Fußball-Weltmeisterschaft 2010: auf der Heilbronner Theresienwiese sehen Tausende den Sieg Deutschlands gegen Argentinien Foto: HMG

Public Viewing ist vielen Veranstaltern mittlerweile zu teuer. Dennoch gibt es auch diesmal Orte in Baden-Württemberg, an denen man zur Europameisterschaft Stadionatmosphäre gemeinsam mit Tausend oder mehr anderen Fußball-Fans genießen kann.

Baden-Württemberg - Die größte Fanmeile Deutschlands findet in diesem Jahr wieder vor dem Brandenburger Tor in Berlin statt. Bis zu 150 000 Fans können dort jeweils die Spiele der deutschen Mannschaft verfolgen. Auch in Baden-Württemberg wird während der Fußball-Europameisterschaft vom 10. Juni bis zum 10. Juli wieder Public Viewing angeboten. Dabei gehen die Veranstalter jedoch ein hohes finanzielles Risiko ein.

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Viele Organisatoren haben sich daher entschlossen, nur die deutschen Spiele auf Großbildleinwänden zu übertragen. So wie ein Veranstalter in Freiburg. „Wir sind eine reine Fanmeile für die deutsche Mannschaft. Für alles andere gibt es die Kneipen und Biergärten“, sagt Christoph Römmler, der Geschäftsführer der Firma Karo-Events. Zusammen mit der Sicherheitsfirma CDS bietet sein Unternehmen auf dem Freiburger Messegelände etwa 20 000 Fans eine „Stadionatmosphäre“.

Erst zum Finale Gewinn gemacht

Ob sich das Risiko auszahlen werde, könne er noch nicht abschätzen. „Es ist ein teurer Spaß, so etwas auf die Beine zu stellen“, sagt Römmler. Gebühren für die Musikrechte (Gema) und die Europäische Fußballunion (UEFA), die Kosten für die Einsatzkräfte sowie Sicherheitsmaßnahmen wie die Videoüberwachung des Geländes schlucken enorm viel Geld. Bei der vergangenen Weltmeisterschaft konnte das Unternehmen erst beim Finale Gewinn machen: „Da hat uns das erfolgreiche deutsche Team gerettet. Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr schon früher schwarze Zahlen schreiben.“

Auf eine siegreiche deutsche Elf setzen auch die Veranstalter des Fandorfs in Heilbronn. Auf der Theresienwiese sollen ebenfalls bis zu 20 000 Fans Platz finden. Seit der WM 2006 zeigt die Heilbronn Marketinggesellschaft zusammen mit zwei Veranstaltern die Spiele der Fußball-Europa- und Weltmeisterschaften auf einer großen Leinwand. Allerdings werden in diesem Jahr nicht alle Spiele gezeigt, sondern nur Begegnungen, bei denen mit mehr als 500 Zuschauern zu rechnen sei. Das seien vor allem die Deutschlandspiele.

Mindestens 50 000 Zuschauer nötig

Der Mitveranstalter Stefan Hamann, der Geschäftsführer von Hamann & friends, spricht von einem finanziellen Risiko: „Ab einer Gesamtzahl von circa 50 000 Zuschauern rentiert sich die Veranstaltung für uns finanziell. Die Marke erreichen wir so etwa beim Viertelfinale.“ Je weiter die deutsche Mannschaft kommt, umso besser für die Veranstalter: die Grundkosten für die Veranstaltung bleiben gleich, egal, wie viele Zuschauer kommen. Für Sicherheitsmaßnahmen habe das Unternehmen in diesem Jahr 20 Prozent mehr ausgegeben als zur Weltmeisterschaft 2014. Das ist es Hamann aber Wert. „Besser, ich bin übervorsichtig, als dass ich mir nachsagen lasse, ich würde zu wenig für die Sicherheit der Zuschauer und Mitarbeiter tun. Die Sicherheit geht einfach vor.“ Das komplette Gelände wird in diesem Jahr videoüberwacht. Geschultes Security-Personal soll für Sicherheit auf dem Gelände, dem Bahnhof und auf dem Weg zum Bahnhof sorgen.

An den Sicherheitsauflagen für Public Viewing habe sich aber nichts verändert, sagt Jürgen Rieger, der stellvertretende Referatsleiter des Einsatzreferats im baden-württembergischen Innenministerium. Ob diese kurz vor der EM noch verschärft würden, werde im Einzelfall entschieden, je nach Ort und Publikum.

In Stuttgart wird es in diesem Jahr kein großes Public Viewing geben. Eine eigene Fanveranstaltung sei zu kostenintensiv, so der Pressesprecher der Stadt, Martin Thronberens. Zuletzt habe man im Jahr 2008 eine solche Veranstaltung organisiert und für drei Spielübertragungen einen Kostenaufwand von 500 000 Euro gehabt. Das war der Stadt zu viel. „Wir haben das Gefühl, dass die Stuttgarter in einer der zahlreichen Sportbars und Biergärten einen Ort zum schauen finden“, sagt Thronberens. Andere Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg setzen ebenfalls auf die Gastronomen und Wirte. „Wieso sollen wir denen auch Konkurrenz machen?“, sagt Sabine Schmincke, die Pressesprecherin der Stadt Tübingen.

Die Stadt zahlt mit

In Sindelfingen sieht man das anders: Zusammen mit Wirten und Sponsoren finanziert die Stadt ein Public Viewing auf dem Wettbachplatz. Bis zu 2 000 Fans haben dort Platz. „Wir sehen uns als Sportstadt und wollen die Europameisterschaft gemeinsam feiern“, sagt Georg Sommer, der Geschäftsführer des Congress-Centers Böblingen-Sindelfingen, die das Event in Sindelfingen veranstaltet.

Aus Liebe zum Public Viewing haben sich auch vier Schweizer Privatleute dazu entschieden, die Bodensee Arena in Kreuzlingen an der deutschen Grenze zu mieten und alle Spiele der EM zu zeigen. Und sprechen gezielt auch die Konstanzer Fußball-Fans an. Reich werden die vier Schweizer nicht damit – das sei auch nicht ihr Ziel, sagt Mitveranstalter Werner Prick.