Die Nachsorge ist vielfältig. Foto: dpa/Oliver Berg

Die Reha-Nachsorge nach einem Schlaganfall wird von den Kliniken Schmieder auch digital angeboten.

Nach einem Schlaganfall. Die Zeit in der Reha geht zu Ende. Endlich wieder nach Hause, zurück ins vertraute Umfeld. Zurück zu alten Gewohnheiten, der Bequemlichkeit, zurück zum Stress. Schnell wird der andere, neue Lebensstil vernachlässigt, den man in der Reha kennengelernt hat – und zum eigenen Wohlbefinden auch beibehalten wollte. Doch schnell ist man wieder dort, wohin man eigentlich nicht mehr zurück wollte. Genau das, das Zurückfallen in alte Verhaltensmuster, soll die Nachsorge verhindern. Sie ist nun auch mithilfe einer Handyapp möglich – und wird entsprechend bezahlt.

Um die Fortschritte, die in der Reha erzielt wurden, langfristig zu erhalten, gibt es die Reha-Nachsorge der Deutschen Rentenversorgung (DRV). Diese erbringt die Leistung auf gesetzlicher Basis. Aber lange war die Reha-Nachsorge ausschließlich in Präsenz möglich und wurde lediglich in dieser Form bezahlt. „Doch nur 27 Prozent der Patienten nehmen an solch einer Maßnahme teil“, heißt es bei den Kliniken Schmieder in Gerlingen. Die Klinik stützt sich dabei auf eine Studie, die vom Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm ausgewertet worden war. Gründe für die geringe Teilnehmerzahl seien etwa der Mangel an Zeit und Motivation, die Distanz zur Einrichtung – der Weg zwischen Zuhause und Klinik ist zu weit und nicht in den Arbeitsalltag integrierbar – sowie berufliche Einschränkungen wie etwa Schichtarbeit.

Die Präsenzpflicht gilt nicht mehr

Bisher mussten die Patienten dafür in die Klinik kommen, also etwa in die Schmieder-Tagesklinik in Stuttgart. Jetzt können sie die Übungen zu Hause, in der Mittagspause, bei der Arbeit integrieren. Auch Patienten, die auf der Gerlinger Höhe versorgt worden waren, hätten diese Tele-Reha bereits genutzt, teilen die Schmieder-Kliniken mit.

Man muss schon seine regelmäßige Anwesenheit dokumentieren, sonst hat man irgendwann den Zugang zu all den Übungen und dem persönlichen Onlinegespräch mit Medizinern und Therapeuten verwirkt. Aber grundsätzlich ist eben möglich, was vor der Pandemie nicht vorstellbar war: Die Nachsorge nach einem Schlaganfall kann in individuell zusammengestellten Übungen auch zu Hause erfolgen.

Mehrere Therapeuten sind für den Standort Gerlingen verantwortlich, im Klinikverbund insgesamt seien es 17. Diese Intensivierte Rehabilitationsnachsorge, kurz „Irena“, sei kein verpflichtendes Angebot, „das war es noch nie“, sagt die Ärztliche Leiterin der Tagesklinik, Erika Sauer. „Aber es ist gewünscht von der Rentenversicherung.“ Bisher sei die Nachsorge aus Sicht des Kostenträgers nur in Präsenz möglich gewesen.

Gleichwohl hat der Rentenversicherungsträger auch ein Interesse daran, dass die Arbeitnehmer schnellstmöglich an den Arbeitsplatz zurückkehren. Allein in Gerlingen gebe es 41 Patienten, die nach der Reha in Gerlingen mit der digitalen Nachsorge begonnen hätten, teilt die Klinik mit. Jede Woche kämen rund zehn neue Teilnehmer dazu. Insgesamt nutzen 650 Reha-Patienten aktiv die digitale Nachsorge – zugewiesen über alle Standorte der Kliniken Schmieder am Bodensee, am Hochrhein und in Heidelberg.

Ziel ist eine Hybridlösung

In der Pandemie reifte der Gedanke, die Nachsorge nicht mehr mit der Präsenzpflicht zu koppeln – zumal mit der Behandlung von Post- und Long-Covid-Patienten auch eine neue Zielgruppe hinzukam.

Zudem waren die Gruppentreffen, wie es sie bisher gab, nicht mehr möglich, denn dafür waren die Räume in der Klinik zu klein. Was also tun, um dennoch alle zu erreichen? Wie viele andere – Bildungseinrichtungen, Institutionen, Organisationen – wichen auch die Therapeuten in die digitale Welt aus. Gleichwohl soll es so nicht bleiben. Das Ziel sei eine Hybridlösung, sagt Sauer: eine Kombination aus Präsenz- und Teleangebot.