Wolfgang Grupp und Carsten Maschmeyer: Zwei Unternehmer, zwei konträre Ansichten zum Thema Homeoffice. Foto: Imago

Mit markigen Worten stellt Trigema-Chef Wolfgang Grupp das Arbeiten von Zuhause an den Pranger. Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer will das so nicht stehen lassen – und holt zum Konter aus.

„Wer von Zuhause aus arbeiten kann, ist nicht wichtig“ – diese Worte ärgern so manchen Arbeitnehmer. Für seine ablehnende Haltung beim Thema Homeoffice erntet Trigema-Chef Wolfgang Grupp reichlich Kritik. Gegenwind bekommt der Textilunternehmer (1200 Mitarbeiter) nicht nur in Kommentaren im Internet sondern auch von prominenter Stelle. Bei Carsten Maschmeyer stößt das Misstrauen gegenüber der Arbeit in den eigenen vier Wänden auf Unverständnis.

Der AWD-Gründer, der auch als Investor in der Vox-Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ bekannt ist, widerspricht dem rüstigen Mittelständler aus Burladingen vehement: „Wenn du jemandem nicht zutraust, zu Hause zu arbeiten, hättest du ihn gar nicht erst einstellen sollen“, sagte der 64-Jährige der „Bild“-Zeitung am Mittwoch als Reaktion auf ein Interview Grupps im „Tagesspiegel“. Die Wiederkehr der Präsenzkultur müsse dringend aufgehalten werden. „Es steht zu viel auf dem Spiel“, kontert Maschmeyer.

Maschmeyer kontert Grupp: „Kontrolle demotiviert“

Mit seiner Kritik am mobilen Arbeiten hatte Grupp – ein Unternehmer vom alten Schlag, der noch ohne Computer auskommt – wütende Reaktionen in den sozialen Netzwerken hervorgerufen. „Je mehr die Leute studiert haben, desto mehr Homeoffice wollen sie – aber bei mir könnten sie sich dann auch gleich arbeitslos melden, weil sowieso keiner merkt, ob sie arbeiten oder nicht“, hatte Grupp in gewohnt markigen Worten jüngst hinausposaunt.

Eine Ansicht, die Finanzunternehmer Maschmeyer so gar nicht teilt – im Gegenteil. „Kontrolle demotiviert. Kontrolle führt zu Unproduktivität.“ Ein „smarter“ Arbeitgeber gehe deshalb einen Mittelweg und nutze die jeweiligen Vorteile der Arbeitsweisen: „Das Zuhause kann ein Ort für konzentrierte Deep-Work-Phasen sein, während das Büro der Hub für Co-Creation und Co-Working ist. Dort entsteht der Teamgeist.“

Homeoffice als Mittel gegen Fachkräftemangel

Das Homeoffice, das seit der Corona-Pandemie bei vielen Beschäftigten Normalität ist, sei auch ein probates Mittel im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Denn „wenn es eigentlich egal ist, ob der IT-Spezialist 8000 Kilometer oder acht Meter weiter sitzt, ergeben sich für Unternehmen ganz neue Möglichkeiten, ihre dringend benötigten Fachkräfte zu gewinnen.“

Auch in den sozialen Netzwerken bringen Nutzer ihren Unmut über die Aussagen Grupps zum Ausdruck. So schreibt ein User auf Facebook stellvertretend für viele: „Leider ist die Einstellung nicht mehr zeitgemäß. Sie wirkt wie aus der Zeit gefallen. Wolfgang Grupp lässt sich ja auch E-mails ausdrucken und arbeitet ohne PC/Laptop. Das sagt eigentlich alles. Ökologisch und ökonomisch unsinnig“. Doch Grupp bekommt auch Zuspruch im Internet. So urteilt ein Nutzer auf Instagram beispielsweise: „Da hat er absolut recht. Diese Homeoffice-Kultur ist die Vorstufe zum Bürgergeldempfänger.“