Die Waldwirtschaft sollte aus Sicht des Nabu in der Hand von ForstBW bleiben Foto: dpa

Mit interaktiver Grafik - Der Naturschutzbund (Nabu) ist der größte Umweltverband im Land und hat jetzt die 80 000-Mitglieder-Marke geknackt. Für die grün-rote Landesregierung gab es beim Jahresbericht am Dienstag Lob. Ans Bundeskartellamt wurde ein Appell gerichtet.

Stuttgart - Gleich mit zwei Themen konnte die Landesregierung 2013 beim Nabu punkten: Mit dem ersten Nationalpark in Baden-Württemberg im Schwarzwald und mit der Zertifizierung des Staatswalds nach dem FSC-Gütesiegel. Die gemeinnützige Organisation FSC verleiht das Siegel für nachhaltige Forstwirtschaft. „Die Richtlinien für Tannen und Buchen sind geändert worden“, erklärte der Nabu-Landesvorsitzende, André Baumann am Dienstag. Die großflächige Waldwirtschaft werde aufgegeben, stattdessen würden in den Parzellen nur einzelne dieser Nadel- und Laubbäume entnommen. Was zurück bleibe, wirke wie Urwald und sei ökologisch und ökonomisch sinnvoller als „nur kniehohe Wälder“, die bei großflächiger Waldwirtschaft entstünden. So hat der Staatswald nun das FSC-Siegel für 2014.

Für diese geänderte Bewirtschaftung zollte der Nabu ForstBW Lob. Der Landesbetrieb ist bislang auch noch für die Vermarktung des Holzes im in den kommunalen und privaten Wäldern zuständig. Aus Sicht des Nabu hat sich das bewährt: „Dort sitzen Fachleute, die die Kreis- und Gemeinderäte beraten können, die selbst ja keine forstwirtschaftliche Ausbildung haben.“ Doch jetzt muss die Waldbewirtschaftung in Baden-Württemberg komplett neu strukturiert werden. Das Bundeskartellamt verlangt, dass der Staatswald künftig von den übrigen Wäldern abgetrennt wird und der seit den 1950-er-Jahren bestehende Einheitsforst aufgelöst wird. Die Kartellwächter wollen von 2015 an verbieten, dass der Landesbetrieb ForstBW das Nadelstammholz aus dem Staatswald sowie aus den Kommunal- und Privatwäldern aus einer Hand vermarktet.

Dies könnte aus Sicht des Nabu fatale Folgen haben: „Die Kollateralschäden könnten sehr hoch sein“, sagte Baumann am Dienstag. Der Nabu befürchtet „einen enormen Rückschritt für den Wald in Baden-Württemberg“. Es sei nicht auszuschließen, dass private Waldbesitzer oder Städte und Gemeinden durch den Holzeinschlag schnelles Geld machen wollten. So könnten etwa vor Wahlen, wenn politische Erfolge vorgezeigt werden sollten, Waldflächen gerodet werden, um mit dem Erlös Prestigeprojekt zu realisieren, so Baumann. Wenn Forstwirtschaft nach Kassenlage betrieben werde, seien die mittlerweile hohen Standards bei der Waldbewirtschaftung in Gefahr. Der Nabu appelliert deshalb an das Bundeskartellamt, neben dem Wettbewerb auch diese Auswirkungen zu berücksichtigen und den v vorläufigen Beschluss noch abzuändern.

Optimistisch verfolgt der Verband die Entwicklung im Schwarzwald. Der Nationalpark sei ein Meilenstein, so Baumann: „Die Landesregierung hat die Ausweisung sehr professionell umgesetzt.“ Die Ausstattung der Verwaltung lasse kaum zu wünschen übrig. So gibt es dort derzeit 31,5 Planstellen, im Laufe des Jahres 63 und bis 2016 dann 89 Stellen.“Damit könnte der Nationalpark der beste in Deutschland und der EU werden“, so Baumann. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse eine nachhaltige Mobilität in und um den Nationalpark geschaffen werden – am besten mit Elektrobussen. Zudem soll der nachhaltige Tourismus gefördert werden. Bestehende „Hotelruinen“ sollen durch Neubauten ersetzt werden. Und es gelte, Mittel aus der EU zu holen – die personelle Ausstattung sei also gerechtfertigt.