten würde. Günter Stübel kündigte an, den Antrag auszuformulieren.

Die Jugendräte waren sichtlich erfreut, dass ihre Ideen auf so viel Widerhall bei den Stadträten stießen und dass die gestandenen Politiker ankündigten, sich der Probleme des Nachwuchs anzunehmen. Doch die Jugendlichen konnten freilich auch von Projekten berichten, die von Erfolg gekrönt waren. So sei beispielsweise die Disco, zu welcher der Jugendrat vor einiger Zeit einlud, gut besucht gewesen. Und das, obwohl es keinen Alkohol gegeben habe. Im April und Juli soll nun jeweils ein weiteres Mal im Jugendhaus getanzt werden. Außerdem planen die Jugendräte eine Diskussionsveranstaltung, beispielsweise zur bevorstehenden Bundestagswahl.

Am Ende der 90-minütigen Sitzung waren beide Seiten zufrieden. „Das war richtig gut“, sagte Blind. Und Stübel ergänzte: „Das hat richtig Spaß gemacht. Das sollten wir bald wiederholen.“ Nur ein Wermutstropfen blieb. So waren zu der Sitzung am Freitag gerade einmal fünf von insgesamt 16 Jugendräten gekommen. „Ist das immer so?“, fragte Blind im Nachgang der Sitzung den Sprecher des Gremiums. „Meistens schon“, antwortete Kemmling. Und es seien immer die selben, die sich engagieren. „Doch wir haben uns inzwischen daran gewöhnt. Unsere Frustrationsschwelle ist mittlerweile recht hoch.“