Seit Corona fällt das Sommerfestival der Kulturen als Einnahmequelle für die Migrantenvereine in Stuttgart aus. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Sogenannte Houses of Ressources leisten bundesweit einen wichtigen Beitrag für die Integration. Das wird allgemein anerkannt. Das Mutterhaus steht in Stuttgart. Seine Zukunft ist ungewiss.

Stuttgart - In Stuttgart wurde vieles erfunden: das Motorboot, die Fliegenklatsche, der Hochdruckreiniger. Und 2015 das House of Ressources, das eigentlich kein Haus ist, sondern eine wegweisende Idee und bundesweit Nachahmer in 19 Städten gefunden hat.

Erfinder dieses Ressourcenhauses ist das Forum der Kulturen, ein Zusammenschluss von etwa 140 Migrantenvereinen in Stuttgart. Rolf Graser, Vorsitzender des Forums der Kulturen, will so die Bemühungen um Integration unterstützen. Das House of Ressources, das in Stuttgart aus zwei Mitarbeiterinnen des Forums der Kulturen besteht, fördert auf unbürokratische Weise die Aktivitäten von Migrantenvereinen mit Rat und Tat – „bedarfsgerecht und anlassbezogen“, wie es heißt. Die Einrichtung wird ihrerseits vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) gefördert, de m diese Form des ehrenamtlichen Engagements nach eigenen Worten ein wichtiges Anliegen ist. Deshalb werde es bundesweit erprobt und gefördert.

Die Bilanz liest sich eindrucksvoll. Seit 2016 haben elf der Standorte nach eigenen Angaben 313 Initiativen bei der Vereinsgründung unterstützt und rund 2300 Migrantenorganisationen und Vereine mit Angeboten erreicht. Etwa 1,6 Millionen Euro an Fördermitteln seien weitergegeben und damit rund 1500 Projekte unterstützt worden.

Geschäftsführer Rolf Graser blickt in ein „existenzielles Loch“

Nun allerdings blickt der Houses-of-Ressources-Promoter Rolf Graser in ein „existenzielles Loch“. Denn 2022 läuft die Förderung für 13 dieser Einrichtungen aus – auch für das Haus in Stuttgart. Der Grund: Die Förderung durch das Bamf ist befristet. Ursprünglich war eine dreijährige Modellphase vorgesehen. Wegen des Erfolgs wurde die Förderung der ersten elf Houses of Ressources um drei weitere Jahre verlängert. Im kommenden läuft sie definitiv aus. Neun weitere Einrichtungen wurden im Januar 2021 neu in die Förderung aufgenommen. Ihr Bestand ist zunächst gesichert.

Konkret fehlen in Stuttgart, der Wiege der Houses of Ressources, im nächsten Jahr 150 000 Euro – 100 000 Euro fürs Personal und 50 000 Euro für die Projektarbeit, rechnet Graser vor. Erschwerend kommt aus seiner Sicht hinzu, dass die Vereine durch die Pandemie keine Möglichkeit hatten, mit Veranstaltungen Einnahmen zu erzielen. Am Sommerfestival der Kulturen in Stuttgart etwa beteiligen sich in normalen Jahren 60 bis 70 Vereine. Diese Finanzierungsquelle ist weggefallen. Etliche Vereine hätten dadurch finanzielle Probleme, erklärt das Forum der Kulturen. Das House of Ressources sei daher umso wichtiger.

Die neue Bundesregierung muss entscheiden

Graser richtet seine Hoffnungen vor allem auf die Stadt – und auf edle Spender. „Soll das House of Ressources fortbestehen, brauchen wir einen dauerhaften Zuschuss“, betont er. Die Stuttgarter Grünen-Bundestagsabgeordnete Anna Christmann hat ihrerseits bei der Bundesregierung wegen weiterer Förderungsmöglichkeiten angefragt. Die Antwort: „Der große Bedarf an dem besonders passgenauen Angebot der Houses of Ressources steht außer Frage. Die Stabilisierung der Häuser ist dem Bundesinnenministerium und dem Bamf ein wichtiges Anliegen.“ Aktuell würden verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten geprüft. Über eine längerfristige Förderung werde jedoch die neue Bundesregierung entscheiden müssen. Ein Wink ist der Antwort aus Berlin auch zu entnehmen: Fünf Houses of Ressources würden aktuell von Bundesländern kofinanziert. Weitere fünf durch die betreffenden Kommunen.