Begegnungen: Junge Zombies grüßen einen Affenschädel – der ist allerdings nicht untot, sondern aus Plastik. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Schönes Wetter, Ferien und verlängerte Öffnungszeiten – die schaurig-schön aufgehübschte Wilhelma lockte am Montag viele Familien an. Die Tiere nahmen den Trubel der Untoten relativ gelassen zur Kenntnis, oder zogen sich zurück.

Stuttgart - Der Tod ist weiblich und grüßt freundlich von einem Kahn aus dem Mittelbecken des maurischen Gartens eine Legion überwiegend minderjährige Zombies am Brunnenrand. Halloween in der Wilhelma. Geschminkte Kids hatten am Montag freien Eintritt, die Sperrstunde wurde auf 20 Uhr verlegt und da das Ferienwetter vom Feinsten war, zog es die Familien scharenweise in den schaurig-schön aufgehübschten zoologisch-botanischen Garten.

Die Wilhelma hatte sich große Mühe gegeben. Viele der Pflanzen waren mit künstlichen Spinnweben drapiert, schaurige Gestalten verteilten auch schon mal Bonbons, Fackeln säumten die Wege und die giftgrün von unten angestrahlten Mammutbäume wirkten in der Tat ziemlich schaurig. Wie natürlich auch der martialisch geschminkte Zombie-Nachwuchs. Yannick (elf Jahre ) aus Reutlingen schlenderte als grinsendes Skelett durch den Park, links eine blutverschmierte Plastik-Axt, rechts eine Popcorntüte. Das Essen war freilich ein wenig kompliziert, da dazu die Angsthand unter der Maske verschwinden musste. „Ich habe keine Angst“, erzählte das Skelett, „aber es ist wirklich echt cool hier.“ So sahen es wohl die meisten Kids zwischen Eingang und Elefantengehege. Die Wilhelma in der Hand des Grauens, wobei auch Stilbrüche darunter waren. Ein Junge kam in einem Harry-Potter-Umhang und stieß Voldemorts Todesfluch Avada Kedavra vor sich her. Andere Eltern hatte ihren sichtbar unglücklichen Nachwuchs in eine Bajazzo-Kostüm gesteckt – an Halloween.

Die Raubtiere ziehen sich diskret zurück

Und die Tiere? In deren Lebensräume sind Zombie-Umtriebe und ausgehölte Kürbisköpfe eher kein Thema und entsprechend verhielten sich die etatmäßigen Hauptdarsteller der Wilhelma auch. Die Flamingos gleich hinter dem Haupteingang taten das, was sie immer taten, also relativ unaufgeregt in der Landschaft stehen. Unbeindruckt von Kunstblut unter den Augen schauten auch die Basstölpel aus ihrem Gehege. Die Meeresvögel sind mutmaßlich von Helgoland Auftriebe von seltsam gewandeten Menschen gewohnt.

Viele der Wilhelma-Bewohner wie Erdmännchen, Seelöwen, Bären oder die großen Raubtiere zogen sich mit Einbruch der Dunkelheit diskret zurück, eine große, weiße Schneeziege schüttelte von einem Felsvorsprung herab ein wenig amüsiert das Haupt, weil ein minderjähriger Zombie bitterlich den Verlust eines halben Schleckeises beklagte, das sich vom Stecken abrupt auf den Boden verabschiedet hatte. „Eine Butterbrezel hättest du aufheben können, das Eis nicht“, erklärte der mutmaßliche Erziehungsberechtigte dem Filius die Härte des Lebens, während die Ziege gemächlich von dannen schritt.

Auch kleine Zombies werden mal müde

Tröstlich für alle, die ganz tief vielleicht doch ein klein wenig der Mär von Untoten nachhängen – auch Zombies werden müde, zumindest junge. Je länger der Abend desto mehr Monster zogen sich auf die Rücken der Väter oder in diverse Buggys zurück, wo sie die Augen schlossen. Natürlich nicht für immer. Ganz allgmein verkrümelte sich das Grauen mit der Dunkelheit mehr und mehr in die beleuchteten Innenräume des Aquariums oder des Menschenaffen-Hauses. Und um 20 Uhr endete für Mensch und Tier der Spuk mit der Schließung der Tore.

Zurück blieben eine Legion von Fackeln und Kerzen. Und natürlich Kürbisse en masse. Ausgehöhlte und auch noch unversehrte und suppenfähige am Stück.