Die Heilbronner Straße in Stuttgart ist ein beliebter Standort, um Fahrzeuge zu präsentieren: Porsche und Daimler planen dort neue Niederlassungen. Auch ein Händler will dort ein Autohaus bauen.
Feuerbach - Stuttgarts größte Litfaßsäule steht am Pragsattel. Der 30 Meter hohe Turm, der heute in erster Linie Werbezwecken dient, wurde einst für den Luftschutz gebaut. Doch das ist Geschichte. In Kürze wird in Reichweite des Hochbunkers auf der anderen Seite der Kreuzung an der B 10/27 ein Turm mit ganz anderen Dimensionen entstehen: 90 Meter misst der „Porsche Tower“ an der Ecke Heilbronner Straße/Siemensstraße, wenn er wie geplant in knapp vier Jahren in die Höhe ragen wird.
Dieser Tage wurden die Pläne für das Hochhaus und die neue Porsche-Niederlassung (Porsche-Zentrum) an der Ecke Heilbronner/Siemens- und Leitzstraße im Ausschuss für Umwelt und Technik präsentiert. Das Baugesuch hat die Sportwagenschmiede kurz vor Weihnachten eingereicht. Im ersten Halbjahr 2019 sollen dort oben die Bagger anrollen.
Bülow übernimmt die Planung und Realisierung
Die Planung und Realisierung des Projektes übernimmt das Bauunternehmen Bülow. Für das Porsche-Zentrum wird eine Bauzeit von zweieinhalb Jahren veranschlagt, das Hochhaus soll Ende 2022 fertig werden. Etwa im Mittelteil des Gebäudes, im 10. Obergeschoss, soll laut Porsche ein öffentliches Restaurant mit Balkon-Terrasse als Besucher-Magnet dienen, ansonsten wird das Gebäude als Hotel genutzt. Auch Büros und Konferenzbereiche sind geplant. Neben dem Tower erstreckt sich das Gebäude der Niederlassung mit Ausstellungsfläche, Galerie und Autowerkstatt. Zudem wird eine zweigeschossige Tiefgarage mit Platz für rund 340 Fahrzeuge gebaut. „Es wird eine Zufahrt in die Tiefgarage über die Heilbronner Straße und eine über die Leitzstraße geben“, sagt Porsche-Sprecherin Nadescha Vornehm. Neben diesen beiden Erschließungswegen können Autofahrer auch über die Siemensstraße das Gelände ansteuern und dort im Bereich der neuen Niederlassung ebenerdig parken.
Den Renault-Händler von der Weppen zieht es auch an die Automeile
Außer der Zuffenhäuser Sportwagenschmiede werden in naher Zukunft weitere Autohersteller an der Heilbronner Straße Flagge zeigen. Der nächste Autohaus-Termin steht schon so gut wie fest: Im März wird voraussichtlich der Renault- und Dacia-Händler von der Weppen an der Heilbronner Straße neben der Großwaschanlage „Mr. Wash“ seine neue Niederlassung eröffnen: Eigentlich sei geplant gewesen, bereits Mitte 2018 den Umzug vom bisherigen Stammsitz an der Sedan-/Neckarstraße an die Feuerbacher Automeile zu bewerkstellen, sagt Seniorchef Klaus von der Weppen.
Doch das komplexe Vorhaben mitsamt den Planungen, den Genehmigungen durch die Behörden und der Fertigstellung des Gebäudes habe dann doch länger gedauert als gedacht. An so einem Projekt seien eben viele Personen beteiligt und beschäftigt: „Das braucht seine Zeit“, sagt von der Weppen. Am bisherigen Stammsitz im Stuttgarter Osten fehlten dem familiengeführten Unternehmen aufgrund der beengten Grundstücksverhältnisse und der Platzsituation die notwendigen Erweiterungsmöglichkeiten. Deshalb wird die Hauptniederlassung nun an die Heilbronner Straße verlegt. Etwa 80 bis 90 Mitarbeiter werden dorthin umziehen: „Wir haben in dem viergeschossigen Gebäude an der Heilbronner Straße rund 5000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, eine Werkstatt mit 25 Arbeitsplätzen und ein Parkhaus mit 300 Stellplätzen“, zählt der Seniorchef auf. Und natürlich einen Top-Standort. Drei Faktoren seien besonders wichtig in seiner Branche, betont von der Weppen: „Lage, Lage und nochmals die Lage.“
Daimler plant ebenfalls ein neues Projekt
Ein großes Filetgrundstück an der Heilbronner Straße gleich neben dem Mercedes-Forum hat sich die Daimler AG gesichert. Als sich im Jahr 2011 die Hahn-und-Kolb-Gruppe entschied, ihren Firmensitz nach Ludwigsburg zu verlegen, griff Daimler zu und kaufte das rund 12 000 Quadratmeter große Gelände. Erste Pläne für die Niederlassung wurden 2018 im Technikausschuss und im städtischen Gestaltungsbeirat vorgestellt. Auf dem Areal des jetzigen Mercedes-Forums sollte demnach ein Bau mit Serviceeinrichtungen und Wartungsanlagen entstehen und in Richtung Borsigstraße wollte der Konzern ein Verkaufs- und Ausstellungsgebäude errichten. „Wir hatten in diesem Zusammenhang viele Gespräche“, berichtet der Leiter des Amtes für Stadtplanung und Stadterneuerung, Detlef Kron. Das Unternehmen einigte sich letztendlich mit der Stadt auf ein Bauvorhaben, bei dem „kein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden muss“, so Kron. Laut Baurechtsamtsleiterin Kirsten Rickes ist allerdings bisher kein Bauantrag für das Gelände bei der Stadt eingereicht worden.
Ein neues Konzept wird erarbeitet
Was der Untertürkheimer Autokonzern an der Feuerbacher Automeile genau vorhat, scheint momentan noch oder wieder offen zu sein. Denn ursprünglich geplant war, dass Mercedes-Benz seine Pkw-Vertriebsaktivitäten an diesem Standort bündelt und sich im Bereich Verkauf, Handel, Service neu aufstellt. Aber derzeit werde „ein neues Konzept erarbeitet“, sagt Unternehmenssprecherin Meri Todorovic auf Nachfrage unserer Zeitung. Darüber hinaus will sich das Unternehmen zu den neuen Entwicklungen nicht äußern, nur soviel: Im Rahmen „regelmäßiger Überprüfungen“ sei auch „das Konzept für die geplante Neuausrichtung neu bewertet worden“, so die Daimler-Sprecherin.
Auf dem früheren Hahn-und-Kolb-Gelände sind unterdessen die alten Gebäude komplett leergeräumt und für den Abriss vorbereitet worden. Die Rückbauarbeiten würden wie „geplant durchgeführt“, sagt die Firmensprecherin. Die Genehmigung dafür hat das Baurechtsamt bereits 2018 erteilt. „Für die Heilbronner Straße 339, Borsigstraße 50 und Kruppstraße 63 hat es ein Kenntnisgabeverfahren für den Abbruch des Autohauses sowie der Lager-, Fabrikations- und Bürogebäude gegeben“, sagt der stellvertretende Baurechtsamtleiter, Rainer Grund und fügt an: „Der Abbruch ist also zulässig.“