„Hirsch und Greif sanieren für Sie“, steht an den Fenstern des Grand Café Planie. Foto: Uwe Bogen

„Immer neue Ausreden“, klagt der FDP-Politiker Friedrich Haag, liefere das Land, nachdem sich die Neuverpachtung des Grand Café Planie verzögert. Derweil stehen die Bewerber für die Pacht Schlange.

Zu Frühlingsbeginn vermisst der FDP-Landtagsabgeordnete Friedrich Haag „die wunderschöne Terrasse auf dem Karlsplatz“ sehr. Seit zweieinhalb Jahren ist das Grand Café Planie, das sich im Landesbesitz befindet, geschlossen. Die bisherigen Betreiber hatten nach Ermittlungen der Steuerbehörden und Entzug ihrer Konzession im Oktober 2020 gehen müssen.

Mittlerweile ist das Strafverfahren gegen sie gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt – doch noch immer unklar ist, wer ihre Nachfolge im größten Kaffeehaus von Stuttgart antreten darf. Noch immer hat der Landesbetrieb Vermögen und Bau, der zum Finanzministerium gehört, die Pacht nicht ausgeschrieben.

Ministerium verweist auf angespannte Lage im Bausektor

Dass die Planung für die Planie so schwierig sei, erklärt die Staatssekretärin Gisela Splett in einer Antwort auf eine schriftlichen Nachfrage des Politikers Haag mit der „angespannten Marktsituation im Bausektor“. Vor diesem Hintergrund sowie aufgrund der „durch das Land nicht beeinflussbaren Bearbeitungszeiträume für notwendige Genehmigungen“ könne derzeit nicht eingeschätzt werden, ob und in welchem Umfang ein zeitlicher Mehrbedarf bis zur Neuverpachtung erforderlich werde, heißt in der Antwort der Staatssekretärin. Obendrein sei die Auswertung der Substanzprüfungen noch nicht abgeschlossen, weshalb weitere Verzögerungen möglich seien. Offensichtlich waren die Schäden im Inneren größer als erwartet.

Für Haag dauert das alles viel zu lang. „Morgen, morgen, nur nicht heute“ sei das Motto der Landesregierung, klagt der FDP-Mann. Das Land serviere „immer neue Ausreden, um die Neuverpachtung des Grand Café Planie zu verzögern“. Die Antwort, die ihm jetzt Gisela Splett, die Staatssekretärin im Finanzministerium, auf seine Landtagsanfrage geschickt hat, bestärkt ihn in dieser Auffassung.

Dutzende Bewerber für die Pacht des Café Grand Planie

„Erst hieß es, die Neuverpachtung ist für Ende 2022 geplant, dann war sie für Anfang 2024 angestrebt, nun soll es Mitte 2024 werden, wie auf den Plakaten am Fenster steht – sofern alles nach Plan läuft“, sagt Friedrich Haag unserer Redaktion. Das Problem aber sei, dass die Verantwortlichen, „gar keinen Plan“ hätten. 2021 habe das Land von einem Sanierungsaufwand von neun Monaten gesprochen – doch heute kenne man „den Umfang der Sanierungsmaßnahmen“ nicht mal. Obwohl man bis heute 250.000 Euro für „Planungen, Untersuchungen und Rückbaumaßnahmen“ ausgegeben habe, gebe es, wie aus der Antwort der Staatssekretärin hervorgehe, immer noch keine „belastbare Planung“ für den Umfang des Umbaus.

Obwohl die Pacht noch gar nicht offiziell ausgeschrieben ist, haben sich laut Gisela Splett bereits 56 Wirtinnen und Wirte für das Grand Café Planie beworben, das nach dem Umbau noch größer werden, weil die Ladenräume daneben dazugeschlagen werden. Das Interesse ist sehr groß für einen Standort, dem man auch in Zukunft gute Umsätze zutraut.