Die Arbeit im Garten ist für viele Menschen ein willkommener Ausgleich zum Alltagstrubel. Foto: Archiv (fotolia)

Lassen sich an der Gestaltung des Gartens auch Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des Besitzers ziehen? Karin Götz glaubt, dass da durchaus etwas dran ist – und dass das Grün uns daher zu mehr Ruhe verhelfen kann.

Marbach - Ich liebe unseren Garten. Auch wenn er noch nicht ganz dem inneren Bild entspricht, das ich seit dem Umzug aus dem Remstal vor zehn Jahren mit mir herumtrage. Aber es wird. Stück um Stück. Ecke für Ecke. Und ich bin mir durchaus des Glücks bewusst, einen großen Garten zu besitzen, der nicht nur mir, sondern auch meinen Männern zu einem wichtigen Rückzugsort im Trubel des Alltags geworden ist.

Meine Jungs würden an dieser Stelle natürlich erst einmal das Gesicht verziehen, denn Garten bedeutet für sie in erster Linie Arbeit. Körperliche Arbeit. Und die kommt phasenweise nicht gut an beim Nachwuchs. Auch der Hinweis auf den kostenlosen Ersatz fürs Fitnessstudio und die Mädchen, denen trainierte Muckis gefallen, überzeugt wenig. Wobei nicht verschwiegen werden soll, dass die Jungen ihre Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit der Alten erfüllen.

Die Natur ist Medizin für den Menschen

Vor drei Wochen haben wir in der Gemeinschaftsredaktion die Serie Garten(t)räume gestartet. Die Themenliste war ruckzuck gefüllt. Die Ideen sprudelten nur so. Bis Ende September werden wir in ganz unterschiedliche Gartenwelten eintauchen. Tipps aufschreiben, Geschichten erzählen, Einblicke geben.

Das Sein in der Natur, das bewusste Wahrnehmen von Natur ist Medizin für uns Menschen. Blutdruck und Puls sinken, der Cortisolgehalt im Blut fährt in den Keller. Bewiesenermaßen. Das ist die eine Seite. An der Gestaltung eines Gartens lassen sich aber auch Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des Besitzers ziehen – ein Satz, der mir aus dem Gespräch mit Diplom-Psychologin Andrea Merten besonders hängengeblieben ist. Zeig mir deinen Garten und ich sag dir wer du bist – oder zumindest, mit welcher inneren Haltung du durchs Leben gehst.

Ein Garten macht Arbeit, aber keinen Stress

Was spiegelt mir und anderen mein Garten? Mit welcher inneren Haltung gehe ich durchs Leben? Spannende Fragen mit wenig überraschenden Antworten – zumindest für mich. In unserem Garten finden sich weder akkurate Rasenkanten noch unkrautfreies Grün. Er ist farbenprächtig, ohne aufgeregt zu sein. Er hat eine Ordnung, eine Struktur, ohne ins Pedantische zu fallen. Er macht Arbeit, aber keinen Stress.

Je älter ich werde, desto mehr lerne ich im Moment zu leben. Auf dem Sessel unterm Baum liegen und den Wolken am Himmel zuschauen, statt Nacktschnecken oder Blattläusen den Kampf anzusagen. Das ist nicht immer einfach, aber es wichtig. In bestimmen Bereichen des Lebens tut es gut, auch einmal alle Fünfe gerade sein zu lassen. Der Garten ist da ein gutes Übungsfeld.