Gut versteckt im Gerlinger Wald: die Baumnymphe Foto: Sellner

„Du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern“, schrieb Bernhard von Clairvaux. Wir haben uns auf die Suche gemacht und stellen Ihnen in einer neue Serie Besonderheiten aus den Wäldern rund um Stuttgart vor. Heute: Schnitzereien im Gerlinger Wald.

Stuttgart – Wie schön, sie ist noch da. Unbeschädigt. Unverändert fein. Der Winter hat ihr nichts anhaben können. Ein Glück, dass er so mild war. Die kleine Waldfrau ist nämlich Wind und Wetter ausgesetzt. Schutzlos kniet sie auf dem Baum, die Hände vors Gesicht geschlagen. Will sie nicht gesehen werden?

Spaziergänger, die vom Gerlinger Waldfriedhof in Richtung Großer Stern unterwegs sind, müssen schon sehr genau hinschauen, um sie zu entdecken – selbst jetzt im Frühling, wo die Blätter noch wenig Sichtschutz bieten. Wer aber die kleine Waldfrau einmal gesehen hat, wird seinen Blick immer wieder zu ihr wenden: „Ist sie noch da?“ – und zufrieden feststellen: „Zum Glück ja!“

Und er wird sich fragen, wer diese schöne Miniatur eigentlich geschaffen hat. Die Antwort gibt der Gerlinger Revierleiter Simon Walz: Es war der Waldarbeiter Jirka Lorenz, der an vielen Stellen im Gerlinger Wald Schnitzereien hinterlässt: Eulen, Adler, Eichhörnchen – und die Baumnymphe. So nennt er die kleine Figur, die er vor etwa drei Jahren mit Motorsäge, Schnitzmesser und Feile aus einem umgestürzten Stamm herausgearbeitet hat. Er verrät auch ihr Geheimnis: „Die Baumnymphe weint über den Verlust des Baumes, der einem Sturm zum Opfer gefallen ist.“ Hoffentlich noch lange.

So geht’s zur Baumnymphe: Breitengrad: 48.778432, Längengrad: 9.076367.

Welche Waldgeheimnisse kennen Sie? Wir sind gespannt. Schreiben Sie uns per Mail: lokales@stzn.de oder per Post: Stuttgarter Nachrichten, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Wald.