Dagur Sigurdsson im Kreise seiner Spieler Foto: dpa

Die internationalen Topstars der Branche stehen in den Aufgeboten anderer Länder. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft setzt bei der WM in Katar auf Teamgeist und Unbekümmertheit.

Doha - Nach einer halben Stunde Training in der Lusail Multipurpose Hall wurde es Dagur Sigurdsson warm. Der Bundestrainer zog seine Trainingsjacke aus und dirigierte die Spieler im roten Deutschland-Trikot. Spätestens in dem Moment war allen klar: Mit dem Auftakttraining am Mittwoch hat für die deutschen Handballer bei der WM in Katar der Ernst begonnen. „Man hat gespürt, dass es die erste Trainingseinheit nach der Reise war. Wir haben noch einen Tag, um uns fit zu machen für das erste Spiel“, sagte Sigurdsson. 18 Mann hat er mitgenommen. Mit folgender Mischung aus alten Stützen und neuen Gesichtern soll der Anschluss an die Weltspitze hergestellt werden.

Tor: Die Position zwischen den Pfosten bereitet traditionell die wenigsten Probleme. Neu ist: Es gibt keine klare Nummer eins. Silvio Heinevetter (Füchse Berlin/30 Jahre/118 Länderspiele) ist der extrovertierte Typ, der auch mal ausflippt und mit spektakulären Paraden durch die Lüfte fliegt. Carsten Lichtlein (VfL Gummersbach/34/187) gehört zu den ruhigeren Vertretern der Branche, stellt auch nach einer hervorragenden Bundesliga-Hinrunde keine Ansprüche. Das Duo ergänzt sich top. Andreas Wolff (HSG Wetzlar/23/9), der Mann für die Zukunft, bewies zuletzt im Testspiel in Stuttgart ebenfalls seine Klasse.

Außen: Linksaußen Uwe Gensheimer (28/98) und Rechtsaußen Patrick Groetzki (25/73) bringen Champions-League-Erfahrung von ihrem Club Rhein-Neckar Löwen mit. Es gibt wenig bessere Flügelzangen auf der Welt. Beide sind gesetzt. Matthias Musche (SC Magdeburg/22/8) links und Johannes Sellin (MT Melsungen (24/30) rechts sind Ergänzungen.

Rückraum links: Die Problemzone. Hoffnung macht der robuste, umbekümmerte Kämpfertyp Paul Drux (Füchse Berlin/19/10). Die Vorteile: Sigurdsson ist auch sein Vereinstrainer, taktische Dinge sind ihm vertraut. Und: Als unbeschriebenes Blatt könnten ihn die Gegner unterschätzen. Stefan Kneer (Rhein-Neckar Löwen/29/59) hat vor allem in der Abwehr seine Stärken und setzt bei Gegenstößen Akzente. Fabian Böhm (HBW Balingen-Weilstetten/25/4) hat in der Vorbereitung durch couragierte Auftritte überzeugt.

Rückraum rechts: Steffen Weinhold (28/62) ist die klare Nummer eins. Er spielt mit dem THW Kiel auch international auf höchstem Niveau. Wie Michael Müller (MT Melsungen/ 30/63) hat der Linkshänder seine Stärken im Duell eins-gegen-eins. Durch ihre aggressive Spielweise riskiert der Gegner immer wieder Zeitstrafen. Jens Schöngarth (TuS N-Lübbecke/26/6) ist der klassische Shooter – der Mann für die einfachen Tore.

Rückraum Mitte: Martin Strobel /28/95) kämpft zwar mit dem HBW Balingen-Weilstetten gegen den Abstieg, befindet sich aber in der Form seines Lebens. Ein Stratege war er schon immer, nun hat er auch in Sachen Torgefahr zugelegt. Michael Kraus (Frisch Auf Göppingen/31/120) ist der Joker, der mit seiner Dynamik und seinen Schlagwürfen für die Überraschungseffekte sorgen kann.

Kreis: Der 2,01 m große Patrick Wiencek (25/ 66) hat sich beim THW Kiel durch den Konkurrenzkampf mit dem dänischen Weltklasse-Kreisläufer Rene Toft-Hansen weiterentwickelt, muss aber im Abschluss noch sicherer werden. Wienceks Kollege Hendrik Pekeler (TBV Lemgo/23/25) bringt mit 2,03 m ebenfalls Gardemaß mit – gute Voraussetzungen, um vorne auch hohe Anspiele zu fangen und hinten für einen funktionierenden Abwehr-Innenblock zu sorgen. Erik Schmidt (TSG Friesenheim/23/ 6) hat sich in den Testspielen als verlässliche Ergänzung erwiesen.