Auch dem Erfinder des Laufrads, Karl von Drais, ist eine große Schau gewidmet Foto: dpa

Das Land beschränkt die Zahl der Großen Landesausstellungen, wie angekündigt, auf maximal drei pro Jahr. Das Spektrum der Schauen, die als kulturpolitische Leuchttürme gelten, ist dennoch weit gefächert.

Stuttgart - Rund zwölf Millionen Euro will die Landesregierung in den Jahren 2017 bis 2020 ausgeben, damit die elf staatlichen Museen ihre Sammlungsbestände in Sonderschauen zeigen können. Dies hat der Ministerrat auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Zehn der 21 Projekte sind dabei als Große Landesausstellungen vorgesehen – das sind herausgehobene Schauen mit einer möglichst landeskundlichen Thematik.

So will die Stuttgarter Staatsgalerie im Jubiläumsjahr der Reformation den Meister von Meßkirch ins Zentrum stellen. Das ist ein deutscher Maler der Renaissancezeit, dessen Name unbekannt ist. Nachdem die Staatsgalerie mit Unterstützung verschiedener Kunststiftungen einige Hauptwerke des Meisters ankaufen konnte, sollen diese nun – ergänzt um internationale Leihgaben – komplett gezeigt werden.

Da die Politik im Bindestrichland Baden-Württemberg traditionell auf den Proporz achtet, darf sich auch die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe einem Schwerpunktprojekt widmen: Sie zeigt im Jahr 2020 Werke des südwestdeutschen Renaissancekünstlers Hans Baldung Grien.

Das Technoseum in Mannheim wiederum will Ende 2016 daran erinnern, dass der Forstbeamte Karl von Drais vor 200 Jahren den Beginn der Automobilität, des Selbstfahrens, markiert hat. Im Juni 1817 wagte er in Mannheim eine erste Ausfahrt mit seiner Draisine. Das Laufrad hat sich zwar nicht durchgesetzt, war aber eine wichtige Etappe in der Entwicklung des Fahrrads.

Auch die beiden staatlichen Naturkundemuseen in Stuttgart und Karlsruhe widmen sich Sonderschauen. In Baden wird es um die Eiszeit am Oberrhein gehen, in Württemberg um das „Leben im Bernsteinwald“: Das Stuttgarter Bernsteinkabinett zählt laut Ministerium zu den zehn bedeutendsten Sammlungen der Welt.

Das Landesmuseum Württemberg steckt zwar derzeit noch mitten in den Vorbereitungen für seine nächste Große Landesausstellung „Die Schwaben. Zwischen Mythos und Marke“ (Oktober 2016 bis April 2017). Doch schon jetzt ist klar, was danach kommen soll: eine Schau über den Zusammenhang von Mode und Macht. „Von Hermelinmänteln, Roben und Lederjacken“, lautet der Untertitel.

Auch das Schwesterhaus in Karlsruhe will die eigenen Schätze herausheben und plant, seine berühmte „Türkenbeute“ – also die Trophäen, die badische Markgrafen in den Türkenkriegen erbeutet haben – in einen großen europäischen Zusammenhang zu stellen. „Der Balkan, Schnittstellen der Kulturen“ hat das Badische Landesmuseum die Ausstellung betitelt.

Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg wirft ab Herbst 2018 einen Blick darauf, wie sich der Südwesten in der Weimarer Republik entwickelt hat („So viel Anfang war nie“). Das Stuttgarter Linden-Museum wiederum, eines der bedeutendsten Völkerkundemuseen Europas, widmet sich der Kultur der Azteken – pünktlich im Jahr 2019, wenn sich die Eroberung des Aztekenreichs durch die Spanier zum 500. Mal jährt.

Das Archäologische Landesmuseum schließlich weicht von der Konstanzer Zentrale ins Stuttgarter Kunstgebäude aus und zeigt auf, welche Bedeutung Klöster im Früh- und Hochmittelalter hatten.

Mit ihrer Förderung für Große Landesausstellungen knüpft die Landesregierung an eine lange Tradition an. Die erste Schau dieser Art fand 1977 in Stuttgart zum Thema Staufer statt. Zuletzt förderte das Land vier bis fünf solcher Ausstellungen pro Jahr. Kunst-Staatssekretär Jürgen Walter (Grüne) beabsichtigt mit der Beschränkung auf maximal drei eine „Profilschärfung“ der Museen. Es sollen außerdem landes- und sammlungsgeschichtliche Themen von überregionaler Bedeutung zu sehen sein.