Ein Hochzeitsfoto aus dem Jahr 1951. Foto: privat

Im Juni 1951 traten Elisabeth und Helmut Mattern vor den Traualtar. 70 Jahre später feiern der bekannte Zuffenhäuser Mundartdichter und seine Frau die Gnadenhochzeit.

Zuffenhausen - Das war mein Schicksalstag“, sagt Helmut Mattern mit fester Stimme, wenn man ihn nach dem 16. Juni 1951 fragt. Elisabeth Mattern wirft ihrem Gatten einen kurzen Blick zu, zögert ein wenig und sagt dann ebenso überzeugt: „meiner auch.“ Damals, fast auf den Tag genau vor 70 Jahren, gaben sich die Beiden ihr Eheversprechen. Nun feiern sie Gnadenhochzeit.

Kennengelernt hatten sich die zwei jungen Leute bei der Allianz-Versicherung. Dort machten beide eine Ausbildung. Helmut war Lehrling, Elisabeth ein „Anlernling“ – so wurden weibliche Auszubildende damals genannt. Gleichberechtigung war ein Fremdwort. So mussten die jungen Damen beispielsweise die Herren mit Kaffee versorgen. Als sie ihm einschenkte, sah Helmut seine Elisabeth zum ersten Mal, und es war um ihn geschehen: „Für mich war es Liebe auf den ersten Blick.“ Elisabeth freilich brauchte einen etwas längeren Anlauf: „Ich habe mir zunächst nichts dabei gedacht.“ So kam es, dass Helmut etwas nachhelfen musste. Er brachte das junge Mädchen nach der Arbeit öfters heim und nahm es mit zu Veranstaltungen des Albvereins. Das gefiel Elisabeth, und ihr gefiel im Laufe der Zeit noch manches mehr. „Irgendwann war es dann Liebe“, sagt sie heute mit verklärtem Blick. Zwei Jahre waren sie zusammen, ehe es zum Traualtar in der Heslacher Matthäuskirche ging – freilich bereits zu dritt: Elisabeth war schwanger mit Tochter Ursula.

„Das Hochzeitsessen hat 150 Mark gekostet“

„Das Hochzeitsessen hat 150 Mark gekostet“, erinnert sich Helmut Mattern. Es gab Braten, Spätzle und Salat. In den ersten Ehejahren war allerdings Schmalhans Küchenmeister. Das Geld war knapp, als erste gemeinsame Bleibe diente eine Dachkammer im Haus der Eltern. 1952 kam die zweite Tochter Monika zur Welt.

„Helmut war immer lustig und aufmerksam mir gegenüber“, erzählt die 88-Jährige. Sie wusste, dass er, der sich schon seit jungen Jahren in Ehrenämtern engagierte, eine starke Partnerin an seiner Seite braucht. Das Telefon habe ständig geklingelt, fast alle Wochenenden waren verplant. Wanderungen mit dem Albverein, Auftritte als Mundartdichter, Verwandtenbesuche, später dann Veranstaltungen des Altenclubs – die Liste ließe sich noch länger fortführen. Das alles klappte zu zweit bestens: „Wir waren immer ein gutes Team.“ Größere Schicksalsschläge, wie beispielsweise der frühe Krebstot einer Enkeltochter schweißten das Paar noch enger zusammen. „Kein Streit ging länger als einen Tag“, erzählt Helmut Mattern. „Jung gefreit hat nie gereut“, diese althergebrachte Redensart scheint für das Ehepaar Mattern erfunden worden zu sein. An seiner Frau schätzt der 91-Jährige nicht zuletzt ihre absolute Treue. Ohnehin ist Mattern ein Mann, für den althergebrachte Werte, wie beispielsweise das kirchliche Eheversprechen, eine große Bedeutung haben. Corona konnte der Beziehung nichts anhaben, im Gegenteil. „Wir hatten keine Angst. Maske auf und einkaufen“, lautete das Motto. Angebote der Töchter wurden dankend abgelehnt.

Althergebrachte Werte

Fragt man den Mundartdichter nach einem Motto für die vergangenen 70 Jahre, dann kommt folgender Satz: „Lasse die Sonne über deinem Zorn niemals untergehen.“ Von wem dieser Spruch stamme? „Der könnte von mir sein“, sagt Mattern und lächelt verschmitzt.