Den Rand der L1100 scheinen einige als Müllkippe zu missbrauchen. Foto: KS-Images.de

Abfälle auf dem Grünstreifen können für alle Lebewesen zur Gefahr werden.

Großbottwar/Steinheim - Leere Fastfoodtüten, nicht mehr benötigter Hausrat, Getränkedosen, Flaschen, Papier, Plastik… Es gibt Menschen, die ihren Abfall nicht in ihre Mülltonne werfen oder zu einem Sammelplatz bringen, sondern entlang von Wegen und Straßen entsorgen. Ein Zustand, der den Leser Oliver Hartstang wütend macht. In einer Mail wendet der Großbottwarer sich an die Marbacher Zeitung und beschwert sich unter anderem über den Bereich der Landesstraße L1100 zwischen Steinheim und Großbottwar. Was ihn besonders wütend macht: „Dem Fass den Boden schlägt die wilde Ablagerung von Müll an der ehemaligen Kreisstraße zwischen Großbottwar und Höpfigheim aus.“

Nicht-angemeldeter Sperrmüll als größtes Problem

Die Landesstraße 1100 zwischen Steinheim und Großbottwar liegt zwar in der Verantwortung des Landes Baden-Württemberg, was die Instandhaltung angeht. Für die Sauberkeit am Straßenrand ist allerdings die Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises Ludwigsburg (AVL) verantwortlich. Der AVL sei die Müllablagerung, die der Leser moniert, jedoch noch nicht zu Ohren gekommen, wie eine Sprecherin des Landratsamtes Ludwigsburg auf Anfrage dieser Zeitung berichtet und fügt hinzu: „Das größte Problem im Kreis ist nicht-angemeldeter Sperrmüll, hier gibt es jedoch keine geografischen Schwerpunkte.“

Kein großes Müllproblem

Für die ehemalige Kreisstraße zwischen Großbottwar und Höpfigheim sind die Kommunen Steinheim und Großbottwar zuständig. Laut dem Ersten Beigeordneten der Stadt Steinheim, Norbert Gundelsweiler, und dem Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann würden die Vollzugsbeamten im Außendienst der jeweiligen Gemeinde Verschmutzungen an den Bauhof melden, der ihn dann beseitigt. „Die AVL stellt die Containerlogistik und übernimmt die Transporte sowie die Entsorgung“, erklärt die Sprecherin des Landratsamts die Aufgabenteilung zwischen dem Amt und den Kommunen.

Bei der Stadt Steinheim hat sich laut Norbert Gundelsweiler und Bürgermeister Thomas Winterhalter noch niemand wegen illegaler Müllentsorgung am Rand der Landesstraße 1100 oder der ehemaligen Kreisstraße zwischen Großbottwar und Höpfigheim gemeldet. Auch an anderen Stellen habe die Stadt damit kein großes Problem. Bei Ralf Zimmermann hat sich ebenso noch niemand über diese beiden Stellen beschwert. „Aktuell hat die Stadt allerdings mit Menschen zu kämpfen, die ihren privaten Müll in öffentlichen Mülleimern entsorgen“, berichtet der Rathauschef. Manchmal mit Erfolg: Vor Kurzem fanden Mitarbeiter des Bauhofs in dem entsorgten Hausmüll Rechnungen und Familienfotos und konnten auf diese Weise den Übeltäter ausfindig machen.

"Verletzungsgefahr für Menschen und Tiere"

Leser Oliver Hartnagel stört nicht nur das Erscheinungsbild der Straßenränder, er macht sich auch über die Folgen Gedanken: „Von solchen wilden Müllablagerungen kann auch eine nicht unerhebliche Verletzungsgefahr für Menschen und Tiere ausgehen. Und zuletzt muss die Allgemeinheit die Kosten für das Aufsammeln und die Entsorgung solcher wilden Ablagerungen übernehmen.“

Die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt kann Tobias Pantle vom Naturschutzverband Deutschland (NABU) Großbottwar bestätigen: „Glasflaschen können Brände verursachen und wenn Tiere Abfalltüten öffnen und den Inhalt fressen, kann das sehr gefährlich für deren Gesundheit sein.“ Die Liste der Gefahren, die der Erste Vorsitzende der Gruppe Großbottwar aufzählt, ist lang. Ein weiteres Problem sei die Eutrophierung: Durch verrottetes Papier und Lebensmittel gelange Stickstoff in den Boden. Dadurch ändere sich die Zusammensetzung des Bodens und gewisse Pflanzen würden zurückgedrängt. Durch Gartenabfälle, die zum Beispiel an Waldrändern entsorgt werden, kämen Pflanzen an Orte, an denen sie nichts zu suchen hätten, und verdrängten dort unter Umständen andere Pflanzen. An Elektroschrott könnten sich Tiere verletzen und toxische Stoffe austreten, die zur Gefahr für alle Lebewesen würden. Tobias Pantle hat kein Verständnis für Menschen, die sich auf diese Weise ihres Abfalles entledigen: „Es gibt so viele Recyclinghöfe und Häckselplätze in der Umgebung!“

Von der Geld- bis hin zur Freiheitsstrafe

Doch welche Strafe steht auf illegale Müllentsorgung? Peter Widenhorn vom Polizeipräsidium Ludwigsburg gibt Auskunft: „Das hängt von Art und Umfang der Müllablagerung ab und kann ein Bußgeld zwischen zehn und mehreren Tausend Euro zur Folge haben. Umweltdelikte nach §§ 324 ff Strafgesetzbuch wie etwa die Bodenverunreinigung oder der unerlaubte Umgang mit Abfällen können mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe geahndet werden.“

Die Entsorgung von Kleinabfällen entlang der Straßen sei ein flächendeckendes Problem, größere Ablagerungen an den oben angesprochenen Stellen seien der Polizei nicht bekannt. Bei größeren illegalen Entsorgungsaktionen gehen die Täter laut Widenhorn anders vor: „Sie finden eher abseits von Straßen statt, da hier das Entdeckungsrisiko geringer ist.“ An bestimmten Orten könnte die Polizei das aber nicht festmachen.

Bürger nehmen Säuberung in die Hand

In vielen Gemeinden gibt es sogenannte Putzeten, bei denen die Bürger mit Eimern und Greifzangen losziehen und Müll einsammeln – so auch am vergangenen Wochenende in Großbottwar und Steinheim. Im Kreis Ludwigsburg beschloss der Ausschuss für Umwelt und Technik zudem im Jahr 2017 ein Pilotprojekt: Empfänger von Arbeitslosengeld II wurden in einer Straßenmeisterei eingestellt, um die Sauberkeit an Straßen im Zuständigkeitsbereich des Landkreises Ludwigsburg zu verbessern. Im Sommer 2018 konnten sie ihre Arbeit aufnehmen und sammelten im Landkreis bis Ende des vergangenen Jahres 16 Containerladungen Abfall auf. Das entspricht circa 160 Kubikmetern mit einem Gewicht von über 14 Tonnen.