Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten startet mit dem Heimspiel gegen den deutschen Meister THW Kiel in die neue Saison der Handball-Bundesliga. Trainer Jens Bürkle schätzt die Lage ein.
Der HBW Balingen-Weilstetten ist gekommen, um zu bleiben. Der Aufsteiger peilt vor dem Saisonauftakt an diesem Sonntag (15 Uhr) daheim gegen den Deutschen Handball-Meister THW Kiel den Bundesliga-Klassenverbleib an. HBW-Trainer Jens Bürkle sagt, auf was es dabei ankommen wird.
Herr Bürkle, gleich zum Auftakt geht’s gegen den Meister. Wünscht man sich das als Trainer?
Gerade schneide ich die letzte Partie des THW zusammen, da merke ich wie sehr ich mich freue, dass die Vorbereitung rum ist und es endlich losgeht. Das Spiel gegen Kiel ist ein schöner Einstieg, den ich als Belohnung für unsere vergangene Saison ansehe.
In solchen Spielen heißt es oft, der Außenseiter hat nichts zu verlieren.
Doch, zwei Punkte gibt es zu verlieren – und ganz viel zu gewinnen. Am ersten Spieltag sind doch schon die verrücktesten Dinge passiert. Wir sind jedenfalls bereit für diese Herausforderung, auch wenn wir natürlich wissen, dass es gegen eines der besten Teams der Welt geht.
Das seinen Titel verteidigt?
Entscheidend wird sein, wie sie ohne Weltklasse-Torwart Niklas Landin funktionieren. Wir waren so oft nah dran, gegen den THW etwas zu holen und dann nagelte dieser Landin die Kiste zu. Hinzu kommt noch die Frage, wie schnell die verletzten Steffen Weinhold und Hendrik Pekeler zurückkommen.
Also, wer wird Meister?
Der SC Magdeburg ist leicht favorisiert, wobei auch beim Champions-League-Sieger abgewartet werden muss, wann ihr Torjäger Omar Ingo Magnusson wieder zur Verfügung steht, denn derzeit muss Albin Lagergren im rechten Rückraum allein durchrödeln. Die SG Flensburg-Handewitt hat sich super verstärkt, aber das Team und ihr neuer Trainer müssen sich auch erst finden. Die drei Topteams machen den Titel unter sich aus.
„Es geht nur übers Team“
Warum lässt der HBW am Ende mindestens zwei Teams hinter sich?
(schmunzelt) Ich sage es mal so, wenn wir etwas Außergewöhnliches hinbekommen wollen, dann müssen wir als Team zu 100 Prozent funktionieren. Es geht nur über die Geschlossenheit. Und die Themen Abwehr, Rückzug, Gegenstoß müssen wir auf höchstem Niveau beherrschen.
Reicht das zum Klassenverbleib?
Entscheidend wird auch sein, dass wir mit Feuer spielen. Außerdem dürfen uns Niederlagen nicht kaputt machen. Vor zwei Jahren haben wir es in der Bundesliga nicht geschafft, 34 Spiele durchzupowern. Am Ende hat uns ein Sieg gefehlt, um drin zu bleiben. Das zeigt: Jedes einzelne Spiel kann wichtig sein, wir müssen in jedem Spiel bereit sein, Punkte mitzunehmen – auch gegen Kiel.
TVB-Geschäftsführer Jürgen Schweikardt traut Ihrem Team eine ähnlich gute Rolle zu wie den vergangenen Aufsteigern HSV Hamburg und VfL Gummersbach.
Wenn es so kommt, würde ich es zwar nicht ganz verstehen, aber ich würde es nehmen (lacht).
Was trauen Sie denn dem TVB Stuttgart zu?
Der TVB hat in der Vorbereitung zweimal gegen uns verloren – und als Reaktion darauf, gleich einen Topmann wie Nationalspieler Kai Häfner verpflichtet (lacht). Das zeigt, welche Möglichkeiten der Verein hat. Ihr Ziel Top Ten wird nicht einfach zu erreichen sein, weil im Prinzip alle Teams von Vorjahres-Platz 16 aufwärts in die vordere Tabellenhälfte vorstoßen möchten.
Zur Person
Karriere
Jens Bürkle wurde am 14. Oktober 1980 geboren. In der Jugend begann er beim TV Oeffingen. Ab der A-Jugend spielte er bis 2001 beim TV Bittenfeld. Danach wechselte er zum Zweitligisten TV Kornwestheim. Seit 2005 war er beim Erstligisten HBW Balingen-Weilstetten unter Vertrag. Die Position am Kreis teilte er sich mit Wolfgang Strobel. Insgesamt absolvierte er 179 Bundesliga-Spiele und erzielte dabei 277 Tore. Nach der Saison 2011/12 beendete Bürkle seine Spielerlaufbahn und übernahm den Trainerposten beim Drittligisten DJK Rimpar, mit dem er 2013 in die zweite Liga aufstieg. Nach der Saison 2014/15 verließ Bürkle die DJK Rimpar und wechselte zum Erstligisten TSV Hannover-Burgdorf. Nach der Saison 2016/17 trennte sich Hannover-Burgdorf von Bürkle. Im Oktober 2017 übernahm er den Zweitligisten HBW Balingen-Weilstetten. Unter seiner Leitung stieg Balingen 2019 in die Bundesliga auf und 2022 wieder ab. 2023 gelang der sofortige Wiederaufstieg. Sein Vertrag läuft bis 2025.
Persönliches
Jens Bürkle ist verheiratet mit Elisabeth. Das Paar hat ein Kind im Alter von sechs Jahren. Die Familie wohnt in Balingen. Hobbys: Sport treiben, kochen. (jüf)