Der Standort der alten Ditib-Moschee in Stuttgart soll auch der Platz für den Moschee-Neubau werden. Foto: dpa

Offiziell gibt es keine Statistik zu islamischen Gebetshäusern im Südwesten. Das verwundert einige Beobachter. Nur die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat Zahlen.

Stuttgart - In Baden-Württemberg gibt es derzeit mindestens 505 Moscheen und islamische Gebetshäuser. Dies geht aus einer Erhebung des Referats für interreligiösen Dialog der Diözese Rottenburg-Stuttgart hervor. Mit 163 Moscheen gehört das größte Kontingent zum umstrittenen türkischen Verband Ditib. Gefolgt von 64 Moscheen der ebenfalls türkischen Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) und 50 Gebetshäusern der türkisch-rechtsextremistischen Grauen Wölfe (ADÜTDF). Derzeit gibt es mindestens 16 neue Moschee-Projekte, zwölf von Ditib, darunter eines in Stuttgart, drei der Ahmadiyya-Gemeinde und eines vom Verband der Islamischen Kulturzentren in Leinfelden-Echterdingen.

2005 zählte die Diözese 318 islamische Einrichtungen, 97 davon, ein knappes Drittel vom Ditib-Verband. Demnach wuchs die Zahl der islamischen Gebetshäuser um 59 Prozent. Wolfgang Rödl, Autor der Erhebung, schränkt jedoch ein, mit seinen Zahlen erhebe er keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Doch auch die Landesregierung verweist auf seine Studie. Allein bei Ditib beläuft sich der Zuwachs nach eigenen Angaben auf 68 Prozent. Die Landesregierung erhebt keine offiziellen Zahlen zu islamischen Gebetshäusern. Der Freiburger Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi wundert sich darüber: „Ich finde es merkwürdig, dass der Staat offiziell keine Statistiken über Moscheen hat, die politisch und religiös in Deutschland agieren.“

Die drei Verbände mit der größten Zahl an Moscheen werden von Baden-Württembergs Verfassungsschutz als extremistisch oder – wie Ditib – als potenzieller Spionagearm der türkischen Regierung eingestuft. Zusammen mit laut Innenministerium „etwa 20 salafistisch beeinflussten Moscheen oder Vereinen“ stellen sie knapp 60 Prozent der Moscheen im Südwesten.