Mit Schutzanzug, Handschuhen und Feinstaubmaske ausgerüstet beseitigt ein Forstwirt im Forstrevier Dammendorf bei Müllrose (Brandenburg) Ambrosiapflanzen (Ambrosia artemisifolia). Foto: Patrick Pleul/dpa

Für Allergiker kann die eingeschleppte Pflanze zur Qual werden - ihre Pollen sind sehr allergen. Sie blüht im Vergleich zu Bäumen und Gräsern spät. Vor allem eine Region ist jetzt schon betroffen.

Nicht nur in den Tropen lauern tödliche Gefahren. Auch in Deutschland bergen beliebte Gartenpflanzen wie Eisenhut, Schwarze Tollkirsche und Oleander lebensgefährliche Risiken. Kartoffel und Bohne sind wohl die bekanntesten Beispiele dafür, dass Menschen über Generationen hinweg gelernt haben, mit Giftpflanzen gefahrlos umzugehen.

 

Jetzt ist Ambrosia-Saison

Allergiker müssen sich auf steigende Probleme durch Ambrosia-Pollen einstellen. Die Blütezeit beginne nun auch hierzulande, hat die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst in Berlin mitgeteilt. 

"Die vorausgegangene Wärme hat zu einem Entwicklungsschub und ersten deutlichen Belastungen im Südosten Brandenburgs (Niederlausitz) geführt", heißt es in der jüngsten Wochenpollenvorhersage für Deutschland. Im größten Teil Deutschlands bleibe es in der Fläche jedoch bei sehr geringem oder sporadischem Pollenflug, der kaum Belastungen verursache. 

In Bayern hatte es vergangene Woche eine etwas erhöhte Pollenkonzentration gegeben, wie Anke Kniffka vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Freiburg des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erklärt. Hintergrund seien östliche Winde gewesen, die Pollen aus Nachbarländern eintrugen. 

Vorhersage schwierig 

"In diesem Jahr befinden wir uns noch am Anfang der Saison", betont die Expertin. "Über einen speziellen Verlauf können wir also noch nichts sagen."

Die aus Nordamerika eingeschleppte Art Beifußblättriges Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) ist Kniffka zufolge mittlerweile in Deutschland etabliert. "Zurzeit tritt sie vor allem in Süddeutschland, im Südwesten, im südlichen Brandenburg und in Hessen auf." Insbesondere das südliche Brandenburg ist laut Messungen ein Hotspot. 

Allerdings gebe es keine ausreichenden Informationen über die tatsächliche Verbreitung der Pflanze, um den Pollenflug wirklich gut vorhersagen zu können. Dabei wäre das wünschenswert, da die Ambrosia-Pollen sehr allergen sind.

Vorsicht vor dem Beifußblättrigen Traubenkraut

Auch im Umgang mit dem Beifußblättrigen Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) ist äußerste Vorsicht geboten. Diese Giftpflanze breitet sich zunehmend in den Gärten aus und ist für manche Menschen potenziell gefährlich. Die Pollen, aber auch der Hautkontakt mit dem Blütenstand, können bei sensiblen Menschen heftige allergische Reaktionen auslösen. Man erkennt sie an den spitzen, grünen Blättern und einem langen Stängel. Nach der Identifikation sollte man schnell handeln und den Garten von ihr befreien. 

Mehrere offizielle Stellen, darunter das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, warnen bereits seit Jahren vor dieser Ambrosia-Art. Die rasche Verbreitung der unscheinbaren Pflanze kann demnach zu einer ernsthaften Gesundheitsgefahr für Menschen führen. Wahrscheinlich wurde  die Pflanze vor einigen Jahren über nordamerikanische Vogelfutter-Mischungen eingeschleppt. 

2012 waren nur wenige Exemplare gemeldet worden. Inzwischen ist die giftige Ambrosia jedoch zu einem ernsthaften Problem für Gartenbesitzer herangewachsen. Sie wächst bevorzugt an Straßenrändern, auf Schutthalden und in neu erschlossenen Wohngebieten, das sie offenen Boden bevorzugt.

