Blick in die Untere Marktstraße mit Apostel-Hotel (links) und Guberan-Gebäude (rechts). Tatsächlich hatte Göppingen einst eine sehr vorzeigenswerte Altstadt. Foto: Stadtarchiv

Göppingen will seine Innenstadt bewahren. Das ist Ausdruck eines Bewusstseinswandels, meint StZ-Redakteur Eberhard Wein. Denn bis vor kurzem wussten die Göppinger nicht einmal, dass sie eine Altstadt haben.

Göppingen - Wo geht es zur Göppinger Altstadt? Bis vor wenigen Jahren hätten die meisten Eingeborenen wohl mitleidig mit den Schultern gezuckt, wenn ein Auswärtiger danach gefragt hätte. Eine Altstadt gibt’s hier nicht, da müsse man schon nach Esslingen oder Schwäbisch Gmünd fahren, dürfte die Antwort gewesen sein.

Erst die aus Ulm zugezogene Stadtplanerin Eva Noller traute sich, den Begriff, der meist als Synonym für süddeutsche Fachwerkidylle steht, auch für Göppingens unprätentiösen Klassizismus in den Mund zu nehmen. Damit hat Noller, mittlerweile Baubürgermeisterin in Leinfelden-Echterdingen, einen Bewusstseinswandel angeregt. Doch die Überzeugung, dass auch diese Altstadt einen Wert besitzt, den es zu schützen gilt, musste verwaltungsintern erst reifen.

So waren es die Grünen im Gemeinderat, die als Erste forderten, für die Erhaltung des historischen Stadtbildes auch tatsächlich etwas zu tun. SPD und Freie Wähler folgten alsbald. Doch Fahrt konnte das Vorhaben erst gewinnen, als Helmut Renftle als Baubürgermeister dem depressiven Phlegma an der Spitze des Technischen Rathauses ein Ende bereitete.

Mit der nun verabschiedeten Gestaltungssatzung sind Neubauten keineswegs untersagt. Allerdings dürfte die Abrisskugel künftig seltener durch die Straßen schwingen. Jetzt kommt es darauf an, dass die Bauherren die neuen Vorschriften ähnlich wie die Architekten nicht als Bürde, sondern als Ansporn sehen.