So jubelten die Fans vor acht Jahren beim Duell Türkei gegen Portugal auf dem Sindelfinger Wettbachplatz. Foto:  

Europameisterschaft: Vereine und Gastronomen laden zum gemeinsamen Mitfiebern bei dem Turnier ein. Doch nur wer Stunden vor dem Anpfiff da ist, hat Chancen, einen der raren Plätze zu ergattern.

Kreis Böblingen - Freunde des gepflegten Rudelgucks im Landkreis Böblingen haben bei der am Freitag beginnenden Fußballeuropameisterschaft nicht allzu viele Möglichkeiten, denn die Lizenzgebühren für die Übertragungsrechte sind teuer, viel Geld müssen Veranstalter auch in die Technik und die ständig steigenden Sicherheitsauflagen stecken. Da verzichtet so mancher Gastronom und auch Verein auf eine Wiederauflage des bei vergangenen Welt- und Europameisterschaften so beliebten Public Viewings. Deshalb gilt für alle, die gemeinsam mit anderen Fußballfans die Partien verfolgen möchten: Man sollte so früh wie möglich da sein, um sich rechtzeitig einen Platz zu sichern. Das größte Public Viewing im Kreis Böblingen gibt es wieder auf dem Sindelfinger Wettbachplatz. Es ist auch das einzige, das mit öffentlichem Geld gefördert wird. Viel lässt sich die Stadt dieses Event kosten, investiert gemeinsam mit der Hallengesellschaft CCBS und den Wirten rund um den Platz 150 000 Euro. Dafür wird eine riesige Leinwand aufgestellt. Zudem gibt es in Restaurants und Kneipen noch kleinere Leinwände und Fernsehgeräte. Übertragen werden sämtliche Spiele des Turniers. Für die Zuschauer ist das Public Viewing kostenlos. Allerdings dürfen aus Sicherheitsgründen nicht mehr als 2000 Leute pro Spiel auf den Platz. Vor allem bei den Spielen der Deutschen ist diese Grenze rasch erreicht.

Damit sich die Fußballfans nicht umsonst auf den Weg machen, gibt es erstmals eine App für Smartphones, die anzeigt, wie viele freie Plätze es noch gibt. Ein Wermutstropfen trübt die Stimmung der hartgesottenen Fußballfans: Während des Internationalen Straßenfestes vom 17. bis 19. Juni müssen die Leinwände aus Sicherheitsgründen abgebaut werden. Dann gibt es kein Public Viewing in Sindelfingen. Bis zu 850 Zuschauer können im Böblinger Schönbuch-Brauhaus gleichzeitig ein Match verfolgen – allerdings nur bei schönem Wetter. „Im Innenbereich haben wir 250 Plätze, im Biergarten weitere 600“, sagt der Geschäftsführer Nunzio Chiumenti. Deshalb hofft er auf möglichst gutes Wetter, vor allem bei den Deutschlandspielen. „Nur dann rechnet sich für uns der ganze Aufwand.“ Viel investiert habe man in die LED-Technik für die große Außenleinwand. Auch die notwendigen Absperrungen sowie das Sicherheitspersonal sei teuer. Andererseits sei der Biergarten bei gutem Wetter schon Stunden vor dem Anpfiff voll. Nunzio Chiumenti empfiehlt allen Fußballfans, möglichst zwei bis drei Stunden vor Spielbeginn da zu sein. Auch das Reservieren von Plätzen für Freunde sei leider nicht möglich.

In der Stadthalle kann man auch bei Regen gucken

Unabhängig vom Wetter sind hingegen die Fußballfans in Holzgerlingen. Dort organisiert die Sportvereinigung ein Public Viewing in der Stadthalle. Bis zu 800 Leute können gemeinsam die Spiele verfolgen. Anders als bei den Gastronomiebetrieben ist das Vereinsangebot aber nicht kostenlos. Fünf Euro pro Spiel werden fällig. Dafür gibt es ein Armband, mit dem man die Halle jederzeit verlassen und wiederkommen kann – und Getränke. Übertragen werden allerdings nur die Spiele der deutschen Nationalmannschaft sowie das Endspiel, unabhängig davon, wer es bestreiten wird.

Deutlich teurer ist das Vergnügen im Indoor-Park Sensapolis auf dem Flugfeld zwischen Böblingen und Sindelfingen. Dort darf nur mitschauen, wer für mindestens zwölf Euro isst und trinkt. Dafür kann man sich Plätze reservieren, aber auch spontan vorbeikommen. Das Sensapolis öffnet zwei Stunden vor allen deutschen Spielen sowie dem Finale. Im Raum Herrenberg gibt es nur eine Möglichkeit zum Public Viewing: in der Gaststätte Krone im Stadtteil Gültstein. „Wir machen das schon seit mindestens zehn Jahren, mit steigenden Besucherzahlen“, sagt die Wirtin Ute Raisch. Übertragen werden nur die Deutschlandspiele. Bei gutem Wetter sperrt die Familie Raisch sogar die Straße und stellt zwei Großleinwände auf, für bis zu 500 Zuschauer. Bei einer Unwetterwarnung gibt es nur eine Leinwand. Bis zu 300 Leute finden dann nur noch Platz in der Gaststube und dem überdachten Hof. In Leonberg organisiert der TSV Höfingen gemeinsam mit der Gastronomie Glemstal ein Public Viewing. Auf einer LED-Leinwand können Zuschauer die Spiele von der Tartanbahn aus verfolgen. Bis zu 1000 Personen finden dort Platz, auf der Terrasse des Restaurants sind zusätzlich hundert Plätze. Auch dort stehen Bildschirme. Neben den großen Public Viewings für Hunderte oder gar Tausende Zuschauer bieten viele Kneipen sowie auch Vereine kleinere Events zum gemeinsamen Fußballschauen in ihren Räumen oder auch im Freien an. So kann man in Sindelfingen auch beim Breuningerland sowie in einem Café am Berliner Platz auf dem Goldberg mit gleichgesinnten Fußballfans fiebern. In Weil der Stadt stellt der Pächter der Stadionkneipe mehrere Bildschirme auf. Ähnliche Aktionen gibt es auch in vielen anderen Kommunen im Kreis.