Mittelfeldspieler Jamil Dem (links) war in der schwachen ersten Hälfte einer der Aspacher Lichtblicke. Nach einer gelben Karte wurde er aber vorsorglich ausgewechselt. Foto: avanti

Drittligist Sonnenhof Großaspach verliert das Abstiegsduell gegen die Sportfreunde Lotte.

Großaspach - Als der Ball genau zwischen Pfosten und den Händen des Keepers ins Tor fliegt, herrscht in der Aspacher mechatronik-Arena urplötzlich Stille. Kein Hadern, kein Schimpfen – bei den 1500 Zuschauern macht sich viel mehr pure Enttäuschung breit. Vielleicht auch Fassungslosigkeit? Nur die 30 Fans, welche die Sportfreunde Lotte durch die halbe Republik begleitet haben, sind zu hören: Sie feiern mit ihrer Mannschaft das Führungstor, und damit den fast sicheren Sieg im Drittligaspiel bei der SG Sonnenhof Großaspach.

Denn das Tor fällt nicht in irgendeiner Minute. Es fällt in der 90. und bringt die Gäste mit 1:0 in Front. Nach der vierminütigen Nachspielzeit pfeift der Schiedsrichter dann auch ab. Eine Niederlage, die für die Aspacher den nächsten herben Dämpfer im Kampf um den Klassenverbleib bedeutet. Sie tut nicht nicht nur weh, weil man auf einem Abstiegsplatz verharren muss, sondern auch, weil der Konkurrent aus Lotte bis auf sechs Punkte davonzieht. „Diese Niederlage tut richtig weh. Nach so einem Tor musst du dich erst mal schütteln“, formte Aspachs Trainer Florian Schnorrenberg seine Gefühlslage in Worte.

Ein intensives, wenn auch keinesfalls hochklassiges Spiel, fand damit ein dramatisches Ende. Unverdient ist der Gästeerfolg dabei nicht. So war das Team aus Westfalen im ersten Durchgang klar tonangebend. Es war deutlich zweikampfstärker, verhinderte mit drei anlaufenden Stürmern jegliches Aufbauspiel der SG und erspielte sich auch die besseren Chancen. Die größte Möglichkeit hatte Lotte in der „vogelwilden“ 21. Minute, als Tim Wendel, Toni Jovic und John Straith nacheinander aufs Tor schossen – die Abwehr und Torhüter Kevin Broll wehrten die Bälle mit vereinten Kräften ab. Nur Sekunden später war Gerrit Wegkamp frei durch, der aber an Broll scheiterte. Und drei Minuten später rettete der Torhüter gleich nochmal mit einer Glanztat gegen Wegkamp, bewahrte Großaspach so vor dem Rückstand.

Von den Gastgebern war hingegen wenig zu sehen. In der zweiten Minute hatte Philipp Hercher den Ball in aussichtsreicher Position verstolpert, danach dauerte es bis zu 44. Minute, ehe Kai Brünker nach einer Flanke von Michael Vitzthum knapp neben das Tor köpfte.

„In der zweiten Halbzeit haben wir dann ein anderes Gesicht gezeigt, haben versucht, das Spiel auf unsere Seite zu ziehen“, meinte Innenverteidiger Kai Gehring. Das funktionierte: Spätestens mit dem fulminanten Schuss von SG-Kapitän Julian Leist aus 35 Metern ans Lattenkreuz merkte die Mannschaft, dass mehr möglich ist (52.). Korbinian Burger scheiterte am Lotter Schlussmann (60.), zwei Minuten später brachte Florian Schnorrenberg mit Neuzugang Zlatko Janjic und Makana Baku zwei weitere Offensivkräfte. Janjic traf auch beinahe gleich, seinen Freistoß parierte der Keeper aber im Nachfassen (65.). Und einen Volleyschuss von Philipp Hercher nach einer Ecke lenkte der Torhüter an die Latte, von wo der Ball ins Aus flog (69.).

Großaspach war dem 1:0 nun also näher – mit der Zeit stellte Lotte aber wieder seine Ordnung her und verhinderte einen weiteren Sturmlauf der Hausherren. Daran änderte auch die Einwechslung von Dominik Martinovic als weiterer SG-Stürmer nichts mehr (80.). Offensiv trat aber auch Lotte kaum mehr in Erscheinung – außer eben beim besagten letzten Angriff über rechts, den der Winter-Neuzugang Toni Jovic mit einem platzierten Linksschuss aus 14 Metern unhaltbar ins linke untere Toreck erfolgreich zum Siegtreffer abschloss.

„Zumindest in Sachen Kampf können wir uns heute nichts vorwerfen“, meinte Kai Gehring, den die Niederlage „sprachlos“ machte. Dass man nicht so gut ins Spiel gefunden habe, „liegt natürlich auch daran, dass bei uns keiner vor Selbstvertrauen strotzt.“ Die SG steckt damit im Tabellenkeller fest und hat nun ein weiteres dickes Brett zu bohren: Am Freitagabend geht’s zum Spitzenreiter VfL Osnabrück. SG Sonnenhof Großaspach:
Broll – Thermann, Leist, Gehring, Burger – Hercher, Bösel (80. Martinovic), Dem (62. Baku), Vitzthum – Röttger (62. Janjic), Brünker.