Michael Brecht, der Daimler-Betriebsratschef, kritisiert seinen Arbeitgeber für seinen starken Fokus aus E-Mobilität. Seinen neuen Kurs hatte der Stuttgarter Autobauer am Dienstag auf einer Investorenkonferenz mitgeteilt.
Stuttgart - Der Gesamtbetriebsratschef des Autobauers Daimler, Michael Brecht, warnt seinen Arbeitgeber vor einer reinen Fokussierung auf die Elektromobilität. Man dürfe nicht alles auf diese Karte setzen, sagte Brecht der „Automobilwoche“. „Elektromobilität ist wichtig, ja. Es ist aber auch ein Hype darum entstanden, der politisch und gesellschaftlich befeuert wird.“ Man dürfe herkömmliche Verbrennungsmotoren nicht immer verteufeln. „Die Gesamtklimabilanz ist wichtig, nicht die Antriebsart. Wer ohne Verbrenner plant, schlägt all denjenigen Kolleginnen und Kollegen ins Gesicht, die seit Jahrzehnten in diesen Bereichen eine hervorragende Arbeit leisten und diese Technik weiter verbessern.“
Elektromotoren seien kein Allheilmittel für die Zukunft, auch hier stellten sich viele Grundsatzfragen - beispielsweise, ob die Batterien in ausreichender Stückzahl verfügbar seien, woher die Rohstoffe dafür kämen, wie die Ladeinfrastruktur vorankomme.
50 Prozent des Absatzes bis 2030
Der Daimler-Vorstand will den kriselnden Konzern laut einem am Dienstag vorgestellten Konzept zum weltweit führenden Elektro-Autobauer umbauen. In diesem Zusammenhang sollen elektrifizierte Fahrzeuge schon bis 2030 mehr als 50 Prozent des Absatzes ausmachen, zugleich soll der Bestand an Verbrennermodellen im gleichen Zeitraum um 70 Prozent reduziert werden.
Zugleich will das Unternehmen - auch angesichts tiefroter Zahlen im zweiten Quartal - sparen, nicht zuletzt beim Personal. Zuletzt war der Abbau von 10 000 bis 15 000 der weltweit rund 300 000 Stellen kolportiert worden. Einzelne Medien hatten sogar von bis zu 30 000 Stellen berichtet. Die Zahlen kommentiert Daimler nicht. Brecht sagte, faktisch machten die Personalkosten weniger als 15 Prozent der Gesamtkosten aus. „Da muss dem Unternehmen mehr einfallen, als uns jedes Mal die Personalkosten um die Ohren zu hauen.“