Diese Aufnahme der Raumstation wurde mit einer Belichtungszeit von 30 Sekunden gemacht. Foto: Bill Ingalls/Nasa

Seit der deutsche Astronaut Alexander Gerst dort ist, ist auch die ISS wieder von Interesse. In den nächsten Tagen ist sie gut zu sehen. Wir erklären, wie man sie am Himmel findet.

Stuttgart - Die Internationale Raumstation ISS mag für normale Menschen unerreichbar sein, unendlich weit entfernt ist sie dennoch nicht. Gerade mal 400 Kilometer über der Erde verläuft die Flugbahn. Dank der fußballplatzgroßen Solarpanele ist sie von der Erde aus mit bloßem Auge gut zu erkennen, allerdings nur, wenn sie in der Höhe noch von der Sonne angestrahlt wird, während für den Beobachter am Boden schon die Nacht herein gebrochen ist.

Dann sieht man die ISS von Westen her als hellen Lichtpunkt über den Himmel ziehen. Diese Bedingungen sind nur kurz nach Sonnenuntergang oder kurz vor Sonnenaufgang gegeben. Die Helligkeit der Station ist übrigens vergleichbar mit der Strahlkraft der Planeten Venus und Mars, die sich aber im Gegensatz zur Station nicht sichtbar bewegen.

Die ISS braucht 90 Minuten für eine Erdumrundung

Da die Station mit einer Geschwindigkeit von 28 000 Kilometer pro Stunde um die Erde kreist, braucht sie 90 Minuten für eine Umrundung. Das bedeutet für die sechs Astronauten an Bord, dass sie jeden Tag 16 Sonnenaufgänge beobachten können. Für die Beobachter am Boden bedeutet es, dass sie während einer Sichtungsperiode nie lange auf eine zweite Chance warten müssen.

In den nächsten Tagen wird die Station zunächst nur für Nachteulen zu sehen sein, später dann lässt sie sich auch in den Abendstunden beobachten. Für einen Überflug in nahezu voller Länge, wie er am Freitag, dem 20. Juli um 23.46 Uhr (Ortszeit) laut Nasa-Angaben zu erwarten ist, braucht die Station sechs Minuten.

Die Raumstation ist deutlich schneller als ein Flugzeug unterwegs

Von Flugzeugen lässt sich die Raumstation sehr schnell unterscheiden, weil sie deutlich schneller unterwegs ist. Ein Linienflugzeug ist mit etwa 900 Kilometer pro Stunde unterwegs; die Raumstation ist vierzig Mal weiter weg und etwa 30 Mal schneller. Zwar variiert ihre Helligkeit, je nachdem wie sie von der Sonne angestrahlt wird. Weil dieses Leuchten mit Planeten wie Venus oder Mars vergleichbar ist, lässt es sich aber gut von Positionslichtern und dergleichen unterscheiden. Flugzeuge haben nachts ein rotes Positionslicht an der linken Tragfläche und ein grünes an der rechten sowie Stroboskop-Lichter.

Satelliten wiederum leuchten nicht so hell wie die ISS, denn sie sind erstens kleiner als die Station und befinden sich überwiegend auf Umlaufbahnen, die weiter von der Erde entfernt sind als 400 Kilometer. Außerdem verlaufen ihre Bahnen in der Regel auch anders: Die meisten der helleren Satelliten, die die private Beobachtungsseite „Heavens Above“ auflistet, ziehen in Nord-Süd-Richtung über den Himmel. Die ISS kommt dagegen so gut wie immer aus westlicher Richtung.

Eine Webseite der Nasa hilft beim Orten der ISS

Neben der privaten Seite „Heavens Above“ gibt es noch eine zweite gute Quelle, mit deren Hilfe man sich über bevorstehende Überflüge auf dem laufenden halten kann: Die Seite „Spot the station“ der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Sie wird mehrfach pro Woche aktualisiert. Bei beiden Seiten kann man seinen Standort eingeben und bekommt dann die Sichtungsmöglichkeiten angezeigt, bei der Nasa in englischer Schreibweise der Zeit.

Neben Zeit und Himmelsrichtung wird in den Listen auf diesen Seiten beispielsweise auch der Bahnwinkel angegeben. Beträgt er mehr als 30 Grad, bedeutet das, die Station wird gut zu sehen sein. Denn je höher die Bahn am Himmel verläuft, desto heller reflektiert die Station in der Regel das Sonnenlicht. Den Bahnwinkel kann jeder Beobachter ganz einfach auf die folgende Art und Weise abschätzen: Man streckt den Arm so aus, dass die eigene Faust auf dem Horizont ruht – die Oberkante der Faust endet dann bei etwa zehn Grad. Eine Bahn von 30 Grad wäre also etwa auf der Höhe von drei Fäusten. Fliegt die Raumstation in 87 Grad am Himmel, wie es für den 20. Juli erwartet wird, zieht sie nahezu senkrecht über dem Beobachter am Boden hinweg.