„Es ist nicht so, dass mich meine Frau gar nicht mehr sieht“, sagt der Ehrenamtliche Christoph Metzger. Foto: StN

Der Jugendleiter des TSV Uhlbach wird vom DFB in den Club 100 aufgenommen. Für Metzger ist sein Engagement fast selbstverständlich.

Der Jugendleiter des TSV Uhlbach wird vom DFB in den Club 100 aufgenommen. Für Metzger ist sein Engagement fast selbstverständlich.

Stuttgart - Man muss schon eine ziemlich kleine Schriftgröße nehmen, damit alles, was er in den vergangenen Jahren für den TSV Uhlbach geleistet hat, noch auf ein DIN-A4-Blatt passt. Und auch Heinz Mayer, im Vorstand des Fußballbezirks Stuttgart für die Ehrenamtlichen verantwortlich, sagt anerkennend: „Ich wundere mich schon, wie er das alles leisten kann.“ Doch für Christoph Metzger (41), von dem hier die Rede ist, ist sein Wirken fast schon selbstverständlich: „Ich bekomme schon oft gesagt, dass ich recht viel oder gar zu viel mache“, sagt der stellvertretende Abteilungsleiter Fußball und Jugendleiter des TSV Uhlbach, „aber als ich selbst noch aktiv gespielt habe, habe ich von den damaligen Vereinsverantwortlichen auch viel bekommen.“

Nicht bei allen ehemaligen Amateurfuß-ballern ist dieses Denken verbreitet – und deshalb versucht Metzger, schon aktive Spieler als Jugendtrainer zu gewinnen. „Aber es wird immer schwieriger“, sagt der Uhlbacher, „schließlich müssen die Leute in der Regel zwei Abende und einen Samstag pro Woche dafür opfern. Meistens machen’s dann Väter, die früher selbst gekickt haben.“

So engagiert wie Metzger selbst ist so-wieso kaum einer: „Es ist nicht so, dass mich meine Frau gar nicht mehr sieht“, sagt der Jugendleiter, „aber ein paar Abende pro Woche bin ich schon weg. Und am Wochenende versuche ich samstags, zumindest ein oder zwei Jugendspiele anzuschauen – und wenn die erste Mannschaft sonntags ein Heimspiel hat, bin ich auch auf dem Sportplatz.“

„Wer das Thema Jugend beackert, hat es nie einfach“

Angefangen hat Metzgers ehrenamtliche Tätigkeit in den 1990er Jahren – damals übernahm er als aktiver Kicker das Traineramt bei einer Juniorenmannschaft. 1999 wurde er stellvertretender Abteilungsleiter. Seitdem standen vier verschiedene Personen den Fußballern des TSV Uhlbach vor – „aber ich bin immer noch da“, sagt Metzger. Heute trainiert er außerdem die Junioren des Jahrgangs 2004, pflegt die Freundschaft seines TSV zum österreichischen Club SK Maishofen und ist seit zwei Jahren alleiniger Jugendleiter in Uhlbach. Eine Fülle von ehrenamtlichen Tätigkeiten, die den Ehrenamts-Beauftragten des Bezirks beeindruckt: „Wer das Thema Jugend beackert, hat es nie einfach“, sagt Mayer, „und es ist wirklich nicht üblich, dass jemand so engagiert und interessiert ist wie Christoph Metzger.“

Der Bezirk Stuttgart hat ihn dafür in diesem Jahr zum Bezirkssieger der Aktion Ehrenamt erklärt. Und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) dankt Metzger mit der Aufnahme in den Club 100 für sein Engagement. „Seit 2003 gibt es diesen Preis“, berichtet der Uhlbacher, „bislang gab es erst zwei Stuttgarter, die zu dieser Ehre kamen.“ In den exklusiven Club nimmt der DFB in jedem Jahr die 100 fleißigsten Ehrenamtlichen im deutschen Amateurfußball auf – und schenkt ihnen unter anderem eine Reise zu einem Heimspiel der Nationalmannschaft.

Im Herbst 2014 wird es so weit sein. „Dann bekomme ich den frischgebackenen Weltmeister zu sehen“, flachst Metzger. Bis dahin gibt es aber noch viel zu tun – selbst in der vermeintlich fußballfreien Zeit zwischen Dezember und Februar. Metzger winkt ab: „Jetzt müssen wir schon für nächste Saison planen: Wie viele Trainer brauchen wir? Haben wir genug Spieler? Wo muss eine Spielgemeinschaft gebildet werden?“ Hört sich fast so an, als bräuchte man in Zukunft eine Lupe, um den fußballerischen Lebenslauf von Christoph Metzger lesen zu können.