Nicht jeder kann die Familienzeit mit seiner Familie verbringen. Foto: Imago/Florian Gaertner

Erstmals nach der Pandemie lädt der Kreisdiakonieverband Ludwigsburg an Heiligabend wieder zum gemeinsamen Feiern, Singen und Essen.

Jeder hat sein eigenes Bild von Weihnachten. Für die meisten jedoch ist es Familienzeit. Doch es gibt auch Menschen, die an Weihnachten einsam sind. Die Gründe dafür sind vielfältig. „Niemand soll an Heiligabend allein sein“, sagt Diakon Martin Strecker, der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbandes Ludwigsburg. Deshalb gibt es am 24. Dezember die Veranstaltung „Heiligabend allein?“ – und das seit fast 30 Jahren.

Jetzt hat sich der Steuerungskreis neu aufgestellt. Nach der Pandemie, als nur einzelne Hausbesuche möglich waren, geht „Heiligabend allein?“ wieder in die Vollen – im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Gruppe von Ehrenamtlichen hat die Organisation in die Hand genommen und bereitet alles für den gemeinsamen Nachmittag und Abend in der Feuersee-Mensa in Ludwigsburg vor – mit Feiern, Singen und Festessen.

Zusammensitzen an weihnachtlich gedeckten Tafeln

Los geht es am 24. Dezember um 16 Uhr – ohne Anmeldung – mit Kaffee und süßen Stückle, die bei den Ludwigsburger Bäckereien übrig geblieben sind. Die langen Tafeln werden weihnachtlich gedeckt sein, auf der Bühne wird einiges an Programm geboten, aber es bleibt auch noch genügend Zeit, um miteinander ins Gespräch zu kommen, betonen die Ehrenamtlichen.

Die Begegnung steht im Mittelpunkt, aber auch das gemeinsame Feiern und vor allem: das Nicht-alleine-Sein. Denn an Heiligabend drückt es besonders, wenn man niemanden hat – und zwar in allen gesellschaftlichen Schichten. „Heiligabend ist es in den Straßen richtig still, da tut Einsamkeit weh“, so Renate Schmetz, die zum Steuerungskreis gehört. Das geht Obdachlosen genauso wie der gut betuchten Witwe, so die Beobachtung. Zu der Veranstaltung sind daher ganz ausdrücklich alle eingeladen: Singles, Obdachlose, Einsame, Alleinerziehende . . . Für den Nachwuchs gibt es ein Kinderprogramm. „Heiligabend allein?“ ist alters- und religionsübergreifend. „Man merkt, Herkunft spielt an diesem Abend keine Rolle“, sagt Axel Müller vom Steuerungskreis.

Bis zu 200 Menschen kamen vor der Pandemie immer zu dem Event, mehr gehen in die Mensa auch nicht rein. Nach dem Kaffeetrinken und dem Bühnenprogramm wird dann richtig groß aufgetischt. Es gibt Braten, Spätzle und Rotkraut. Ein Festessen, das sich manche Besucher sonst nicht leisten können. Dementsprechend groß ist die Freude auch bei vielen, wenn es am Ende des Abends noch was vom übrigen Essen mit nach Hause gibt. Weihnachtsgeschenke gibt es übrigens auch. Was genau, wird natürlich jetzt noch nicht verraten.

Das Team aus etwa 25 Freiwilligen bewirtet die Gäste an den Tischen und kümmert sich zudem um Deko, Auf- und Abbau. Hier sind weitere helfenden Hände stets willkommen, betonen die Organisatoren. Wer also Lust hat, sich an Heiligabend bei der Essensausgabe, in der Spülküche oder beim Geschenke verpacken zu engagieren, kann sich jederzeit per E-Mail unter Heiligabend-LB@web.de melden.

Sozial isolierte Menschen stärker unterstützen

Auch Geldspenden werden gebraucht. „Bei allen Sachspenden, die wir bekommen, sind wir finanziell darauf angewiesen“, sagt Martin Strecker. Das Thema Einsamkeit wird in seinen Augen gesellschaftlich eine immer größere Rolle spielen. Erst vor wenigen Tagen reagierte die Bundesregierung darauf. Das Kabinett hat ein Strategiepapier gegen Einsamkeit beschlossen. Demnach sollen sozial isolierte Menschen stärker unterstützt werden.