Robert F. Kennedy junior mit seiner dritten Frau, der Schauspielerin Cheryl Hines. Foto: IMAGO/ZUMA Wire/IMAGO/ARIANA RUIZ

Sein Name öffnet Türen, aber Robert F. Kennedy junior geht mit bedenklichen Thesen in den Vorwahlkampf der Demokraten. Was bedeutet die Kennedy-Kandidatur für den Amtsinhaber Joe Biden?

„Er sieht exakt aus wie sein Vater und klingt exakt wie seine Mutter.“ So fasste CNN-Moderator Jake Tapper kürzlich in einem Podcast die Anziehungskraft von Robert F. Kennedy junior zusammen. Es stimmt: Schaut man sich die „Town Hall“-Podiumsdiskussion des kleinen US-Senders NewsNation mit RFK jr. an, sieht man das berühmte Kennedy-Lächeln. Und schließt man die Augen, hört man die rauchige, immer etwas heisere Stimme von Ethel Kennedy heraus. Der 69-jährige Sohn von Ethel und Robert F. Kennedy und Neffe des 35. US-Präsidenten John F. Kennedy kandidiert fürs Weiße Haus – ob das der demokratischen Partei passt oder nicht.

Und den meisten Demokraten passt es überhaupt nicht: Zum einen will sich die Partei eigentlich geschlossen hinter dem amtierenden Präsidenten Joe Biden (80) vereinigen – auch wenn dessen fortgeschrittenes Alter zunehmend als Manko gesehen wird. Zum anderen fällt Robert F. Kennedy seit vielen Jahren durch krude Positionen auf, vor allem beim Thema Impfen. Einst profilierte sich der Jurist als angesehener Umweltaktivist. Seit einigen Jahren macht Kennedy aber mit Thesen von sich reden, die man eigentlich weit im rechten Spektrum der Republikaner verorten würde: Schutzimpfungen töten Kinder. 5G verursacht Krebs. Moskau wurde vom Westen in den Ukrainekrieg getrieben.

Kennedy als wirren, aber harmlosen Verschwörungstheoretiker zu belächeln, greift zu kurz. Laut einer CNN-Umfrage würden bis zu 20 Prozent der Demokraten in einer Vorwahl RFK jr. den Vorzug gegenüber Biden geben.

Drei seiner Geschwister distanzieren sich

Wie also umgehen mit diesem Kennedy? Die Moderatorin von NewsNation versuchte bei der „Town Hall“-Veranstaltung zumindest, bei Kennedys abstrusesten Thesen dagegenzuhalten. Bei den großen nationalen Sendern bekommt Kennedy bislang wenig Platz. CNN-Moderator Tapper erklärt auch, warum: Er hält Kennedy und seine Thesen für gefährlich. Selbst andere prominente Mitglieder des Clans haben sich von RFK jr. distanziert – darunter drei seiner Geschwister. Und auch die Partei sieht seine Kandidatur mit Unbehagen.

Sonst schmücken sich die US-Demokraten gern mit dem Namen Kennedy: 2008 unterstützten sowohl Senator Ted Kennedy, der letzte überlebende Bruder von JFK und RFK und „Löwe des Senats“, als auch die JFK-Tochter Caroline Kennedy, Barack Obama. Das „Endorsement“ der Kennedys war der Ritterschlag für den Senator von Illinois. Denn für liberale Amerikaner sind die Kennedys das, was den Briten die Windsors sind: Royalty. Und immer umweht den Kennedy-Clan auch der Hauch des Tragischen: Robert F. Kennedy jr. war noch ein Kind, als sein Onkel 1963 in Dallas einem Attentat zum Opfer fiel. Als Teenager verlor er 1968 seinen Vater, als RFK bei einer Wahlkampfveranstaltung in Los Angeles durch mehrere Schüsse niedergestreckt wurde. Zwei seiner Brüder starben jung – David an einer Überdosis Drogen, Michael an den Folgen eines Skiunfalls.

Auch Robert F. Kennedy jr. kam mit Drogen in Kontakt, doch dann krempelte er sein Leben um und engagierte sich im Umweltschutz. Drei Mal war Kennedy verheiratet, seit 2014 mit der Schauspielerin Cheryl Hines. Seine heisere Stimme, sagt der 69-Jährige, sei die Folge einer Krankheit, spasmodische Dysphonie, die er selbst auf eine Grippeschutzimpfung zurückführt. Bei der „Town Hall“-Veranstaltung entschuldigte sich Kennedy bei den Zuhörern für seine kratzige Stimme: „Sie tun mir leid, dass Sie mir zuhören müssen.“

Wie soll Biden reagieren?

Ignorieren oder attackieren? Noch ist unklar, wie Biden mit dem Gegner im eigenen Lager umgehen wird. Schon beschleicht Demokraten die Sorge, Kennedy könnte der Partei noch vor den Vorwahlen den Rücken kehren und später als „Third Party Candidate“ oder als Unabhängiger in den Hauptwahlkampf ziehen. Dann würde er Biden im Wettstreit gegen einen republikanischen Kandidaten Donald Trump oder Ron DeSantis möglicherweise wertvolle Stimmen kosten.

Die Republikaner sehen Kennedys Kandidatur indes mit Freuden, spaltet sie doch das demokratische Lager. Trumps früherer Berater Steve Bannon träumt dagegen schon von einem „Trump Kennedy Ticket“ – mit RFK jr. als Trumps „Running Mate“.