Zu wenige Menschen lassen sich impfen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn möchte nun Grippe-Schutzimpfungen auch in Apotheken ermöglichen. Foto: dpa

Eine schnelle Impfung in der Apotheke ums Eck? Mit seinem Vorstoß hat Gesundheitsminister Spahn (CDU) eine Debatte ausgelöst, die auch in seiner eigenen Partei kontrovers geführt wird.

Berlin - Der Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), die Schutz-Impfung gegen Grippe künftig auch in Apotheken durchführen zu lassen, hat eine Kette von Reaktionen ausgelöst. Während zunächst die sehr kritischen Stellungnahmen der Ärzteschaft im Vordergrund standen, nimmt nun die politische Debatte Fahrt auf. So viel zeichnet sich ab: Spahn wird für seinen Vorstoß noch Argumente nachliefern müssen. Vor allem der Koalitionspartner SPD ist noch nicht überzeugt.

„Es fehlt an der Bereitschaft, sich impfen zu lassen“

SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach sagte unserer Zeitung, er sei „nicht auf Anhieb beeindruckt“ von der Idee. Tatsächlich könnten die Apotheken „eine wichtige Rolle bei der Überwindung des Widerstands gegen Impfungen spielen“, so Lauterbach. Bei der Impfberatung seien die Apotheker in einer zentralen Rolle. „Aber es fehlt ja nicht an Ärzten, die Impfungen durchführen, es fehlt an der Bereitschaft, sich impfen zu lassen“, so der SPD-Politiker. „Und die wird nicht dadurch größer, dass nun ein Apotheker impft.“

Dagegen gibt es auch gewichtige Stimmen, die Spahns Modell unterstützen. Erwin Rüddel (CDU), der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, sagte: „Weil zu wenig Ärzte ausgebildet werden, nimmt die Belastung der praktizierenden Ärzte zu. Dieser Trend muss durch Technik und auch durch Delegierung von Tätigkeiten in andere Medizinberufe ausgeglichen werden.“ Da sei das Impfen durch Apotheker „eine sinnvolle Entlastung“. Es solle bei dieser Frage „nicht um die Ärzte, sondern um die Patienten“ gehen.

„Wartezeiten nicht der Grund für niedrige Impfquoten“

So argumentiert auch der CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich. „Die Patienten sollen wählen“, sagte er. Natürlich müsse „bei Risiko-Gruppen die Impfung durch den Arzt erfolgen“, es gebe aber „keinen Grund, warum gesunde impferfahrene Patienten nicht beim Apotheker geimpft werden können“. Diese müssten eine entsprechende Qualifikationen erwerben.

Unumstritten ist diese Sicht jedoch auch in der Union keineswegs. „Ehe wir über Impfungen beim Apotheker nachdenken, sollten wir erst mal zusehen, dass Betriebs- und Werksärzte und auch der öffentliche Gesundheitsdienst bessere Möglichkeiten haben, mehr Impfungen durchzuführen“, sagte der CDU-Gesundheitsexperte Rudolf Henke. Er ist selbst Arzt und Vorsitzender Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Niedrige Impfquoten seien „sicher nicht auf Wartezeiten zurückzuführen“, sagte er. Derjenige, der sich für eine Impfung entscheide, bekomme sie auch „zügig und qualitätsgesichert“.

Die Grünen finden den Spahn-Vorschlag gut

Von den Grünen kommt Zustimmung zum Spahn-Vorstoß. Die Abgeordnete Kordula Schulz-Asche sagte, sie könne sich unter Voraussetzung entsprechender Aus- und Fortbildungen „Impfungen in Apotheken vorstellen, schließlich sei dies in vielen europäischen Nachbarländern Realität“.