Mit dem Künstler Salomon Assefaw (Vierter von links) hat der interreligiöse Jugendkreis das Graffiti „Glaube verbindet“ geschaffen. Das prämiert nun die Gedenkstiftung. Foto: Archiv Krämer

Die Gedenkstiftung in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen zeichnet für das Jahr 2017 fünf Projekte aus, die sich ganz besonders mit Integration und friedlichem Zusammenleben beschäftigen. Am 22. Februar 2018 ist die Preisverleihung.

Filderstadt/L.-E. - Etwa fünf bis zehn Projekte bewerben sich jedes Jahr bei der Gedenkstiftung, 2017 waren es fünf. Alle fünf werden nun auch ausgezeichnet: „Der Stiftungsrat war ganz begeistert“, erzählt Sandra Bayer, die Geschäftsführerin der Stiftung. Der Stiftungsrat unter dem Vorsitz von Willfried Nobel, Professor für Ökologie, Regionalrat und ehemaliger SPD-Stadtrat in Filderstadt, setzt sich aus Stadträten und anderen Personen des öffentlichen Lebens wie etwa Firmenchefs oder ehemaligen Jugendgemeinderäten zusammen. „Man war sogar so begeistert, dass sich alle fünf Projekte den ersten Preis teilen, den normalerweise nur eine Gruppe bekommt“, sagt Bayer außerdem. „Das wird eine ganz besondere Preisverleihung.“ Diese ist für den 22. Februar angesetzt.

Theaterspielen hilft beim Einleben

Die Projekte befassen sich mit Integration und friedlichem Zusammenleben, aber auf unterschiedliche Art und Weise. Da ist die Initiative FIS – Flüchtlingsarbeit in Stetten. Die Ehrenamtlichen kümmern sich um die Kinderbetreuung bei den Flüchtlingen, die im ehemaligen Hotel Nödinger Hof leben, mit Ausflügen und anderen Unternehmungen. Sprachkurse für Kinder und für Erwachsene haben die Ehrenamtlichen ebenfalls organisiert, und sie helfen den geflüchteten Jugendlichen dabei, Praktikums- oder Ausbildungsplätze zu bekommen.

Ebenfalls um die Flüchtlingsarbeit dreht sich das Projekt Treffpunkt Eddi des Eduard-Spranger-Gymnasiums in Filderstadt. Seitdem sich Unterkünfte für Flüchtlinge in der Nähe der Schule befinden, gibt es einen Arbeitskreis aus Eltern, Schülern und Lehrern. Dieser veranstaltet regelmäßig den Treffpunkt Eddi mit unterschiedlichen Aktivitäten, etwa Schach, Live-Musik, Sport oder Bastelaktionen. Mittlerweile helfen einige der Geflüchteten in der Schule aus, in der Mensa, beim Tisch- oder Spüldienst.

Theater Grenzenlos heißt die Gruppe, die sich unter der Leitung der Theaterpädagoginnen Martina Hallm und Maud Rapp von der Kunstschule Filderstadt gebildet hat. Die beiden haben mit der Vorbereitungsklasse der Gotthard-Müller-Schule ein Theaterstück erarbeitet, um die sprachlichen und sozialen Fähigkeiten der Flüchtlingskinder zu fördern. Ebenso eingebunden waren Bewohner aus dem Pflegeheim Wohngemeinschaft für Senioren (WGFS). Dieses Projekt ist der Beginn einer dauerhaften Zusammenarbeit von Kunstschule und Gotthard-Müller-Schule.

Ein Graffiti steht für Toleranz zwischen den Religionen

Um Integration anderer Art kümmern sich die zwei anderen Projekte. Der interreligiöse Jugendkreis Filderstadt hat mit einem Graffiti auf der Garagenwand der Liebfrauengemeinde das friedliche Miteinander der Religionen dargestellt. Der Künstler Salomon Assefaw hat das Projekt begleitet. Zum interreligiösen Jugendkreis gehören Jugendliche aus der alevitischen Gemeinde, der türkischen Ditib-Gemeinde und der katholischen Liebfrauengemeinde.

Weit weg von den Fildern hat sich die freie Waldorfschule Gutenhalde engagiert. In Sarajevo ist ein Waldorfkindergarten entstanden, in dem Kinder von muslimischen Bosniern, serbisch-orthodoxen Serben und katholischen Kroaten gemeinsam betreut werden, um die nach dem Krieg gespaltene Gesellschaft wieder zusammenzuführen. Dem Kindergarten drohte wegen behördlicher Vorgaben die Schließung. Die zwölfte Klasse der Waldorfschule Gutenhalde hat Spenden gesammelt und ist selbst nach Sarajevo gefahren, um beim Ausbau mitzuhelfen: beim Fliesenlegen, Wändestreichen und der Einrichtung des Gartens mit Schaukel und Kletterwand.

Öffentliche Prämierung in der Zehntscheuer

2017 sind die vorgestellten Projekte ausgewählt worden. Aufgrund von Terminschwierigkeiten findet die Prämierung erst 2018 statt. Am Donnerstag, 22. Februar, werden die fünf Projekte offiziell von Leinfelden-Echterdingens Oberbürgermeister Roland Klenk ausgezeichnet. Die Festrede hält Kultusministerin Susanne Eisenmann. Die öffentliche Veranstaltung beginnt um 18 Uhr in der Zehntscheuer Echterdingen, Maiergasse 8.

Die Gedenkstiftung „Gemeinsame Erinnerung – Gemeinsame Verantwortung für die Zukunft“ ist 2008 von den beiden Städten Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen gegründet worden. Sie soll die Erinnerung an die Opfer des KZ-Außenlagers am Flughafen bewahren und Projekte unterstützen, die sich dafür einsetzen, dass sich solches Grauen nicht wiederholt. Es werden Projekte ausgezeichnet, die sich mit den Themen Integration, friedvolles Zusammenleben, Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft sowie bürgerschaftliche Verantwortung befassen. Alle zwei Jahre wechselt der Vorsitz zwischen Filderstadt und L.-E.