Sonne, Wasser, Bikinis und maskuline Triebe: Sexuelle Übergriffe an öffentlichen Plätzen hat es immer schon gegeben. Doch die Vermengung mit der Flüchtlingsproblematik ist neu – und brandgefährlich. Interview mit dem Sozialpsychologen Rolf Pohl.
Stuttgart - Deutschland im Sommer 2016. Hitze, Ferien, Wasser. Die Freibadsaison ist im vollem Gange. Und mit ihr die Debatte um sexuelle Übergriffe, Anzüglichkeiten und Grapscher-Vorfälle in Schwimmbädern. Wer sind die Täter? Migranten? Flüchtlinge? Arabischstämmige, muslimische Badegäste?
Grapschen im Schwimmbad – eine Diskussion so hitzig wie das Wetter
Die Diskussion ist so hitzig wie das Wetter. Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor sieht den Grund für die sexuellen Übergriffe durch Muslime nicht im Islam begründet, sondern in den männerdominierten Gesellschaften der Herkunftsländer der Täter. Grapschen sei kein religiöses, sondern ein „kulturelles, patriarchalisches Problem“.
Ob diese These zutrifft, darüber lässt sich streiten. Vorfälle sexueller Gewalt in Schwimmbädern hat es nach Aussage von Stefanie Becker, Sprecherin der Kölner Polizei, „immer gegeben hat“. Das Neue und Besorgniserregende aber ist die Verquickung dieser Thematik mit der Flüchtlingsdebatte.
Schattenseiten der Migration
Einwanderung bedeutet Kulturimport. Das heißt nicht nur Döner, Falafel und Couscous, sondern auch geschlechterspezifische Gepflogenheiten, Unsitten und Schattenseiten. Und die muss man auch beim Namen nennen.
Einer, der das tut, ist der Soziologe und Sozialpsychologe Rolf Pohl. Der 64-Jährige, der als Professor an der Universität Hannover lehrt, beschäftigt sich seit langem mit der Männlichkeits- und Geschlechterforschung (Rolf Pohl, Feindbild Frau. Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen. Offizin, Hannover 2004; Das ‚eigene‘ und das ‚andere‘ Geschlecht. Adoleszenz, Männlichkeit und Gewaltbereitschaft, Opladen 2012).