Mehrere Investoren sind an der angeschlagenen Fluglinie Air Berlin interessiert. Foto: dpa

Die Investoren haben gesprochen, jetzt sind die Gläubiger dran. Die Sanierung der zweitgrößten deutschen Airline geht in die nächste Phase. Ausgang ungewiss - vor allem für die Beschäftigten.

Berlin - Im Rennen um die insolvente Air Berlin ist die erste Etappe beendet. Zum Ende der Bieterfrist am Freitag liegen mindestens vier Angebote für die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft vor: von der Lufthansa, von Niki Lauda gemeinsam mit Condor, von dem Berliner Logistiker Zeitfracht und vom Unternehmer Utz Claassen. Air Berlin äußerte sich nicht zu Bietern und sprach nur von „regem Investoreninteresse“. Als Bieter wurde auch die britische Fluggesellschaft Easyjet gehandelt, sie äußerte sich am Freitag jedoch nicht.

„Wir werden nun bei der Prüfung der Angebote darauf achten, die bestmöglichen Lösungen für das Unternehmen und die Mitarbeiter zu erreichen“, kündigte Winkelmann an. „Unser Ziel ist und bleibt, so viele Arbeitsplätze wie möglich in einen sicheren Hafen zu führen.“ Die Gläubiger sollen am 21. September beraten, vier Tage später soll der Aufsichtsrat über die Zukunft der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft sowie ihrer mehr als 8000 Beschäftigten entscheiden.

Die Gewerkschaft Verdi kritisierte es als verantwortungslos, dass die Entscheidung nun erst am Tag nach der Bundestagswahl fallen soll. Bis vor Kurzem hatte Air Berlin Lösungen im Gläubigerausschuss für den 21. September angekündigt. Verdi vermutet, dass schlechte Nachrichten vor dem Wahltermin vermieden werden sollen - zum Beispiel, dass ein Kredit des Bundes für die Airline nicht zurückgezahlt werden könne oder dass mögliche Käufer die Beschäftigten nicht übernähmen.

Früherer EnBW-Chef Claassen zählt zu den Bietern

In den vergangenen Wochen war öffentlich gut ein halbes Dutzend Interessenten gehandelt geworden. Lufthansa und Niki Lauda bestätigten am Freitag, dass sie zu den Bietern zählen, nannten aber keine Details. Beide interessieren sich für Teile der Fluggesellschaft, darunter die Tochter Niki. Lauda hatte am Donnerstag 100 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Der frühere EnBW-Chef Claassen bietet gemeinsam mit weiteren Investoren 100 Millionen Euro für die komplette Air Berlin und will bis zu 600 Millionen Euro in die Airline stecken. Entsprechende Informationen des „Handelsblatts“ wurden in Verhandlungskreisen bestätigt.

Zeitfracht hat es auf die Tochter Leisure Cargo abgesehen, die Frachtraum anderer Airlines vermarktet. Zudem will der Berliner Mittelständler Regionalflugzeuge und die Air-Berlin-Technik übernehmen. Damit würden rund 1000 Air-Berlin-Arbeitsplätze gesichert, heißt es in einem Brief an die Zeitfracht-Mitarbeiter vom Freitag.

Der Geschäftsführer der chinesischen Betreibergesellschaft des Flughafens Parchim, Jonathan Pang, bat um Zeit für ein Angebot bis zum 22. September. Ein Air-Berlin-Sprecher sagte dazu jedoch: „Es gelten für alle die gleichen Regeln.“

Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet, nachdem der Großaktionär Etihad weitere Finanzspritzen für die defizitäre Airline ausgeschlossen hatte. Air Berlin betont stets, den Verkauf möglichst schnell abschließen zu wollen. Denn der Flugbetrieb wird nur noch durch den Kredit des Bundes aufrecht erhalten, der bis zu 150 Millionen Euro umfasst.