Begehrte Schokoriegel: der Fair-o-mat am Fellbacher Gymnasium Foto: Stoppel

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt an den Schulen im Landkreis immer mehr Bedeutung. Am Fellbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium gibt es die veganen Gummibärchen in einem von einer AG betreuten Automaten.

Wie heißt es in Goethes Drama „Faust“ so treffend: „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie!“ Doch das wahre Verständnis für das Wichtige im Leben und in der Welt erreicht man vor allem über die Praxis – und ist dann womöglich deutlich schlauer als zuvor. Das gilt auch bei so hehren Zielen wie Bewahrung der Schöpfung, Nachhaltigkeit, bewusste Ernährung, gerechte Lebensmittel – so, wie seit einigen Wochen am Fellbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium.

Besorgt werden die Produkte im Fellbacher Weltladen

Als sehr solides, geradezu handfestes Medium für den Praxistest dient der eigens angeschaffte Fair-o-mat. In etlichen Schulen im Rems-Murr-Kreis gibt es derartige Automaten schon, in Fellbach bereits an der Swiss International School und am Gustav-Stresemann-Gymnasium in Schmiden. Finanziert wurde die Anschaffung durch das Preisgeld, das die Stadt Fellbach für die erfolgreiche Teilnahme der Weltwochen an dem Wettbewerb „Meine. Deine. Eine Welt“ erhalten hat. Am FSG hat eine Arbeitsgemeinschaft, bestehend vorwiegend aus rund einem Dutzend Zehnt- und Elftklässler, die Aufsicht über den Automaten übernommen. Unterstützt von Stefanie Hiel, einer jungen Lehrerin für Gemeinschaftskunde, Wirtschaft und Deutsch, befragen sie regelmäßig die anderen Schülerinnen und Schüler nach ihren Kundenwünschen und überprüfen die Mechanik, damit „Hänger“ in der Apparatur schnell beseitigt werden. Besorgt werden die Produkte über den Fellbacher Weltladen des Vereins für eine gerechte Welt mit Winfried Bauer als Ansprechpartner.

„Zehn fair gehandelte Leckereien haben wir im Angebot“, berichtet Nele Rehner, etwa Schokoriegel und Gummibärchen – natürlich vegan. Und wie schmecken die? „Die Konsistenz ist anders, weicher, es ist ja keine Gelatine drin“, sagt Hannes Rieth. Er gehört zu den Wirtschaftsexperten der AG, sein Fachwissen ist wichtig, „wir wollen ja keine Verluste machen“, sagt er.

Anfängliche Reparaturen am Münzeinwurf

Grundsätzlich steht bei dem Projekt der Nachhaltigkeitsgedanke im Vordergrund. „Wir haben keine gekühlten Produkte, der Apparat kommt ohne Strom aus, wir benötigen keine Steckdose“, sagt Luka Ellwanger, der in Waiblingen wohnt und sich an diesem Wochenende auch bei der dortigen Remsputzete engagiert. Der Automat, den die Schüler erst mal zusammenbauen mussten, funktioniert rein mechanisch – und gibt auch kein Wechselgeld heraus, weshalb 50 Cent beziehungsweise Ein- oder Zwei-Euro-Münzen eingeworfen werden müssen. Anfangs blieb manche Münze auch mal hängen, doch an dem Automaten lässt sich auch das handwerkliche Geschick schulen, sodass nach einigen kleineren Reparaturen mittlerweile keine Probleme mehr auftreten.

„Vor allem den jüngeren Schülern macht dieses mechanische Drehen Spaß“, sagt Schülersprecher Noam Bubeck – was Schulleiter Alexander Ackermann sogleich an die beliebten Kaugummiautomaten seiner Jugend erinnert. Das Lager für die Nachbefüllungen des Fair-o-mats befindet sich übrigens im Lehrerzimmer. „Das faire Essen kommt auch bei den Kolleginnen und Kollegen gut an“, weiß Stefanie Heil. Aber keine Sorge: „Das ist alles abgeschlossen und sicher verwahrt.“ Das Naschen von fairen Schokoriegeln gibt es auch für den Oberstudienrat eben nur über den Münzeinwurf.