Wo momentan eine große Baulücke klafft, soll die neue Ortsmitte entstehen. Foto: Zeyer

Spatenstich am Hans-Scharoun-Platz: Die neue Roter Ortsmitte soll im Frühjahr 2014 fertig sein.

Rot - Wo früher das Kino „Heimatlichtspiele“ die Zuschauer in seinen Bann zog, klafft momentan ein großes Loch. „Noch sieht es hier wüst und leer aus, in zwei Jahren wird sich das Erscheinungsbild deutlich verbessert haben“, sagte Matthias Hahn am Montagmittag. Der Baubürgermeister war nach Rot gekommen, um per Spatenstich das Bauprojekt Hans-Scharoun-Platz zu starten. Auf rund 1800 Quadratmetern soll zu Füßen des Hochhaus-Ensembles Romeo und Julia die neue Roter Ortsmitte entstehen.

Seit 2003 steht das Projekt auf der Wunschliste

Seit dem Jahr 2003 arbeiten Bürger in Rot auf eine neue Ortsmitte hin. Damals war der Stadtteil ins Bund-Länder-Förderprogramm Soziale Stadt aufgenommen worden. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung war eine Prioritätenliste erstellt worden, bei der das Projekt Ortsmitte ganz oben stand. 2007 ist dann bei einem städtebaulichen Wettbewerb das Stuttgarter Architekturbüro Kaiser+Kaiser als Sieger hervorgegangen. Als Namensgeber für den Platz ist der bekannte Architekt Hans Scharoun ausgewählt worden, dessen Hochhäuser Romeo und Julia nur einen Steinwurf entfernt stehen. „Mit dem Hans-Scharoun-Platz wird die gefühlte Mitte von Rot zur gebauten Tatsache“, sagte Baubürgermeister Hahn beim Spatenstich. Mit dem Projekt könne man nun endlich nachholen, was in der Nachkriegszeit städtebaulich versäumt worden sei.

Mit 600 000 Euro aus dem Topf der Sozialen Stadt ist das Freimachen des Baufeldes gefördert worden. Dabei tragen Bund und Land zusammen 60 Prozent der Kosten. Die Platzgestaltung schlägt mit rund 530 000 Euro zu Buche. 390 000 davon sind Fördergelder, den Rest legt die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) drauf. Weitaus mehr Geld, nämlich 12 Millionen Euro, investiert die SWSG in die Bebauung des Platzes. 44 Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 3400 Quadratmetern sind vorgesehen. Unter dem Platz ist eine Tiefgarage mit 68 Stellplätzen geplant, zehn weitere soll es oberirdisch geben. Für die südöstliche Ecke des Platzes ist ein „Gastrowürfel“ angedacht, in den ein Café oder ein Bistro ziehen könnte. Noch gibt es dafür aber keinen Investor. Deshalb werden dort zunächst Bäume gepflanzt. Für die Nahversorgung sollen ein Discounter mit annähernd 1000 Quadratmetern Gesamtfläche und ein halbes Dutzend kleinerer Läden sorgen, die sich unter Arkaden befinden. Auch der eine oder andere Gastronomiebetrieb könnte sich auf dem Areal ansiedeln.

„Es gab einige Nüsse zu knacken“

„Wir sind überzeugt, dass hier ein lebendiger Stadtplatz entstehen wird“, sagte Helmuth Caesar, der technische Geschäftsführer der SWSG, bevor er am Montag zum Spaten griff. Zwar sei die SWSG in erster Linie für die Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums verantwortlich, doch man wäre auch in Sachen Städtebau aktiv. Rot liege der SWSG am Herzen wie kaum ein anderer Stadtteil. Caesar ist sich ganz sicher: „Dieses Projekt wird auch in 40 Jahren noch gut aussehen.“

„Es gab einige Nüsse zu knacken“, sagte Stadtteilmanagerin Ute Kinn und sprach damit Befürchtungen der Anwohner an. Zu wenig Parkplätze für Anwohner und Kunden, fehlende Zufahrtsmöglichkeiten und Belästigungen durch den Baustellen- und künftigen Anlieferverkehr, so lautete die Kritik. Bei einer Infoveranstaltung hatten Bürger der SWSG und der Verwaltung ein halbes Dutzend Prüfaufträge mitgegeben. Bei einem zweiten Treffen ist dann eine Begleitgruppe gegründet worden, die sich mit strittigen Fragen und Problemen beschäftigt. Bis zum geplanten Ende der Bauarbeiten im Frühjahr 2014 wird sie den Bürgern als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.