Karl Fred Dahmen in der Galerie Schlichtenmaier in Grafenau (Mi-Fr 11-18.30, Sa 11-16 Uhr). Mehr unter: www.schlichtenmaier.de Foto: Dahmen

Einkerbungen, Auswölbungen, Einschnitte und glatte Ebenen – kann das Werk des Malers Karl Fred Dahmen heute noch überzeugen? „Stuttgarter Nachrichten“-Autor Nikolai B. Forstbauer hat sich umgesehen.

Stuttgart - Treffend notierte Ernst Herhaus 1968 zu den Werken von Karl Fred Dahmen eine „Befangenheit als Bezauberung durch bildnishafte Schönheit, aber auch Befangenheit als Schreck: Idyllen, darin diese Requisiten der Gewalt, die mit klassisch zumutender Lakonik immer wieder auftauchen“.

Sonderposition in der deutschen Kunst seit 1945

Dahmen? Nimmt in der deutschen Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine noch immer nicht gänzlich geklärte Sonderposition ein. Die Entformelung der Bildwelt und damit die Aufgabe einer inneren Hierarchie bildnerischer Architektur nützt der 1917 geborene Dahmen zugleich, um dem Künstlerideal des Erfinders die Rolle eines Machers zuzuweisen, der vorhandene Materialien nutzt.

„Dahmen beginnt, wo Baumeister aufhört“

Den Rang des 1981 früh verstorbenen Künstlers mag man weniger an dessen Teilnahme an der Weltkunstschau Documenta II, 1959 in Kassel, ablesen, als an einer Äußerung von Will Grohmann: „Dahmen beginnt dort, wo Willi Baumeister aufhört.“ Dieser Spur folgt die Galerie Schlichtenmaier, wenn sie an ihrem Stammsitz in Grafenau ein spannungsreiches Dahmen-Panorama präsentiert, dem Arbeiten unter anderem von Gerhard Hoehme, Bernard Schultze, Emil Schumacher und Fred Thieler antworten. Gerade dabei wird ja erkennbar, wie deutlich, ja, unmissverständlich, sich Dahmen zur Konstruktion und gar zum Konzept bekennt.

Material-Landschaften

Karl Fred Dahmen macht das Abenteuer Malerei zum Abenteuer einer Material-Landschaft, deren tiefe Wunden noch tiefere Sehnsüchte offenlegen.