Integrationsministerin lädt Muslime zu regelmäßigen Gesprächen an einem runden Tisch ein.
Stuttgart - Integrationsministerin Bilkay Öney will einen Runden Tisch Islam einrichten. Beim ersten Treffen am 24. November in Stuttgart solle es darum gehen, wie der Islam in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag bei einer Tagung der Katholischen Akademie in Stuttgart-Hohenheim.
Eingeladen zu der Runde, die sich halbjährlich treffen will, werden rund 30 Personen - sowohl Vertreter von islamischen Vereinen und Verbänden sowie Einzelpersonen. Bei der Auswahl der Teilnehmer orientiere sie sich an den Kriterien der Islamkonferenz, die der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble 2006 ins Leben gerufen hatte, sagte Öney.
In Frage kämen nur Personen und Organisationen, die nicht im Visier des Verfassungsschutzes stünden. Die Teilnehmer müssten bereit sein, sich auf politische Diskussionen einzulassen. Sie wolle keine Missionare am Tisch haben. Vor den Islamkonferenzen in Berlin hatte es immer wieder Auseinandersetzungen gegeben, weil einige Organisationen mit der Zusammensetzung nicht einverstanden waren.
Keine Nichtmuslime
Aus den Gesprächen erhofft sich die Ministerin Schlussfolgerungen für die politische Arbeit. Etwa dafür, wie Einwanderer besser integriert werden könnten. Integrationsanstrengungen seien auf muslimischer aber auch nichtmuslimischer Seite nötig, so Öney. In weiteren Runden will sie über die Themen Islam und Frauen, Bildung und Rechtssprechung diskutieren. Nichtmuslime sollen vorläufig nicht an den Treffen teilnehmen.
Öney appellierte auch an die Medien, "differenziert" über den Islam zu berichten und "Zerrbilder" zu vermeiden. Häufig werde er vor allem mit Terror und Sicherheit in Zusammenhang gebracht. Positive Aspekte muslimischen Lebens hingegen würden ignoriert, sagte sie bei der Tagung zum Thema Islam und Medien, an der rund 130 Personen teilnahmen. Dadurch würden Vorurteile verstärkt. "Die Berichterstattung über den Islam darf kritisch sein, aber bitte ohne Klischees."
Verschärfte Ausgrenzung von Muslimen
Einen engen Zusammenhang zwischen der Medienberichterstattung und Islamfeindlichkeit sieht die Politik- und Islamwissenschaftlerin Sabine Schiffer. Die von dem früheren Berliner Wirtschaftssenator und Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin angestoßene Debatte habe die Ausgrenzung von Muslimen verschärft, sagte die Erlanger Institutsleiterin für Medienverantwortung in Hohenheim. Der Erfurter Kommunikationswissenschaftler Kai Hafez bemängelte, dass das Wissen über den Islam und die islamische Welt zu gering seien. "Hier ist noch einiges im Argen."
Der Dialog zwischen den christlichen Kirchen und Muslimen sei ein wichtiger Beitrag, um solche Defizite zu beseitigen und zur Verständigung beizutragen, sagte Öney. Weitere Schritte seien der Ausbau des islamischen Religionsunterrichts und die Ausbildung von entsprechenden Lehrkräften.