Eine fettreiche und ballaststoffarme Ernährung stellt einen Risikofaktor dar. Foto: dpa

Ungarn will als erstes Land der Welt eine Steuer für ungesundes Essen einführen.

Budapest - Ungarn will als erstes Land der Welt eine Steuer auf ungesunde Lebensmittel einführen: Was "zu viel" Salz, Zucker oder Fett enthält, soll künftig zehn Forint mehr kosten. Gleichzeitig soll die Steuer auf Alkoholika und Softdrinks um zehn Prozent erhöht werden.

Die geplante Steuer soll nicht nur das Loch im Haushalt der Krankenversicherung stopfen, sondern auch zu besserer Ernährung anregen. "Die Leute werden sich nach gesünderen Alternativen umsehen", glaubt der Erfinder der Junk-Food-Steuer, Gabor Csiba, Arzt im ostungarischen Miskolc und Gesundheitspolitiker der konservativen Regierungspartei Fidesz. In Ungarn leiden 20 Prozent der Bevölkerung an Fettsucht.

Nicht nur Zucker, Fett und Salz - Auch der Koffeingehalt entscheidet über die Steuer

Softdrinks sollen um die Hälfte höher besteuert werden, wenn der Zuckergehalt über fünf Gramm je hundert Milliliter liegt. Dreimal so hoch besteuern will die Regierung Energydrinks, wenn sie mehr als 200 Milligramm Koffein pro Liter enthalten. Süßigkeiten werden teurer, wenn Zucker mehr als ein Viertel des Gewichts ausmacht. Bei Eis liegt die Grenze bei fünf Prozent Zucker. Snacks wie Hamburger werden extra besteuert, wenn der Salzanteil über einem Prozent liegt. Die meisten Produkte verteuern sich damit um vier oder fünf Cent. Das Gesetz soll noch vor der Sommerpause beschlossen werden.

Die Lebensmittelindustrie läuft Sturm gegen das Vorhaben und warnt, es könnten zwischen 2000 und 2200 Arbeitsplätze verloren gehen. Laut einer Umfrage eines Fidesz-nahen Instituts befürworten 54 Prozent der Ungarn die Pläne. Zustimmung kommt auch von der Gesellschaft für Herzkranke.

Auch andere Länder wollen ungesunde Lebensmittel besteuern

Die Idee, ungesunde Lebensmittel höher zu besteuern, wird auch in anderen Ländern diskutiert: Ein ähnlicher Plan war im Vorjahr in Rumänien nur wegen ohnehin explodierender Lebensmittelpreise auf das nächste Jahr vertagt worden. Dänemark führt soeben eine Steuer auf ungesättigte Fettsäuren ein. Es sei besser, ungesunde Lebensmittel erst gar nicht zu produzieren, sagt Jutta Jaksche, Ernährungsexpertin bei der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände in Berlin. Mit veränderten Rezepturen könne man viel erreichen. Trotzdem begrüßen die Verbraucherzentralen den Vorstoß. "Damit kommt auch Bewegung in die Diskussion über Nährwertprofile."