Schüler im englischen Surrey: In vielen Ländern, darunter auch England, sind Schuluniformen üblich. Foto: dpa

Eine Schwieberdinger Schule will die Jogginghose verbieten und löst damit heftige Reaktionen aus - nicht nur bei Schülern und Eltern, auch in den Medien und der Öffentlichkeit. Was spricht für, was spricht gegen eine Kleiderordnung an Schulen? Zwei Stellungnahmen.

PRO: Schuluniform würde Druck von Eltern und Schülern nehmen

Eine Schule erlässt eine harmlose Kleiderordnung, und das Echo ist groß. Warum nur? Andere Länder sind wesentlich strenger. In Nordamerika, Großbritannien, Japan und vielen weiteren Staaten sind Schuluniformen weit verbreitet.

Im aktuellen Fall in Schwieberdingen geht es darum, dass die Schüler halbwegs gut gekleidet zur Schule erscheinen. Das mag wichtig sein, ist aber sicher nicht das Wichtigste. Viel entscheidender wäre es, den Druck von den Eltern und den Schülern zu nehmen, der von dem weit verbreiteten Markenwahn ausgeht.

Die junge Generation von heute steht unter dem Dauerbeschuss der Werbung, die suggeriert: Statussymbole sind alles. Wer sich nicht die teuersten Schuhe, tollsten Hosen und schicksten Hemden leisten kann, ist nichts. Wer nicht mitmacht oder nicht mitmachen kann, wird gemobbt. Sicher nicht überall, aber viele Jugendliche kennen dieses Phänomen.

Eine Schuluniform würde das schlagartig ändern – mit dem Nebeneffekt, dass auch die Jogginghosen aus den Schulen verschwinden. (Tim Höhn)

CONTRA: Auch Schüler müssen das Recht haben, schlecht gekleidet zu sein

Es ist ein Klassiker der Schulaufsatzthemen: Schuluniform – ja oder nein? Immer wieder landet das Thema auch in den Medien, in letzter Zeit eher in der Variante: Kleiderordnung an Schulen – ja oder nein? „Unangemessene“ Kleidung zu verbieten sollte jedoch aus mehreren Gründen kein Modell für eine Schule sein, an der man bekanntlich nicht nur fürs Zeugnis, sondern auch fürs Leben lernt.

Zuerst einmal ganz grundsätzlich – und das wird Karl Lagerfeld nicht gefallen: das Tragen einer Jogginghose ist durch Artikel zwei des Grundgesetzes gedeckt – Stichwort freie Persönlichkeitsentfaltung. Wenn ich als Schüler meinem pubertären Nonkonformismus dadurch Ausdruck verleihen will, dass ich miserabel gekleidet bin, dann ist das mein gutes Recht.

Hinzu kommt: was ist „unangemessen“? Heute ist es die Jogginghose, morgen vielleicht die Frisur? Wer den äußerlich total entindividualisierten Schüler haben möchte, sollte so ehrlich sein und am besten gleich für die Schuluniform plädieren. (Philipp Obergassner)