Szene aus „Kiss me, Kate“ Foto: Weller

Bunte Glühbirnen über dem Marktplatz von Schwäbisch Hall: Die Freilichtspiele Schwäbisch Hall eröffnen ihre diesjährige Saison auf der großen Treppe vor St. Michael mit dem Musical „Kiss me, Kate“ von Cole Porter.

Schwäbisch Hall - Bunte Glühbirnen hängen über dem Marktplatz von Schwäbisch Hall. Doch hier findet keine lauschige Gartenparty statt, sondern es wird Cole Porters Musical „Kiss me, Kate“ zur Eröffnung der Freilichtspiele gespielt auf der großen Treppe vor St. Michael.

Und Intendant Christoph Biermeier hat inzwischen Erfahrung damit, die ganz große Inszenierungskarte zu ziehen. Alle Akteure sind sehr knallig-bunt gewandet und geschminkt, manche agieren da schon an der Grenze zur Karikatur ihrer Figur. Und es gibt keine Körperbewegung, die nicht in irgendeiner Weise choreografiert ist. Das ist schon eine sehr illustre Truppe, die hier zusammengekommen ist, um „Der Widerspenstigen Zähmung“ von William Shakespeare umzusetzen. Denn Letzterer ist mit seinem 450. Geburtstag der imaginäre Faden, der sich durch diese ganze Saison in Hall zieht.

Doch das Äußere ist das eine, hier gibt es ja noch die fantastische Musik von Cole Porter. Und dem musikalischen Leiter Walter Kiesbauer ist es wieder gelungen, Musiker um sich zu scharen, die sich mit viel Hingabe dieser Musik mit großen melodischen Bögen, Jazz, Popular-Musik der 1940er Jahre und einem Schuss Operettenseligkeit widmen.

Und dazu bedarf es aber auch Sänger, die dies umsetzen können. Und auch da schöpfen die Freilichtspiele mittlerweile aus dem Besten dieses Faches. Das gilt etwa für Stephanie Theiß in der Hauptrolle. In Hall zum ersten Mal, bei den Schauspielbühnen Stuttgart schon des Öfteren zu sehen, genießt sie hier den großen Raum und das orchestrale Fundament, um alle Register ihrer Stimme zu ziehen. Sogar kleine Ausflüge ins Opernfach gelingen ihr gut. Und wenn es um Männer geht, stimmt sie ziemlich raue Töne an. Entsprechendes gilt auch für Melanie Starkl als vermeintliche Gegenspielerin Lois, die schon öfters in Hall zu sehen war.

Es ist sehr berührend, wie sie ihren Traum als unbedeutende Musicaltänzerin beschreibt, die hier endlich mal für eine große klassische Produktion engagiert wurde. Dass daraus nicht wirklich was wird, dafür sorgen Karim Khawatmi als Produzent, Hendrik Schall als Bill Calhoun sowie Ernst Matthias Friedrich und Steffen Schortie Scheumann als zwei Ganoven, die mit dem Song „Schlag nach bei Shakespeare“ ihre Visitenkarte abgeben.

Auch Randfiguren können inzwischen gewichtig besetzt werden, etwa die Rolle der Garderobiere Hattie. Lana Gordon hatte schon einige starke Auftritte auf der Großen Treppe in Schwäbisch Hall als Sängerin mit viel Soul-Gefühl und einer entsprechenden Körpersprache. In „Viel zu heiß“ übertrifft sie sich wieder einmal mit einer ziemlich gewagten Choreografie. Es gehört zu diesem Stück, dass alles im Guten endet. So kann es weitergehen in diesem Shakespeare-Jahr.

weitere Aufführungen bis zum 9. August. Karten unter 07 91 / 751 600