Entspannt und trotzdem voll konzentriert: Bundestrainer Joachim Löw Foto: Bm

Erst gegen Polen, dann nach Schottland. Und danach will der Weltmeister in der EM-Qualifikation wieder dort stehen in der Tabelle, wo er eigentlich hingehört: ganz oben. „Wir schlagen Polen“, sagt Bundestrainer Joachim Löw. Er fordert in den beiden Spielen die maximale Punktausbeute.

Frankfurt/Main - Der Bundestrainer wirkt in diesen Tagen konzentriert, aber nicht angespannt. Wie es eben sein muss vor wichtigen Spielen. Joachim Löw sagt: „Wir wollen die Tabellenführung und aus den kommenden beiden Spielen die maximale Punktausbeute holen.“ Das Duell gegen Polen an diesem Freitagabend (20.45 Uhr/RTL) in Frankfurt entbehrt für den Weltmeister jedenfalls nicht einer gewissen Brisanz. Das Hinspiel in der EM-Qualifikation ging mit 0:2 in die Hosen. Da könnte es nicht schaden, wenn es für die konterstarke Mannschaft um Robert Lewandowski diesmal nichts zu holen gäbe. Denn schon am Montag lauert der nächste Gegner darauf, den Champions ein Bein zu stellen. Der Tabellendritte Schottland bittet in Glasgow zum Ball (20.45 Uhr/RTL). Ein Überblick vor der Ouvertüre eines heißen Fußball-Herbsts: Der Pechvogel:: Eigentlich geht jede Serie einmal zu Ende. Nur nicht für Marco Reus (26). Seit vier Jahren ist er Nationalspieler. Er brachte es gerade mal auf 25 Einsätze. Das ist nicht viel für einen Spieler, der „immer für die besonderen Momente und Entscheidungen sorgen kann“ (Löw). Aber irgendwie wirkt er so zerbrechlich wie ehemals die Gipsfiguren beim Tippkick. Jetzt hat es ihn am linken Großzeh erwischt. Gebrochen! Es ist offenbar sein ganz persönlicher Preis für den 3:1-Heimsieg am vergangenen Wochenende gegen Hertha BSC.

Wieder einmal spielt die Nationalmannschaft eine wichtige Partie ohne ihn. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer fast schon tragischen Geschichte. „Wir schicken Marco Reus gesund zu euch“, ließ Ex-BVB-Coach Jürgen Klopp einst mitteilen und bat DFB-Teammanager Oliver Bierhoff: „Wäre cool, wenn ihr ihn uns gesund zurückschickt.“

Löw will nicht lamentieren

Das war lange vor der WM 2014, als sich Reus im letzten Testspiel gegen Armenien einen Bänderriss im linken Sprunggelenk einfing und nicht mit nach Brasilien reisen konnte. Und das war längst nicht alles. Schon für sein Länderspieldebüt am 7. Oktober 2011 beim 3:1 gegen die Türkei musste er mehrere Anläufe nehmen. Jedes Mal ereilte ihn kurz vor seiner Premiere eine Verletzung. Und kaum war er vergangenes Jahr wieder fit, riss im Spiel gegen Schottland (2:1) wieder ein Außenband im Fuß. Das war im September. Im November streckte ihn dann Paderborns Marvin Bakalorz im Bundesligaspiel ein wenig rustikal nieder: wieder Außenbandriss. Diesmal zur Abwechslung im rechten Sprunggelenk.

Joachim Löw sagt nach dem aktuellen Rückschlag: „Es ist sehr bedauerlich, aber wir werden jetzt nicht lamentieren.“ Er hat gottlob Alternativen. Lukas Podolski zum Beispiel oder André Schürrle. Die falsche Neun: Ob man ihn nun als offensiven Mittelfeldspieler bezeichnet oder als „falsche Neun“ im Sturm: Für Mario Götze ist das so interessant wie eine geplatzte Weißwurst auf der Winklmoosalm. „Er spielt von Anfang an“, befand Joachim Löw, womit er die Laune von Mario Götze íns nächste Stockwerk hob. Die war ohnedies gar nicht so schlecht, nachdem endlich Klarheit darüber herrschte, dass der Matchwinner aus dem WM-Finale 2014 von Pep Guardiola und seinen Bayern weiter in Ehren gehalten wird. Es hatte ja nicht viel gefehlt, und der Dribbler für die besonders harten Fälle wäre als Neuzugang bei Juventus Turin vermeldet worden. Das aber, bekräftigte er im Kreis der Nationalmannschaft, habe nie ernsthaft zur Debatte gestanden. „Ich bin für die Zukunft guter Dinge“, sagt er jetzt und verspricht: „Ich will noch besser werden.“

Risiken auf beiden Abwehrseiten

Die Problemzonen: Das wollen sie alle, es gelingt aber nicht in jedem Fall. Weshalb auch Joachim Löw vor dem Tanz mit den Polen mit mindestens einer Problemzone zu kämpfen hat: Für die Rolle des rechten Verteidigers kommen Sebastian Rudy (1899 Hoffenheim) oder Emre Can (FC Liverpool) in Betracht. Aber Rudy saß in der Bundesliga zuletzt nur noch auf der Bank, und Emre Can hat mit seinen 21 Jahren alles, was ein Fußballer braucht, nur eben keine Erfahrung. Links hat sich der Kölner Jonas Hector (25) zuletzt nicht gerade dumm angestellt. Aber als risikofreie Zone würden Experten weder die linke noch die rechte Abwehrseite bezeichnen. Was Joachim Löw mit innerer Gelassenheit zur Kenntnis nimmt und der Gewissheit: „Wir werden eine Mannschaft auf dem Platz haben, die Polen schlägt.“