Welche Gifte kommen in Gartenpflanzen vor?

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) werden etwa zehn Prozent der Vergiftungen durch Pflanzen oder Pilze ausgelöst.

Schon winzigste Giftmengen können zu einem qualvollen und extrem schmerzhaften Tod führen. Pflanzenstoffe wie Alkaloid, Saponin oder Lectin können in Knollen, Blättern und Früchten enthalten sein und durch Verzehr, Berührung oder Einnahme in den menschlichen Organismus gelangen.

Kommen giftige Pflanzen in Gärten häufig vor?

Ja. Selbst wenn auf die Narzissen zum Osterfest, die Tulpen, die Schneeglöckchen, Alpenveilchen, Rittersporn, Fingerhüte oder die eleganten Christrosen in Haus und Garten verzichtet werden würde – Giftpflanzen gibt es auch wild in Wald und Garten.

Ein Leben ohne Kontakt zu Pflanzen mit giftigen Inhaltsstoffen ist daher kaum möglich und auch nicht nötig, wenn ein paar einfache Regeln beherzigt werden.

Worauf sollte man beim Pflanzenkauf achten?

Wer eine Pflanze kauft, ob für Garten, Fensterbank oder Balkonkasten, sollte sich den Namen aufschreiben oder einprägen und fragen, ob sie giftig ist oder nicht. Wenn ja, schließt sich die Frage an, welche Teile giftig sind und wie mit ihnen umzugehen ist.

Wie schützt man sich vor dem Kontakt mit Pflanzengiften?

Meist wird gründliches Händewaschen nach jedem Umgang ausreichen. Dabei werden nicht nur Schmutz, sondern auch alle Pflanzensäfte mit den giftigen Inhaltsstoffen abgespült.

Wird das konsequent eingehalten, geht weder vom beliebten Buchsbaum mit dem stark giftigen Buxin, noch vom Rittersporn (Delphinium und Consolida) mit seinen Alkaloiden oder dem Oleander – in dem das giftige Oleandrin steckt – Gefahr aus.

Welche Pflanzen sind besonders giftig?

Bei zwei Arten, nämlich den Eisenhüten (Aconitum) und der Herkulesstaude (Heracleum/auch Riesen-Bärenklau genannt), reicht diese Umsicht nicht. Wer sie ausgraben, umpflanzen oder zurückschneiden will, sollte Handschuhe tragen und bloße Haut, die mit den verletzten Blättern und Stängeln in Berührung kommen kann, bedecken. Das sehr stark giftige Aconitin aus dem Saft der Eisenhüte wird nicht nur über den Magen-Darm-Trakt, sondern auch über die Haut aufgenommen.

Worauf sollte man Kindern im Garten achten?

Besondere Vorsicht gilt für Gärten, in denen Kinder spielen. Stark giftige Pflanzen wie Eisenhut, Fingerhut und Goldregen (Laburnum) mit seinen erbsenartigen Früchten und auffälligen Samenhülsen, sollten erst in den Garten einziehen, wenn die Kinder alt genug sind.

Bei anderen giftigen Arten lässt sich die Verlockung zum Anfassen mildern, wenn die Beeren entfernt werden. Grundsätzlich sollten Kinder so früh wie möglich wissen, von welchen Pflanzen in Garten und Nachbarschaft sie krank werden können.

Was muss nach einem Verzehr von Giftpflanzen tun?

Ist es aber doch passiert, sollten Eltern nicht warten, bis dem Kind übel wird oder sich Bauchschmerzen einstellen. Ärzte, Apotheker, Gift-Ambulanzen und Krankenhäuser kennen die meisten Pflanzen und können ihre Giftigkeit einschätzen. Zur sicheren Identifikation sollten Blätter, Blüten oder Früchte der gegessenen Pflanzen mitgenommen werden.