Kim Jong Un hatte die Drohungen in den vergangenen Tagen verschärft. Foto:  

Fast ein Jahr ist es her, dass sich Spitzenvertreter beider koreanischen Staaten getroffen haben. Jetzt gibt es inmitten erhöhter Spannungen wieder solch ein Treffen.

Seoul - Nach der drastischen Verschärfung ihrer Spannungen haben Süd- und Nordkorea Gespräche über einen möglichen Ausweg aus der Krise geführt. Die ersten Unterredungen zwischen Spitzenvertretern beider Länder seit fast einem Jahr begannen am Samstagabend (Ortszeit) im Grenzort Panmunjom, wie eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums in Seoul mitteilte. Details wurden zunächst nicht bekannt. Nach den Angriffsdrohungen Nordkoreas galt für Südkoreas Streitkräfte weiter die höchste Wachsamkeitsstufe, um gegen mögliche Angriffe aus Nordkorea gewappnet zu sein.

Das Treffen begann kurz nach dem Ablauf eines Ultimatums durch Nordkorea. Das kommunistische Regime in Pjöngjang hatte mit Militärschlägen gedroht, falls Seoul seine Lautsprecher-Propaganda gen Norden an der Grenze nicht binnen 48 Stunden einstellen sollte.

Nach Angaben des Präsidialamts in Seoul nahmen an dem Treffen auf südkoreanischer Seite der Nationale Sicherheitsberater Kim Kwan Jin und Vereinigungsminister Hong Yong Pyo teil. Nordkorea schickte den für Südkorea-Fragen zuständigen Parteisekretär Kim Yang Gon und den höchsten politischen Offizier der Volksarmee, Hwang Pyong So. Hwang wird von Experten auch als die Nummer zwei hinter Machthaber Kim Jong Un gesehen.

Die Drohung erfolgte nach einem Schusswechsel

Die Spannungen hatten sich in den vergangenen Tagen zunehmend verschärft. Nordkorea hatte am Freitag die Grenztruppen in höchste Gefechtsbereitschaft versetzt und mit einem Angriff auf südkoreanische Stellungen gedroht. Die Drohung erfolgte nach einem Schusswechsel zwischen Artillerieeinheiten beider Länder am Donnerstag an der Grenze. Seoul gibt dem Regime in Pjöngjang die Schuld dafür, was dieses wiederum bestreitet.

Nordkorea fühlt sich von den Propagandasendungen gestört, die Südkorea nach der Verletzung von südkoreanischen Soldaten durch mutmaßlich nordkoreanische Landmine auf eigenem Gebiet wieder aufgenommen hatte.

In einer Verschärfung seines Tons drohte Nordkorea mit einem neuen Krieg. Die Armee und die Bevölkerung seien nicht nur bereit zur Vergeltung, sondern „schließen unter Einsatz ihres Lebens einen umfassenden Krieg nicht aus“, hieß es in einer am Samstag von den Staatsmedien veröffentlichten Erklärung des Außenministeriums in Pjöngjang.

Der Generalstabschef der US-Streitkräfte, Martin Dempsey, bekräftigte am Freitag in einem Telefongespräch mit seinem südkoreanischen Amtskollegen Choi Yoon Hee, dass die USA entschlossen seien, ihrem Verbündeten beizustehen.

Nordkorea fühlt sich auch durch ein mehrtägiges südkoreanisch-amerikanisches Militärmanöver herausgefordert. Pjöngjang bezeichnete das Manöver als Vorbereitung einer US-Invasion des Nordens. Die USA und Südkorea beharrten auf dem angeblich defensiven Charakter der Manöver.

Die Übung, die am Mittwoch ausgesetzt worden war, wurde am Freitag nach US-Angaben wieder aufgenommen. Die Unterbrechung habe dazu dienen sollen, sich mit Südkorea abzustimmen. Am Samstag simulierten acht südkoreanische und amerikanische Kampfflugzeuge bei einer Übung die Bombardierung von feindlichen Stellungen.