Für eine neue Heizung bekommt man dieses Jahr die höchste Förderung. Damit ist es aber meist nicht getan, denn unsanierte Altbauten haben oft einen hohen Energieverschleiß. Wie Eigentümer vorgehen sollten.
Der landläufige Begriff Heizungsgesetz sagt nur die Hälfte. Denn das Gebäudeenergiegesetz, das seit dem 1. Januar 2024 gilt, schließt auch energetische Sanierungen ein. Was bedeutet es, sein Haus energetisch zu sanieren, und mit welchen Förderungen kann man rechnen? Klar ist: Was den Heizungstausch angeht, so sind in diesem Jahr wegen eines Turbo-Bonus die höchsten Zuschüsse zu bekommen.
Was heißt energetische Sanierung?
In der Regel werfe die Heizungsfrage die Sanierungsfrage bei Eigentümern auf, sagt Frank Hettler, Leiter von Zukunft Altbau, dem vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderten Programm, das Gebäudesanierungen vorantreiben soll. „Heizungstausch und Sanierung bedingen sich.“ Zu einer energetischen Sanierung gehört, die Gebäudehülle (Dach, Fassade, Fenster) und die Kellerdecke zu dämmen. Wobei nicht alles für alle Häuser zutreffen muss. Ein mögliches Dämmmaterial sei Polystyrol, sagt Hettler. Es sei am günstigsten und besser unter dem Markennamen Styropor bekannt. In der Regel sei eine Schichtdicke von 14 bis 20 Zentimeter erforderlich. Laut Frank Hettler lässt sich mit einer Komplettsanierung der Energieverbrauch signifikant reduzieren. „Man kann 50 Prozent und mehr schaffen“, sagt er. Beim CO2-Fußabdruck sogar minus 90 Prozent.
Wie viel kostet eine Sanierung?
Jedes Haus sei anders, eine pauschale Summe würde dieser Komplexität nicht gerecht, sagt Frank Hettler. Klar sei, alle unsanierten Gebäude, die vor der Wärmeschutzverordnung von 1995 gebaut worden seien, hätten niedrige Energiestandards, was folglich zu höheren Sanierungskosten führe. Die Kosten hängen auch stark vom Umfeld ab: In der Stadt ist es teurer als auf dem Land. Ein unsaniertes Haus aus den 1970er Jahren in Stuttgart komplett sanieren zu lassen, kostet in der Größenordnung einen mittleren sechsstelligen Betrag.
Am besten planen lassen sich die Kosten mit einem Sanierungsfahrplan, den ein zertifizierter Energieberater erstellt. Auch wenn das Rundum-Paket aus Sicht von Frank Hettler immer die bessere Lösung ist, beobachtet er, dass sich die meisten Eigentümer doch für Einzelmaßnahmen entscheiden. „Sie sind risikoscheuer, gehemmter bei Immobilieninvestitionen als frühere Generationen“, sagt er. „So viel Geld in eine Außenwand zu stecken, das ist ein großer Schritt.“ Wer in Baden-Württemberg das Dach erneuert, muss in diesem Zuge auch eine Solaranlage installieren, so sieht es die PV-Pflicht vor.
Welche Förderung gibt es?
Wer plant, seine Heizung zu tauschen und durch eine klimafreundlichere Variante zu ersetzen, der kann dieses Jahr am meisten Förderung bekommen, denn 2024 gibt es einen Tempo-Bonus von 20 Prozent,der wird sukzessive weniger. Unter dem Strich kann man je nach Einkommenssituation bis zu 70 Prozent Zuschüsse erhalten, wobei die förderfähigen Kosten bei 30 000 Euro liegen.
Neben dem Zuschuss für eine klimafreundlichere Heizung gibt es auch Geld für die Gebäudesanierung. Wer das große Rad dreht und seinen Altbau in ein Effizienzhaus verwandelt, bekommt bis zu 45 Prozent, die förderfähigen Kosten liegen bei 150 000 Euro pro Wohneinheit. Es gibt aber auch für Einzelmaßnahmen Geld: für die Gebäudehülle (bis zu 20 Prozent), für technische Optimierungen (20 Prozent), aber auch für die Energieberatung (50 Prozent). Wer auf die Förderung verzichtet, kann eine Steuerermäßigung beantragen (bis zu 20 Prozent der Sanierungskosten über drei Jahre, höchstens jedoch auf 40 000 Euro je Wohnhaus). Einfamilienhäuser mit einer Einliegerwohnung gelten als Mehrparteiengebäude und können damit mehr Förderung beantragen, sagt Frank Hettler von Zukunft Altbau.
Wo findet man Experten?
Um die Förderungen zu bekommen, braucht man die Expertise von einem zertifizierten Energieberater. Es gibt ein Online-Portal, auf dem diese gelistet sind und auf dem man nach Fachleuten in der Region suchen kann. Die Adresse lautet: https://www.energie-effizienz-experten.de. Informationen bekommt man in Stuttgart zudem beim Energieberatungszentrum, www.ebz-stuttgart.de, oder bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, www.verbraucherzentrale-bawue.de.
Momentan finde man wieder eher Handwerker, sagt Frank Hettler von Zukunft Altbau. „Es wird mittelfristig nicht einfacher“, daher rate er jedem, der es sich leisten könne, es anzupacken. Der Wert der Immobilie steige. Und selbst wenn das Geld nicht locker sitze, so fänden sich doch meist Töpfe, die man anzapfen könne. Grundsätzlich sei die Sanierung dem Neubau vorzuziehen, sagt er. „Wir sollten in Deutschland mit dem Gebäudebestand umgehen, den wir haben.“ Wobei ihm schon klar ist, dass es auch aussichtlichlose Fälle gibt.