Auch im größten Handwerk bundesweit soll die Inflation ausgeglichen werden, fordert die IG Bau. Foto: dpa/Jens Büttner

Die Inflationsausgleichsprämie ist ein Renner in vielen Branchen – nicht jedoch im Gebäudereiniger-Handwerk, in dem viele Niedrigverdiener tätig sind. Nun will die Gewerkschaft den Arbeitgeberverband zu Verhandlungen zwingen.

Erst vor gut zwei Monaten hatte der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks eine interne Umfrage präsentiert und gewarnt, dass das zum 1. Januar höhere Bürgergeld die Personalnot bei sieben von zehn Firmen verschärfen werde. Etliche Beschäftigte hätten ihre Kündigung in Aussicht gestellt, weil ihnen die staatliche Leistung günstiger erscheine.

Nun rügt die Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), dass sich der Bundesinnungsverband weigere, eine Inflationsausgleichszahlung zu leisten. Die von der Bundesregierung 2022 eingeführte Inflationsprämie kann bis Ende 2024 in Höhe von bis zu 3000 Euro steuer- und sozialabgabenfrei gezahlt werden – nicht jedoch den Gebäudereinigern. Die Stimmung in den Belegschaften sei „alles andere als festlich“, sagt Bedra Duric, die Vorsitzende der zuständigen Bundesfachgruppe. „Da brodelt es gewaltig.“

Gute Beispiele täglich vor Augen

Seit gut einem halben Jahr werde versucht, darüber zu verhandeln, doch die Arbeitgeber wollten darüber nicht einmal reden. Täglich würde den Beschäftigten vor Augen geführt, dass es anders laufen könne: In den Unternehmen, Arztpraxen, Schulen oder Krankenhäusern, in denen sie für Sauberkeit sorgten, werde ein solcher Ausgleichsbetrag für die steigenden Mieten, Lebensmittel- und Energiekosten gezahlt. Die IG Bau hat rund 9000 „Unterstützungskarten‘“ an die Unternehmen verteilt, für die Gebäude gereinigt werden. Etwa 70 Prozent hätten sich mit ihrer Forderung solidarisiert.

Der Branchenmindestlohn (Einstiegslohn) für Reinigungskräfte beträgt 13 Euro – von Januar an sind es 13,50 Euro. Ein weiterer Mindestlohn für Fachkräfte steigt auf 16,70 Euro. Duric warnt vor einem Wechsel vieler Betroffener in andere Branchen – bei den Gastronomen und im Einzelhandel stünden die Türen „weit offen“. Zudem kündigt die IG Bau für den März bundesweite Aktionen an, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Demnach kommt die Branche auf knapp 23 Milliarden Euro Jahresumsatz und ist mit rund 700 000 Beschäftigten das größte Handwerk bundesweit. In den Betrieben des Bundesinnungsverbandes sind rund 80 Prozent aller Beschäftigten angestellt.

„Wenn genug bezahlt wird, wollen die Menschen arbeiten“

Auch die Warnungen des Verbandes zum Bürgergeld sieht die IG Bau sehr kritisch: „Wieder einmal sollen Menschen mit niedrigem Einkommen gegeneinander ausgespielt werden“, hieß es. Umgekehrt müsse es sein: „Wenn genug Lohn bezahlt wird, dann wollen die Menschen auch arbeiten.“